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Ist der Druck das Problem? Das wäre für Wolfsburg ein Desaster

61 Prozent Ballbesitz, 102 Minuten, aber nur zwei Schüsse aufs Tor. Lag es wirklich nur am Druck beim VfL Wolfsburg?

Die Sache mit dem Ballbesitz

Druck? Davon will Maximilian Arnold nie etwas hören. Der 30-Jährige hat schließlich schon zweimal in der Relegation gespielt mit dem VfL Wolfsburg. Das, so betont es der Kapitän, sei Druck. Umso überraschender kam es, als Trainer Ralph Hasenhüttl am Samstag nach dem deprimierenden 0:1 gegen Heidenheim sagte, dass diese Pleite „vielleicht auch ein Zeichen“ gewesen sei, „dass wir dem Druck nicht gewachsen sind in solch einem Moment“. Was aus Wolfsburger Sicht ein ziemliches Desaster wäre.

Es gibt eigentlich keinen Spieler, den der VfL verpflichtet, der bei der Frage nach den Zielen nicht davon spricht, international spielen zu wollen. Nun hat das Team sich unter der Regie von Hasenhüttl von einem dahin taumelnden Abstiegskandidaten der Vorsaison zu einem durchaus spannend besetzten Kader mit Europa-Ambitionen gemausert, steht auf der Zielgeraden der Saison aussichtsreich in der Tabelle, hat keine englischen Wochen, kann alles in die 90 Minuten am Wochenende werfen. Und plötzlich soll Druck die Beine lähmen?

„Egal, welches Personal auf dem Platz steht, man kann schon erwarten beim VfL Wolfsburg, dass man alles reinhaut.“ (VfL-Sportdirektor Sebastian Schindzielorz)

Jedenfalls haben sich die Bosse im ersten Reflex die Mannschaft vorgeknöpft. Sportdirektor Sebastian Schindzielorz missfiel die Herangehensweise seiner Spieler, bei denen er nicht das Gefühl hatte, „dass wir hier was holen wollen“. Der 46-Jährige weiter: „Egal, welches Personal auf dem Platz steht, man kann schon erwarten beim VfL Wolfsburg, dass man alles reinhaut. Irgendwie hatte man das Gefühl, dass die letzten Körner fehlen.“ In einem so wichtigen Heimspiel gegen einen Abstiegskandidaten …

In dem allerdings auch der Trainer mit seiner Aufstellung Anlass für Diskussionen bot. Obwohl mit Mohammed Amoura der Wolfsburger Topscorer (20 Punkte) gelbgesperrt fehlte, setzte er mit Jonas Wind (elf Punkte) auch den zweitbesten Offensivmann in dieser Liste auf die Bank. Zugegeben: Wind hatte zuletzt wenig Eigenwerbung betrieben als Startspieler, sein letztes Tor erzielte er im Januar gegen Kiel (2:2).

Hasenhüttls Offensivplan ging nicht auf

Hasenhüttl wählte in der Offensive die Tempo-Variante. Links Tiago Tomas, auf der Neun Patrick Wimmer statt Wind, rechts der immer noch nicht richtig eingebundene Winterneuzugang Andreas Skov Olsen. Der in den ersten Wochen sichtbar fremdelte mit seiner neuen Rolle, die ihn gegen den Ball zum Rechtsverteidiger werden lässt. Nach vorne – dort hat der Däne seine großen Qualitäten – ist es immer ein ziemlich weiter Weg.

Der Offensivplan gegen Heidenheim ging nicht auf. Wimmer, der sich zuvor als Viel-Dribbler auf der Acht eigentlich unersetzlich gemacht hatte, versuchte viel, hing aber an vorderster Front weitgehend in der Luft. Hinter ihm konnten Yannick Gerhardt und Bence Dardai kaum bis keine Akzente setzen. „Wir müssen direkter sein im Spiel, vielleicht weniger Wert auf Spielkontrolle legen“, hatte Hasenhüttl im Vorfeld der Partie gesagt. Blöd nur, dass der Gegner da nicht mitspielte.

61 Prozent Ballbesitz hatte der VfL am Ende, brachte in 90 Minuten plus insgesamt zwölf Minuten Nachspielzeit nur zwei Schüsse zustande, die direkt auf das von Kevin Müller gehütete Heidenheimer Tor gingen. Am Ende bot Hasenhüttl nahezu seine gesamte Offensive auf, etwas Besserung brachte lediglich der engagierte Lukas Nmecha.

Mehr Ballbesitz nur gegen Augsburg und Kiel

Insgesamt aber fehlte es an Tempo, Kreativität, Genauigkeit. Auffällig: Mehr Ballbesitz als am Samstag hatte Wolfsburg in dieser Saison nur beim 1:1 gegen Augsburg und dem 2:2 gegen Kiel mit jeweils 70 Prozent. Auch hier gab es keine Siege. „Es reicht nicht, so ehrlich müssen wir sein“, räumte Kapitän Arnold genervt ein.

Fußballerische Dominanz, die Geschäftsführer Peter Christiansen schon lange zur Trainer-Aufgabe gemacht hat, kriegt das Team nicht umgesetzt. Der VfL ist stark im Umschalten, wenn er Räume hat, mit Tempo über Amoura und Co. gehen kann. „Es geht jetzt nicht mehr darum, vieles zu probieren“, hatte Hasenhüttl vor der Länderspielpause gesagt. „Wir haben die Automatismen, die wir brauchen.“

Die aber vor allem auswärts greifen, fernab der Volkswagen-Arena ist Wolfsburg das drittbeste Team der Liga. Was vielleicht Hoffnung macht: Von den restlichen sieben Saisonspielen finden vier in der Fremde statt, angefangen am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) bei Union Berlin. Aber Vorsicht, VfL: Der Druck ist nicht weniger geworden.

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