Zunächst erwies sich Leo Östigaard als Hoffenheimer Glücksgriff, mittlerweile hat sich der 25-Jährige dem fragwürdigen TSG-Niveau angepasst.
Norweger macht wiederholt entscheidende Fehler
Nachdem die geplante Rückholaktion von Stefan Posch zur TSG im Winter gescheitert war, hatte Sportgeschäftsführer Andreas Schicker auf die Schnelle kurz vor Schließung des Transferfensters Leo Östigaard aus dem Hut gezaubert und bis Sommer von Stade Rennes ausgeliehen.
Dieser Transfer entpuppte sich prompt als Glücksgriff. Der Norweger übernahm sofort eine Führungsrolle und befruchtete die anfällige Hoffenheimer Abwehrkette mit zuverlässiger Aggressivität und Wucht. Der 25-Jährige, der einst schon für den FC St. Pauli in der deutschen 2. Liga gespielt hatte, machte sich als Chef der letzten Linie zügig unersetzlich, viel schien darauf hinauszulaufen, dass die TSG im Sommer die vereinbarte Kaufoption zieht. Dem Vernehmen nach wären alles in allem rund zehn Millionen Euro fällig, sollten die Kraichgauer den noch bis 2027 an die Franzosen gebundenen Verteidiger endgültig verpflichten.
Seit Wochen im Formtief
Stattdessen sät Östigaard selbst Woche für Woche Zweifel an dem Vorhaben – zumindest am Preis. Denn mittlerweile unterlaufen auch dem soliden Zweikämpfer regelmäßig vermeidbare Patzer, die sich zudem auch schmerzhaft auf die Resultate auswirken. Begonnen hat die Misere beim Spiel in Leipzig.
Beim 1:3 hatte sich Östigaard bei einem Zweikampf als letzter Mann mit RB-Stürmer Openda verschätzt und sich eine harte, aber nachvollziehbare Rote Karte eingehandelt. Über die folgende Zwei-Spiele-Sperre hatte sich ebenso nachvollziehbar Trainer Christian Ilzer seinerzeit beschwert und die Verhältnismäßigkeit angezweifelt.
Seither allerdings hat sich auch Östigaard von der allgemeinen Hoffenheimer Verunsicherung anstecken lassen. Gegen Dortmund (2:3) verursachte der Norweger einen wenngleich harten Elfmeterpfiff, den folgenden Strafstoß konnte Oliver Baumann dann aber parieren, später ließ sich der in der Luft außergewöhnlich starke Kopfballspieler am Boden aber mehrfach vernaschen oder (etwa von Adeyemi) stehengelassen.
Beim 4:4 in Gladbach verschätzte sich Östigaard gravierend bei einem Zweikampf mit dem in den Strafraum eindringenden Rocco Reitz, der sogleich zum zwischenzeitlichen 2:0 einnetzte.
Später wurde er nach Arthur Chaves Querschläger in einen eigentlich harmlosen Zweikampf mit Gladbachs Tim Kleindienst verwickelt, der den Ball eroberte und umgehend Honorat zum 3:2 servierte. Und zu schlechter Letzt verlor Östigaard kurz vor Schluss auch einen Luftkampf mit Kleindienst, der die Kugel halb mit dem Kopf, halb mit der Schulter zum 4:4 ins Tor beförderte.
In Wolfsburg am Freitag traf Östigaard bereits nach 19 Sekunden unglücklich ins eigene Netz zum frühen 0:1. Und wie in Gladbach verlor Norwegens Nationalverteidiger erneut ein an sich harmloses, aber wichtiges Kopfballduell vor dem eigenen Gehäuse, diesmal war Jonas Wind der Nutznießer, der den VfL zum zweiten Mal in Führung köpfte.
Zieht Hoffenheim die Kaufoption?
Der vormals souveräne Gesamteindruck Östigaards hat erheblich gelitten. Und die Probezeit des 25-Jährigen läuft ab. Es bleibt nur noch eine Gelegenheit, sich nachhaltig für eine Festanstellung zu empfehlen, wenn am kommenden Samstag der neue Deutsche Meister Bayern München nach Sinsheim kommt. Dann gilt es für die TSG und Östigaard die letzten Zweifel am Klassenerhalt auszuräumen, am Besten mit einer überzeugenden Leistung und mindestens einem Punkt.
Ansonsten drohen der TSG tatsächlich Überstunden in der Relegation. Auf diese Zusatzschichten dürfte auch Östigaard gerne verzichten, auch wenn das Duell mit dem Dritten der 2. Liga weitere Bewährungschancen für ihn böte. Aber auch Raum für weitere Patzer… Es bleibt also weiter spannend, ob Hoffenheim auch nach dem Sommer mit Östigaard und in welcher Liga spielt.