RB Leipzig will und muss nach vier sieglosen Ligaspielen den Negativlauf stoppen und Platz vier festigen. Trainer Marco Rose vertraut darauf, dass die erste volle Trainingswoche seit einem Monat am Sonntag gegen St. Pauli auch die entsprechenden Früchte tragen wird.
Poulsen fällt mit erneuter Oberschenkelblessur aus
Es waren nach dem besten Saisonstart der Vereinsgeschichte die beiden Nullnummern gegen Union Berlin und beim FC St. Pauli, als bei RB Leipzig im September die Stimmung jäh kippte und der Aufsichtsratsboss Oliver Mintzlaff im großen kicker-Interview mahnende Worte Richtung Trainer und Mannschaft äußerte, die im Klub bis heute nachhallen. Jetzt stehen Marco Rose und sein Team nach einem erneut trostlosen 0:0 bei Union Berlin vor dem Rückspiel gegen St. Pauli, und die Stimmung im Vorfeld ist wieder merklich angespannt.
Rose weiß, dass nach vier sieglosen Bundesliga-Spielen – eine längere Negativserie hatte RB seit dem Aufstieg 2016 noch nie – alles andere als ein Heimerfolg am Sonntag ein weiterer Dämpfer wäre. Er weiß aber auch, wie schnell im Fußball das Pendel auch umschlagen kann. Vielleicht im Vertrauen darauf machte der Coach bei der Pressekonferenz am Freitag einen sehr ausgeglichenen und keineswegs angespannten oder gar genervten Eindruck. „Wir sollten für uns die Chance sehen, die Dinge wieder in eine gute Richtung lenken zu können“, sagte er und gab als Kernforderung aus: „Wir müssen in einen Modus kommen, wo wir das Selbstverständnis wieder konstant auf den Platz bringen.“
Rose: „Es ist nicht so tief vergraben“
Das war in den vergangenen Wochen nur sporadisch der Fall, Rose zählte am Freitag die ersten 30 Minuten bei Sturm Graz (0:1), die 3:0-Halbzeit beim 3:3 in Bochum sowie die erste Hälfte in Stuttgart (1:2) dazu. Unterm Strich jedoch reichten diese laut Rose „ordentlichen Ansätze“ in keinem der drei Spiele, um am Ende siegreich zu sein.
Diese Schwankungen und Anfälligkeiten innerhalb eines Spieles ziehen sich wie ein roter Faden durch die RB-Saison, deshalb fordert Rose: „Wir müssen uns das Selbstverständnis erarbeiten. Wir haben schon in der Woche versucht, es uns zurück zu holen.“ Ein tiefgreifendes Problem sieht er diesbezüglich bemerkenswerterweise nicht: „Ich glaube auch, dass es nicht so tief vergraben ist, sondern dass wir Kleinigkeiten brauchen wie beispielsweise eine gute Trainingswoche.“
Die jüngsten Tage ohne englische Woche stimmen den Coach da zuversichtlich. „Ganz neu und anders“ sei der bisherige Wochenverlauf gewesen, „du hast mal wieder ein Gefühl für die Jungs bekommen, ohne gleich ans nächste Spiel denken zu müssen. Und wir hatten sogar noch Zeit für Spaß“. Freilich werde es gegen St. Pauli „nur mit Spaß nicht gehen“, mahnte Rose, ist aber überzeugt: „Ich glaube schon, dass es uns helfen wird, dass wir jetzt mehr Trainingszeit haben.“
Grundordnung offen, Kampl gesetzt
Mit welcher Grundordnung er die Partie gegen den Aufsteiger, der über die zweitbeste Abwehr der Liga verfügt, bestreiten will, ließ er offen. Durch die Rückkehr von Verteidiger Castello Lukeba, der nach zwei Teileinsätzen vor dem Startelf-Comeback steht, bietet sich die Umstellung von Dreierreihe auf Viererkette an, doch festlegen wollte sich Rose darauf nicht. Klarer wurde er indes bei der Besetzung der Doppelsechs im Mittelfeld, auf der ohne den weiterhin verletzten Xaver Schlager die Wahl zwischen Nicolas Seiwald, Amadou Haidara, Arthur Vermeeren und Kevin Kampl fällt. Der Routinier ist dabei praktisch gesetzt. „Wenn Kevko fit sein sollte, dürfte man ihn in der Anfangself erwarten“, so Rose.
Nedeljkovic und Gomis erstmals im Kader
Für die beiden Last-Minute-Transfers gilt dies freilich nicht, aber mit einem Kaderplatz dürfen Linksverteidiger Kosta Nedeljkovic (19) und Offensiv-Allrounder Tidiam Gomis (18) rechnen. „Er ist ein guter Junge, ein kerniger Typ, der noch mehr Verteidiger ist als Ridle Baku“, sagte Rose über den von Aston Villa ausgeliehenen Nedeljkovic, zeigte sich von Statur und Speed des serbischen Nationalspielers beeindruckt: „Die ersten beiden Trainingstage sahen gut aus, trotzdem soll er erst einmal ankommen.“
Das gilt erst recht für den vom abstiegsbedrohten französischen Zweitligisten SM Caen geholten Gomis, für den der Schritt ein noch deutlich größerer ist. Allerdings ist für ihn die Konkurrenz im Sturm weitaus geringer. Nachdem sich Urgestein Yussuf Poulsen im Training am Mittwoch erneut eine Oberschenkelblessur zugezogen hat, klafft im Angriff hinter den gesetzten Lois Openda und Benjamin Sesko eine riesige Lücke.