Vier Jahre lang prägte Wataru Endo das Spiel des VfB Stuttgart – bis zu seinem Abschied 2023. So weit ist Kaishu Sano beim 1. FSV Mainz 05 noch nicht. Allerdings war für ihn der Sprung auch deutlich größer, und gemessen daran kann er bereits auf einen steilen Aufstieg zurückblicken.
VfB-Legende effektiver in der Offensive
Für Wataru Endo, damals 26 Jahre alt, war Stuttgart im Sommer 2019 schon die zweite Station in Europa. In der Saison zuvor spielte er für den belgischen Klub K. Sint-Truidense VV. Seine erste Spielzeit mit dem VfB verbrachte Endo zudem in der 2. Liga, was den Start zusätzlich erleichterte. Dennoch dauerte es bis zum 12. Spieltag, ehe er zu seinem ersten Saisoneinsatz kam. Zwei Spieltage später stand er erstmals in der Startelf.
Für Kaishu Sano hingegen, der bei seinem Start in Mainz drei Jahre jünger war, ging es direkt von Null auf Hundert. Seine Startelfquote liegt bei 100 Prozent. Seine Verpflichtung im Sommer 2024 ist eine Erfolgsgeschichte. Sano, der mit Mainz am Samstag auf den VfB Stuttgart (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) trifft, ist einer von acht japanischen Spielern, die derzeit in der Bundesliga aktiv sind.
Von der Größe her ähneln sich Endo (1,78 Meter) und Sano (1,76 Meter), doch beim Gewicht gibt es einen deutlichen Unterschied. Im Vergleich zu Endo (77 Kilogramm) bringt Sano zehn Kilogramm weniger auf die Waage. Der Zweikampfhärte tut das keinen Abbruch. Mit 203 gewonnenen Duellen weist Sano den viertbesten Wert von über 400 Bundesligaprofis auf. Zudem beeindruckt er mit guten Gegenpressing-Aktionen und beim Abfangen von gegnerischen Bällen.
Was ihm im Vergleich zu Endo noch fehlt, sind herausragende Aktionen in der Offensive. Endo hat sich mit seinem Tor in der Nachspielzeit am letzten Spieltag der Saison 2021/22 unsterblich gemacht. Mit dem Treffer zum 2:1 gegen den 1. FC Köln sicherte er dem VfB den Klassenerhalt und verdiente sich den Spitznamen „Legendo“. Sanos Führungsqualitäten schlummern noch im Verborgenen, was mit seiner sehr zurückhaltenden Art zu tun hat.
Lob von Burkardt und Henriksen
Anfangs hatte der Japaner Respekt davor, Bälle zu erobern und seine spielerischen Qualitäten in der Offensive einzubringen, mittlerweile läuft es besser. „Wenn er noch einen Tick aus sich herauskommt, ist er ein unglaublich kompletter Mittelfeldspieler. Wie er springen kann, wie clever er in den Zweikämpfen ist – und das alles, ohne ein Wort zu verstehen. Das muss ein sehr kluger Junge sein, der aus einer sehr schwierigen Situation kam und sofort reingeschmissen wurde“, sagte der stellvertretende Kapitän Jonathan Burkardt.
„Einen Spieler wie Kaishu zum Lachen zu bringen, ist schwierig, weil er eher introvertiert ist“, ergänzte Trainer Bo Henriksen. Es dauerte eine Weile, bis das Eis geschmolzen war. Erst nach einem längeren Gespräch zwischen Sano, seinem Nebenmann auf der Doppelsechs, Nadiem Amiri, und Henriksen „haben wir richtig gemerkt, dass er gerne hier ist“, erinnerte sich der Trainer. Das machte sich auch auf dem Platz bemerkbar. Sano ist spielfreudiger geworden.