Mit Blick auf die zurückliegenden Wochen war der 90-minütige Bankplatz von Jordan Torunarigha beim Hamburger 1:4 in Köln keine Besonderheit. Und doch hat er eine Aussagekraft. Denn der Innenverteidiger kam nicht zum Zug, obwohl nach Warmed Omari am Sonntag auch dessen Ersatzmann ausgefallen war.
Des Verteidigers schwerer Stand
Nicolas Capaldo, im Sommer als Mittelfeldverstärkung gekommen, wurde vor vier Wochen von Merlin Polzin zum Innenverteidiger und Omari-Vertreter umgeschult. Die aggressive Zweikampfführung des Argentiniers rechtfertigte des Trainers Entscheidung grundsätzlich, seit der vergangenen Woche aber laboriert der Ersatz-Kapitän an Wadenproblemen. Beim Aufsteiger-Duell am Rhein beorderte der Coach nun den nächsten Mittelfeldspieler anstelle eines gelernten Innenverteidigers in die Dreierkette. Ein deutliches Signal.
Remberg muss wieder ins Mittelfeld, Capaldo kämpft um Rückkehr
Polzin sagt zu dieser Rochade und dem Stellenwert von Torunarigha einen branchenüblichen Satz. „Wir treffen Entscheidungen für jemanden und für eine Lösung und nicht gegen einen Spieler.“ Klar ist einerseits: Der 34-Jährige wollte die Position des rechten Innenverteidigers auch mit einem Rechtsfuß besetzt haben, der Ex-Herthaner aber ist auf der linken Seite zu Hause. Und andererseits verdeutlicht die Startelfnominierung natürlich dennoch, dass Torunarigha in der Hierarchie abgestiegen ist.
Denn zu Beginn der Vorbereitung war der 28-Jährige als potenzieller Eckpfeiler von KAA Gent gekommen. Genau diesen Anspruch hatte er auch selbst formuliert: „Ich bin in Belgien ein Leader geworden, habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Genau das wird von mir hier auch erwartet.“ Das Problem ist: Torunarigha konnte die Erwartungen anfangs nicht erfüllen, spielte eine fahrige Vorbereitung mit einer Roten Karte im Testspiel auf Mallorca (0:2) als negativem Höhepunkt.
Der gebürtige Chemnitzer durfte dennoch in die Saison starten, war stabil beim Auftakt in Mönchengladbach (0:0), dann überfordert im Stadt-Derby gegen St. Pauli (0:2). Im Anschluss daran setzte er mit Achillessehnenproblemen aus, als er wieder fit war, hatte sich die Dreierkette mit Omari, Luka Vuskovic und Daniel Elfadli auf seiner linken Position eingespielt. Im Zuge der Pokal-Rotation in Heidenheim durfte Torunarigha dann anstelle des angeschlagenen Capaldo starten, wirkte rechts jedoch nicht stabil – und musste nun im Ligaalltag mit Remberg den zweiten gelernten Mittelfeldspieler auf der Innenverteidigerposition an sich vorbeiziehen lassen.
Reservistenrolle zementiert?
Was bedeutet das perspektivisch für Torunarigha? Gegen Dortmund muss Remberg wieder ins Mittelfeldzentrum an die Seite von Albert Sambi Lokonga rücken, weil Fabio Vieira gesperrt fehlt. Gleichzeitig arbeitet Capaldo mit Hochdruck am Comeback, trainierte am Montag individuell, soll am Mittwoch möglichst wieder ins Mannschaftstraining integriert werden. Gelingt dies planmäßig, wird er am kommenden Samstag auch wieder spielen – und die im Vorfeld der Saison nicht erwartete Reservistenrolle für den erhofften Anführer Torunarigha wäre zementiert.

