Wurfattacken wie der Feuerzeugwurf auf Patrick Drewes sind kein Neuland im deutschen Profifußball. Der kicker blickt auf ähnliche Fälle aus der Vergangenheit zurück.
Gladbach gleich mehrmals beteiligt
Wie muss ein Schiedsrichter auf einen Feuerzeugwurf reagieren? Ein Experte bei der Beantwortung dieser Frage ist sicherlich Schiedsrichter Martin Petersen. Denn er erlebte eine solche Ausnahmesituation am 14. Dezember vergangenen Jahres, als ein aus dem Union-Block geworfenes Feuerzeug Bochums Torwart Patrick Drewes am Kopf traf – bereits zum zweiten Mal in seiner Karriere: 2015 war Petersen in Osnabrück selbst Opfer einer Wurfattacke geworden.
Im damaligen Pokalspiel zwischen dem VfL und RB Leipzig hatte der Unparteiische das Spiel anschließend zunächst unterbrochen, ehe er es schließlich – anders als beim aktuellen Fall in Berlin – in der 71. Minute beim Stand von 1:0 für die Niedersachsen abbrach. Da das Feuerzeug aus der Osnabrücker Fankurve geworfen worden war, wertete das DFB-Sportgericht die Partie im Nachgang mit 2:0 für Leipzig – obwohl RB ein Wiederholungsspiel vorschlug.
Erstes Geisterspiel
Zuvor hatten sich zwar schon ähnliche Vorfälle im deutschen Profifußball ereignet, meist war allerdings ein Anhänger der zurückliegenden Mannschaft für die Wurfattacke verantwortlich gewesen.
Nur im November 2003 sorgte ein Fan des führenden Teams am Aachener Tivoli für einen ähnlichen Eklat: Nach einem Platzverweis von Alemannias Erik Meijer in der 71. Minute flogen Gegenstände aufs Spielfeld, einer erwischte Nürnbergs Trainer Wolfgang Wolf am Kopf. Die Franken setzten das Spiel anschließend nach einer Unterbrechung ohne ihren Coach und unter Protest fort, das 0:1 konnten sie in der verbleibenden Zeit aber nicht mehr abwenden.
Bestand hatte das Ergebnis aber nicht. Der DFB verordnete eine Wiederholungspartie unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das erste Geisterspiel im deutschen Profifußball entschied Aachen letztlich mit 3:2 für sich.
Kahn zweimal das Opfer
Für negative Schlagzeilen hatten unter anderem auch die Fans vom Karlsruher SC und Gladbach in zwei direkten Duellen gesorgt, jeweils als ihr Team zurücklag. Am 19. November 1988 flog ein aus dem KSC-Block geworfenes Feuerzeug an den Kopf von Borussias Christian Hochstätter, der daraufhin bei einem Pausenstand von 1:0 in der Kabine blieb. Ohne den gebürtigen Augsburger verspielten die Fohlen noch die Führung und verloren mit 1:3. Der DFB annullierte allerdings aufgrund des Feuerzeugwurfs das Ergebnis. Es fand ein Wiederholungsspiel im Wildpark statt, das 2:2 endete.
Rund fünf Jahre später „revanchierten“ sich die Gladbacher auf dem heimischen Bökelberg – diesmal in einer Pokalpartie. Zwei Minuten nach Wiederanpfiff – es stand 2:0 für den KSC – wurde Karlsruhes Oliver Kahn am Kopf von einer Kastanie getroffen. Der Torwart setzte das Spiel fort, musste kurz vor dem Ende trotzdem vorzeitig in die Kabine. Der Grund: Er kassierte wegen einer Notbremse Rot.
Ohne die etatmäßige Nummer eins unterlagen die Badener in der Verlängerung 3:5. Doch der KSC legte erfolgreich Protest ein und bekam eine zweite Chance aufs Achtelfinale: Auf neutralem Boden in Düsseldorf gewannen jedoch erneut die Borussen, diesmal mit 1:0.
Fortuna gewinnt durch DFB-Wertung höher
Kahn wiederum wurde im April 2000 in Freiburg noch ein weiteres Mal von einem Wurfgeschoss getroffen. Ein Jugendlicher hatte ihn mit einem Golfball abgeworfen, woraufhin in seinem Gesicht eine Platzwunde klaffte. Der Torhüter blieb erneut auf dem Feld und feierte mit Bayern München letztlich ein 2:1.
In Führung lag auch Fortuna Düsseldorf in einem „Skandalspiel“. Beim Gastspiel der Rheinländer in Kaiserslautern am 27. November 1976 brach Schiedsrichter Rudolf Frickel die Begegnung nach Flaschenwürfen in der 76. Minute beim Stand von 0:1 ab. Der DFB wertete es wenige Tage später gar mit 2:0 für die Flingeraner.
Der VfL Bochum derweil war, genau wie Petersen, in der jüngeren Vergangenheit schon einmal bei einem ähnlichen Vorfall beteiligt. Im März 2022 wurde Schiedsrichter-Assistent Christian Gittelmann von einem aus dem VfL-Block geworfenen vollen Bierbecher am Hinterkopf getroffen. Die Folge: Spielabbruch in der 69. Minute beim Stand von 2:0 für Gladbach – mit diesem Ergebnis wurde es auch nachträglich gewertet.