Beim FC Bayern kam er kaum zum Zug, doch Joao Palhinha denkt nicht an einen Abschied aus München.
Portugiese will sich bei Bayern durchbeißen
Wie sich das anfühlt mit einer gewonnenen Meisterschaft, das war für Joao Maria Lobo Alves Palhinha Goncalves im Gegensatz zu Harry Edward Kane nicht neu. Er durfte das ja bei Sporting in Lissabon schon erleben. Trotzdem freute sich der Portugiese nach dem 2:0 gegen Gladbach über einen „ganz besonderen Titel“. Nicht etwa, weil er dazu eher wenig beigetragen hatte, sondern weil es dem FC Bayern in der Vorsaison ja deutlich schlechter ergangen war.
Vielleicht wäre das in jener Vorsaison auch alles ganz anders und womöglich besser gelaufen, wenn Thomas Tuchel schon damals, im Sommer 2023, seine inzwischen berüchtigte „Holding Six“ bekommen hätte. Vielleicht hätte Leverkusen dann ja nicht jedes Spiel gewonnen. Weiß heute keiner.
Joao Maria Lobo Alves Palhinha Goncalves kam bekanntlich erst ein Jahr später, und Tuchel war schon wieder weg. Und Vincent Kompany, der auf Tuchel folgte, fand dann nicht so wirklich Verwendung für den robusten und gerne grätschenden Abräumer vor der Abwehr, weil die Kompany-Bayern in dieser Zone am besten gar nicht grätschen müssen. Sie sollen den Gegner hoch attackieren und den Ball schnell wieder gewinnen.
„Wenn jemand zeigen möchte, was er kann, dann ich.“ (Joao Palhinha)
Vor der Abwehrkette brauchen sie ballverteilende Strategen wie Aleksandar Pavlovic oder Joshua Kimmich, der sich dafür auch gerne in die Abwehrkette fallen lässt. Und Palhinha? Der ließ sich nie fallen, aber immerhin auch nicht unterkriegen.
Erst wurde er sporadisch als Joker eingesetzt, durfte zwischendurch sogar mal starten. Doch spätestens nach seinem im November bei der Nationalmannschaft erlittenen Muskelbündelriss fasste Palhinha kaum noch Fuß bei Bayern. „Keine leichte Zeit“ sei das gewesen, meinte der 50 Millionen Euro schwere Neuzugang und wurde später noch ein bisschen deutlicher: „Das war eine der schwierigsten, wenn nicht sogar die schwierigste Saison meiner Karriere.“
Statt zu grätschen und wie bei Fulham fast alle zwei Spiele mit einer Gelben Karte für gelegentlichen Übermut zu bezahlen, setzte Palhinha sich auf die Bank, durfte sich warmlaufen und später wieder hinsetzen. Und wenn er mal gebraucht wurde, sah er plötzlich Rot. In den sogenannten Crunch-Time-Spielen in der Champions League schmiss Kompany ihn gegen Leverkusen jeweils für ein paar Minuten rein. Und im Hinspiel hätte Palhinha sogar noch das 4:0 (und damit sein erstes Tor) erzielen müssen. Gegen Inter musste er dann 180 Minuten lang zuschauen, wie die Kollegen scheiterten.
Steine würden die Bayern ihrem fünftteuersten Einkauf der Klubgeschichte nach nur einer Saison nicht in den Weg legen, heißt es, wenn er denn gehen wollen würde. Dabei denkt Palhinha nach eigener Aussage überhaupt nicht an einen Abschied aus München. „Warum auch?“, entgegnet er stattdessen. „Ich bin bei einem der besten Klubs der Welt.“ Und er will um seine Chance kämpfen. „Ich habe Lust zu kämpfen“, versichert er. „Wenn jemand zeigen möchte, was er kann, dann ich.“
Der Wille ist da, aber von Palhinha muss fußballerisch mehr kommen
Man nimmt es dem trotzdem so oft strahlenden Portugiesen ab, ganz neu ist diese Situation schließlich nicht für ihn. Als Jungspund hatte auch Sporting einst wenig Verwendung für einen grätschenden Sechser, der stattdessen bei Braga ein Schlüsselspieler wurde, zurück zu Sporting ging und einer der Schlüsselspieler von Ruben Amorim wurde.
Damals allerdings war Palhinha noch Mitte 20, im Juli wird er immerhin schon 30 Jahre jung. Ein Talent ist er nicht mehr, fußballerisch muss er im Sommer eine gewaltige Schippe drauflegen. Denn das ist die Grundlage beim FC Bayern, danach darf dann gerne gegrätscht werden. „Ich werde alles tun, um meinen Wert zu beweisen“, sagt Palhinha. Aber dafür muss man ihn auch lassen.