Union Berlin muss gegen den Hamburger SV das Spiel machen. Das soll am Sonntag auch ohne den gesperrten Chefcoach funktionieren.
Leite bleibt wohl im Team
Sebastian Bönig hat weit über 500 Pflichtspiele als Co-Trainer der Profis des 1. FC Union Berlin absolviert. Am Sonntag (19.30 Uhr, LIVE! bei kicker) im Heimspiel gegen den Hamburger SV wird der 44-Jährige, der den Job als Assistent mit Unterbrechung seit 2014 macht, erstmals offiziell den Chef mimen.
Steffen Baumgart, der eigentliche Boss, ist wegen seiner roten Karte in der Schlussphase der Partie bei Eintracht Frankfurt (4:3) für eine Begegnung gesperrt worden. Die Spekulationen, dass mit Danilo de Souza ein anderer „Co“ an Baumgarts Stelle treten könnte, sind seit Freitagnachmittag obsolet.
Bönig nahm sogar schon die Pressekonferenz vor der Partie gegen Aufsteiger Hamburger SV wahr – und das sehr souverän. Der frühere Kapitän der Eisernen wird am Spieltag auch vor und nach der Begegnung den Medien für Statements zur Verfügung stehen. „Wir haben uns zusammengesetzt, wir hatten natürlich viele Ideen und Gedanken. Am Ende war es die Entscheidung von Cheftrainer Steffen Baumgart. Ich freue mich auf die Aufgabe“, sagte Bönig. „Es ist zum ersten Mal der Fall sein wird, dass ich vorn in der ersten Linie stehe. Ich weiß aber, dass wir das als Team sehr gut annehmen werden.“
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Bis 30 Minuten vor dem Anpfiff kann auch Baumgart eingreifen, der den kommenden Gegner als Ex-Trainer des HSV natürlich kennt. Die Aufstiegsmannschaft der Hanseaten hat er zusammengestellt.
Aber nach dem Stinkefinger von Frankfurt, für den Baumgart 15.000 Euro Strafe an den DFB zahlen muss, wollte und will sich Baumgart offensichtlich ein bisschen zurücknehmen und den Medien keine weitere Angriffsfläche bieten. Das Wiedersehen mit seinem Ex-Klub hat damit auch etwas weniger Zündstoff.
Sportlich will Union an die Leistung von Frankfurt anknüpfen, obwohl der FCU nun selbst das Spiel machen muss. „Wir sind in dieser Woche natürlich auch schwerpunktmäßig auf den eigenen Ballbesitz eingegangen“, meinte Bönig.
Die in Frankfurt siegreiche Startformation dürfte auch gegen den HSV den Vorzug erhalten. Im Umkehrschluss würde dies bedeuten, dass Tom Rothe nach abgesessener Rotsperre auf der linken Innenverteidigerposition erst mal gegenüber Diogo Leite das Nachsehen hat.
Aufgeregt mit Kultstatus
Bönig gab an, vor jeder Union-Partie aufgeregt zu sein. Aber speziell bei den alteingesessenen Anhängern besitzt er Kultstatus. Sie haben nicht vergessen, dass er früher als Spieler nach Siegen gegen spezielle Gegner auf den Zaun stieg und Lieder anstimmte.
Außerdem ging der frühere Nachwuchsakteur des FC Bayern München im Sommer 2005 bei Union den Weg in die Viertklassigkeit mit. Quasi unsterblich machte er sich in Köpenick, als sein Vertrag 2009 mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga nicht verlängert wurde. Bönig beendete trotz Angeboten anderer Klubs seine Profikarriere – im Alter von 27 Jahren. Begründung: „Weil nach Union eigentlich nichts mehr kommen kann.“

