Gute Nachrichten für den SC Freiburg und den DFB: Noah Atubolu ist nach seiner Schulterverletzung zurück im Teamtraining. Das Comeback des Stammkeepers könnte im Kampf um die Champions League zum Pluspunkt werden – wie auch für die U 21 bei der EM.
Reicht es für das Leverkusen-Spiel?
Florian Müller hat die Erwartungen erfüllt. Der 27-Jährige hat in den jüngsten fünf Einsätzen für den Sport-Club seine Erfahrung von zuvor schon 125 Bundesligaspielen eingebracht und war insgesamt ein stabiler Vertreter von Noah Atubolu im Freiburger Tor – nach einem unglücklichen Start.
Zunächst konnten Müller und Kollegen die Heimniederlage gegen Union Berlin nicht mehr verhindern, als der Back-up am 27. Spieltag nach knapp einer Stunde beim später auch finalen Stand von 1:2 für den an der Schulter verletzten Atubolu eingewechselt worden war. Müller kassierte zwar in dieser Partie kein Gegentor, dafür gleich vier im direkt folgenden Heimspiel gegen Dortmund (1:4) und hinterließ dabei, wie viele Mannschaftskameraden, nicht den besten Eindruck.
Im Endspurt könnten Top-Torwartleistungen nötig sein
Der SC schien als vormals zweitbestes Heimteam nach diesen beiden eher überraschenden Schlappen vor eigenem Publikum als Siebter auf dem absteigenden Ast im Rennen um die Europapokalplätze. Drei Spieltage später aber stehen die Breisgauer nach einer Siegesserie plötzlich in den Top 4. Die erstmalige Qualifikation für die Champions League ist möglich – wie bereits in den vergangenen drei Saisons, als es jedoch jedes Mal doch nichts wurde mit der Königsklasse.
Vor den entscheidenden drei Partien könnte Atubolus Rückkehr der ohnehin aktuell selbstbewussten Mannschaft zusätzlichen Schwung verleihen. Müller agierte zuletzt dreimal im besten Sinne stabil (jeweils kicker-Note 3,0), zeichnete als Keeper jedoch nicht maßgeblich mitverantwortlich für die Siege in Gladbach (2:1), gegen Hoffenheim (3:2) und in Wolfsburg (1:0). Die zuletzt erfreuliche defensive Null bei den Wölfen kam vor allem durch eine konsequente, kollektive Verteidigungsarbeit der Feldspieler während der langen Überzahl zustande, Müller musste keinen schwierigen Ball parieren. Bei Wolfsburgs einziger Torchance schoss Jonas Wind knapp am Tor vorbei.
Atubolu hat sich in allen Bereichen verbessert
Im kniffligen Endspurt mit Heimspielen gegen Leverkusen und Frankfurt sowie der Auswärtsaufgabe beim jüngst aufgeblühten Abstiegskandidaten Kiel könnte es auch auf Top-Torwartleistungen ankommen, um die aktuelle Top-4-Platzierung zu halten. Atubolu hat sich in seiner zweiten Saison als Nummer 1 in allen Bereichen weiterentwickelt und an einigen Punktgewinnen und Siegen seines Teams mit starken Leistungen einen wesentlichen Anteil. Sowohl in den Kernkompetenzen rund um die Torverteidigung hat sich der 22-Jährige verbessert, als auch in seiner ohnehin mutigen und mitunter risikoreichen Art des Mitspielens mit dem Fuß. In beiden Bereichen sank die Fehlerquote. Seine Ausstrahlung hat auch deshalb an Souveränität und Überzeugungskraft gewonnen.
Nun bleibt abzuwarten, wann genau Atubolu auf den Wettkampfrasen zurückkehrt. An diesem Mittwochvormittag nahm er erstmals wieder am kompletten Mannschaftstraining teil, nachdem er mit einem individuellen Aufbauprogramm nach seiner Ende März erlittenen Kapselverletzung in der linken Schulter herangeführt worden war.
- Wäre der SC Freiburg für die Champions League gewappnet?
Schuster entscheidet über Zeitpunkt
Gibt Atubolu schon gegen Leverkusen schon sein Comeback? Ausgeschlossen ist ein solches Szenario nicht, bleiben bis zum Spiel am Sonntag schließlich noch drei weitere Trainingstage Zeit, um Rhythmus aufzunehmen. Letztlich wird es nach Beratungen mit Atubolu und Torwarttrainer Michael Müller eine Entscheidung von Chefcoach Julian Schuster sein, ob er seinen Stammkeeper schon wieder von Beginn an ins Rennen schicken wird.
Spätestens für die Partien in Kiel und gegen Frankfurt sollte Atubolu nach aktuellem Stand aber wieder bereit sein, um auf dem Rasen mit den übrigen SC-Profis um das Traumziel Königsklasse zu kämpfen. Bei aktuell vier Punkten Vorsprung auf die siebtplatzierten Mainzer stehen die Chancen zwar gut, generell zum dritten Mal in vier Saisons in den Europacup einzuziehen. Auch wegen des mit Abstand schlechtesten Torverhältnisses (-3) in der Spitzengruppe ist allerdings auch die Gefahr real, wie in der vergangenen Saison komplett leer auszugehen.
Auch bei der U-21-EM was gutzumachen
Das will natürlich auch Atubolu unbedingt vermeiden, der durch bereits elf Partien in der Europa League längst selbst auf den Geschmack europäischer Abende gekommen ist. Ein internationales Highlight wartet auf den gebürtigen Freiburger jedoch auch unabhängig vom Ausgang der Bundesliga-Saison.
Im Juni in der Slowakei steht für Atubolu schon seine zweite EM-Endrunde als Torwart der deutschen U-21-Nationalmannschaft an. Daher ist seine schmerzfreie Rückkehr ins Mannschaftstraining auch eine sehr gute Nachricht für die DFB-Junioren um Trainer Antonio Di Salvo.
Wie mit dem SC in Bezug auf das verpasste Europacup-Ticket in der vorigen Saison, hat Atubolu auch mit der U 21 etwas gutzumachen. Bei der vergangenen EM-Endrunde 2023 in Georgien hatte das deutsche Team mit dem Aus nach der Gruppenphase enttäuscht – nach drei Finalteilnahmen mit zwei EM-Titeln in den drei Turnieren davor.