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Jatta: Vom Abstellgleis auf die rechte Schiene

Emotionale Achterbahnfahrten hat Bakery Jatta schon viele in seinen neuneinhalb Jahren in Hamburg erlebt. So weit nach oben wie in der vergangenen Woche ging es lange nicht mehr für den Fanliebling des HSV. Er hat plötzlich wieder eine Perspektive.

Deshalb ist der HSV-Liebling wieder eine Alternative

Seine Tage in Hamburg waren gezählt. Und hätte Bakery Jatta im Sommer einem Wechsel oder Leihgeschäft zugestimmt, wäre das so besondere Kapitel zwischen dem Gambier und dem HSV bereits beendet, mindestens aber unterbrochen gewesen. Zwei schwere Bänderverletzungen mit langen Ausfallzeiten während der Aufstiegssaison hatten den 28-Jährigen komplett aus dem Rhythmus gebracht, spätestens ab Mitte der Vorbereitung war er ein Streichkandidat, musste in Spielformen oft abseits der Kollegen trainieren – bis sich bei einem Testspiel im November eine Perspektive auftat.

„Die Position ist nicht ganz neu für mich“

Beim 6:3-Sieg während der letzten Länderspielpause gegen den FC Groningen hatte Merlin Polzin den eigentlich Chancenlosen auf der rechten Schienenposition gebracht, und Jatta hatte seine noch im Sommer sichtlich fehlende Dynamik und Power zumindest wieder angedeutet. Die Botschaft des Trainers an den gelernten Flügelstürmer danach war: Mit taktischem Geschick könnte er sich für diese Rolle als Alternative ins Spiel bringen. Und genau die war er in der abgelaufenen Woche dann tatsächlich.

Der ersten Kader-Nominierung im Pokal gegen Holstein Kiel (2:4 im Elfmeterschießen) folgte die erste Einwechslung samt des zwischenzeitlichen frenetisch bejubelten Führungstreffers, im zweiten Derby binnen einer Woche, am Sonntag gegen Werder, war Jatta dann sogar in der Startelf. Aber wie gelang der Weg vom Abstellgleis auf die rechte Schiene? Polzin sagt: „Durch sehr viel Fleiß, was Videoanalysen aber auch das Training angeht.“

Der Coach erklärt offen, dass Jatta nicht nur eine für ihn etwas neue Rolle lernen musste, sondern dass er nach einem Jahr mit zwei langen Auszeiten auch körperlich wieder in Form kommen musste. Durch seine von der Physis geprägten Spielweise hatten sich Zweifel breitgemacht, ob der Publikumsliebling noch einmal wirklich zurückkommen könne. „Es ging auch um Fitness“, sagt Polzin, „die war durch die fehlende Spielpraxis nicht so gegeben.“ Jatta erarbeitete sie sich in Zusatzschichten, suchte zudem seine Chance im veränderten System.

Unter Daniel Thioune hatte er in der Spielzeit 2020/21 schon vereinzelt in ähnlicher Rolle agiert aber damit gefremdelt. Jatta sagt: „Die Position ist nicht ganz neu für mich, ich weiß, dass ich sie spielen kann.“ Gegen Werder füllte er sie genau so aus, wie Polzin es sich gewünscht hatte, band den offensivstarken Marco Grüll in der Defensive, gab dem HSV viel Energie – und sprach danach über die schwere, hinter ihm liegende Zeit: „Die letzten Monate waren nicht einfach für mich, aber ich bin immer positiv geblieben und habe immer für meine Chance gearbeitet.“

Jattas „besondere Qualität“

Die Kollegen bestätigen Jattas Positivität. „Ich habe Baka in der Kabine noch nie schlecht gelaunt gesehen“, verrät Nicolai Remberg. „Er hat diese schwere Zeit gut weggesteckt, hat auch die anderen Jungs immer wieder in den Arm genommen.“ Der Neuling aus Kiel sagt anerkennend: „Das ist eine besondere Qualität, die es in der Form nicht so häufig gibt.“

Dementsprechend groß ist die Freude über Jattas wundersames Comeback. „Jeder freut sich für Baka“, sagt Remberg, „das gilt für die Mannschaft, und das war auch im gesamten Stadion spürbar.“ Jatta selbst freut sich auch, verrät: „Ich bin sehr, sehr dankbar.“ In Bremen begann mit einer Einwechslung im April 2017 einst seine Profikarriere, gegen Werder feierte er nun seine Bundesliga-Rückkehr – und zumindest bietet ihm diese tatsächlich wieder eine Perspektive für bestimmte Spiele.

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