Der HSV ist weiterhin ohne Mittelstürmertor. Die Kritik, insbesondere in den Fanforen, entzündet sich spätestens seit dem 1:4 in Köln vor allem an Ransford Königsdörffer. Trainer Merlin Polzin hält vor der Partie gegen Dortmund deshalb ein flammendes Plädoyer für den 24-Jährigen – eine Einsatzgarantie aber gibt er ihm nicht.
HSV-Trainer stützt den im Internet attackierten Stürmer
Königsdörffers Vortrag von Köln unterschied sich ganz wesentlich von den bisherigen. Erstmals fehlte dem im Sommer zum Mittelstürmer Nummer 1 beförderten Aufstiegshelden nicht nur das Tor, sondern auch die Energie, er patzte vor dem gegnerischen und dem eigenen Tor. Die Folge: Heftige Kritik, die vor allem in den sozialen Netzwerken die Grenzen des Erträglichen überschritten hat. Polzin ruft nicht nur zur Besonnenheit auf, er nennt auch die Nordtribüne als Vorbild für jene Werte, für die der HSV stehen will.
„Er geht relativ cool damit um, weil er weiß, welche Leute wichtig sind“
Die Gemütsverfassung des gebürtigen Berliners hat Merlin Polzin in den ersten Tagen dieser Trainingswoche intensiv beobachtet und sagt: „Er geht relativ cool damit um. Weil er weiß, welche Leute in solchen Situationen entscheidend sind. Und das sind seine Mitspieler, unser Trainerteam. Alles andere sind Dinge, aus denen man durchaus Motivation ziehen kann, wobei es für Ransi überhaupt nicht darum geht, irgendjemandem etwas beweisen zu müssen.“ Der Trainer stellt vor dem Duell mit dem Top-Gegner klar: „Er ist maßgeblich daran beteiligt, dass wir jetzt gegen Borussia Dortmund spielen dürfen.“
Polzin ruft ganz offen zu einem anderen öffentlichen Umgang mit Königsdörffer auf und sagt: „Die Nordtribüne unterstützt uns immer optimal und gibt ein gutes Beispiel, von dem könnten sich einige in der Social-Media-Welt eine Scheibe abschneiden.“ Intern, das versichert der ab dem morgigen Freitag 35-Jährige, genießt der Angreifer ohnehin die volle Rückendeckung: „Wir nehmen wahr, wie Teile des Umfelds damit umgehen, dass einem Spieler von uns momentan das Abschlussglück fehlt, aber der Umgang des HSV ist es, unsere Jungs nicht nur dann zu unterstützen, wenn alles super läuft, sondern gerade auch dann, wenn die Kritik größer wird. Gerade dann müssen wir zusammenstehen.“
Der Trainer lobt abermals den sportlichen Wert des schnellen Angreifers („Er hat entscheidend dazu beigetragen, dass wir uns im Spiel mit dem Ball weiterentwickelt haben“), er garantiert ihm aber nicht den erneuten Startplatz. Und das liegt nicht nur an der Trefferflaute und der zuletzt fallenden Formkurve, sondern auch an der Entwicklung von Yussuf Poulsen. Der Däne hatte zuletzt bei drei Jokereinsätzen in Folge seine Einsatzzeit gesteigert, und Polzin deutet mehr als nur an, dass der nächste Schritt für den Kapitän bevorsteht.
„Yussi tut uns mit seiner Erfahrung jetzt schon gut, und er wird das immer mehr tun“, erklärt der Trainer und sieht auch die körperlichen Voraussetzungen bei dem 31-Jährigen inzwischen gegeben. „Er wäre schon in den letzten Wochen bereit zu mehr gewesen, aber es war und ist wichtig, dass wir ihn mit seiner Vorgeschichte behutsam aufbauen.“ Gegen den BVB könnte der Moment seines Startelf-Debüts im HSV-Trikot kommen: „Er ist definitiv bereit, mehr zu spielen als zuletzt.“

