Mit der Verpflichtung des neuen Sportchefs Olaf Rebbe verbindet Bundesliga-Schlusslicht Holstein Kiel große Hoffnungen für die Zukunft. Und dies selbst für den Fall des Abstiegs. Oder entpuppt sich der 46-Jährige gar als moralische Soforthilfe im Kampf um Platz 16?
Störche mit neuem Sportchef
Andere Klubs wechseln in der sportlichen Not den Trainer, Bundesliga-Schlusslicht Holstein Kiel besetzt im Endspurt um Platz 16 die Position des Geschäftsführers Sport neu. Carsten Wehlmann (52) wurde am vergangenen Karfreitag freigestellt. Am Mittwoch stellten die Störche dessen Nachfolger Olaf Rebbe offiziell vor.
„Ich habe die Mannschaft von außen so wahrgenommen, dass in Sachen Punktausbeute noch mehr möglich gewesen wäre. Ich gehe mal optimistisch von noch sechs Spielen aus“, sagte der 46-Jährige mit Blick auf die drei Punkte Rückstand auf den 1. FC Heidenheim, die vier Spieltage vor dem „regulären“ Finale noch auf die Relegation hoffen lassen.
Rebbe will für Klarheit sorgen
Beim Thema „Soforthilfe“ übte sich der zuletzt als Sportdirektor für den 1. FC Nürnberg (April 2021 bis Februar 2025) tätige Rebbe derweil in Zurückhaltung: „Ich möchte dem Trainerteam eine starke Stimme verleihen und in der Mannschaft für Klarheit sorgen.“ Welche symbolischen Utensilien er zu diesem Zweck aus seinem reichlich gefüllten Handwerkskoffer, zusammengestellt auf seinen Stationen bei Werder Bremen, VfL Wolfsburg, Huddersfield, PAOK Saloniki und Nürnberg, im hohen Norden auspacken wird, ließ der in Waiblingen geborene und in der Lüneburger Heide aufgewachsene Rebbe offen.
Immerhin verriet der neue starke Mann der Störche vor dem immens bedeutsamen Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag: „Unser Direktor Profifußball Jan Uphues wird auf der Trainerbank sitzen. Ich werde auf der Tribüne stehen. Weil ich bei den Spielen zu nervös bin, um zu sitzen.“
„Die hier handelnden Personen haben Visionen. Der Trainer hat einen klaren Plan, lässt junge Spieler auch spielen. Das ist eine tolle Basis.“ (Olaf Rebbe)
Der Einstieg in Kiel sei ihm leicht gefallen, so Rebbe weiter. Auch deshalb, weil er sich mit Cheftrainer Marcel Rapp in den vergangenen Jahren immer mal wieder ausgetauscht habe und dessen Assistenten Dirk Bremser bereits seit gemeinsamen Tagen in Wolfsburg kenne. Er habe großen Respekt vor dem außergewöhnlichen Weg des Klubs in den zurückliegenden zehn Jahren. „Die hier handelnden Personen haben Visionen. Der Trainer hat einen klaren Plan, lässt junge Spieler auch spielen. Das ist eine tolle Basis. Deshalb ist Holstein Kiel auch eine Top-Adresse für junge Spieler“, begründete Rebbe, der den Begriff Teamarbeit in den Vordergrund rückte, seine Entscheidung pro Holstein.
Dr. Stefan Tholund (66), Vorsitzender des für die Einstellung des Sportchefs zuständigen Aufsichtsrates, spielte den verbalen Doppelpass. Rebbe verkörpere die DNA der KSV Holstein, stehe für die Entwicklung von Talenten, habe ein internationales Netzwerk im Gepäck und bringe mit seiner Erfahrung aus der facettenreichen Arbeit der Vergangenheit in vielerlei Hinsicht einen Mehrwert für die Störche.
Wehlmann schon länger in der Kritik
Zu dem für Außenstehende überraschenden Zeitpunkt der Freistellung von Wehlmann nach 13 Monaten am Karfreitag sagte Tholund, man habe seit zwei, drei Monaten im Aufsichtsrat über die Zukunft des ehemaligen Geschäftsführers Sport diskutiert. Bei aller Wertschätzung für dessen Arbeit sei die Zusammenstellung des Kaders beim Erstligaaufsteiger ein maßgeblicher Kritikpunkt gewesen. Eine endgültige Entscheidung über die Neubesetzung habe aber erst getroffen werden können, nachdem ein überzeugender Nachfolger gefunden worden war.
„Wir haben bei Holstein schlanke Strukturen. Wenn man aus dieser Führungsmannschaft einen herausnimmt, ohne einen Nachfolger zu haben, entsteht eine große Lücke und damit ein Riesenproblem“, erklärte Tholund, der durch Rebbes Expertise eine Schubwirkung sowohl für die noch zweigleisige Planung der Profimannschaft als auch für die weitere Qualitätserhöhung des Nachwuchsleistungszentrums erhofft.