Beim schmeichelhaften 2:0 gegen Mainz bleibt die TSG Hoffenheim erstmals nach zwei Jahren zu Hause ohne Gegentor, steckt aber damals wie heute im Tabellenkeller und im Abstiegskampf.
200. Ligasieg beendet Rekordnegativserie
Für Andrej Kramaric fühlte sich die leidvolle Serie noch viel länger an. „Wir haben keine Gegentore nach hundert Spielen gekriegt“, übertrieb Hoffenheims Matchwinner bewusst nach dem 2:0 am Samstag gegen Mainz, mit dem die TSG im 573. Versuch ihren insgesamt 200. Sieg in der Bundesliga feierte. Zugleich beendeten die gerade im eigenen Stadion notorisch anfälligen Hausherren nach zwei Jahren (!) die neue Rekordnegativserie im deutschen Oberhaus und blieben nach 34 Heimspielen nacheinander erstmals wieder ohne Gegentreffer im eigenen Stadion.
Zwei komplette Spielzeiten lang hatte es in Sinsheim stets gegnerische Torjubel gegeben. Vor diesem unrühmlichen Lauf hatte Hoffenheim zuletzt am 27. Spieltag 2022/23 einen Heimdreier inklusive weißer Weste eingefahren. Beim damaligen 2:0 gegen Schalke 04, bei dem Marius Bülter noch auf der Gegenseite aktiv war, sicherten ein Eigentor des Schalkers Alex Kral und ein von Ihlas Bebou verwandelter Foulelfmeter den auch seinerzeit wichtigen Sieg, mit dem sich die TSG gegen den Tabellenletzten und späteren Absteiger selbst etwas Luft im Abstiegskampf verschaffte.
Denn auch vor zwei Jahren musste Hoffenheim um den Ligaverbleib bangen, rangierte damals wie heute auf Rang 14 und machte erst am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt perfekt. Zuvor hatte sich die TSG im Februar nach einer 2:5-Klatsche in Bochum vom heutigen Hannover-Coach André Breitenreiter getrennt und schließlich Pellegrino Matarazzo installiert. Allerdings erst nach einem gewaltigen internen Kraftakt, der damals den Verein zu spalten und zu zerbrechen drohte.
Denn damals wie heute war der Einfluss von Vereinspatron Dietmar Hopp und dessen Einflüsterer sowie Haus-und-Hof-Berater Roger Wittmann enorm. Hopp hatte seinerzeit eigentlich den von Wittmann vorgeschlagenen Kandidaten Kenan Kocak als Breitenreiters Nachfolger bereits abgenickt, ehe das Vorhaben am massiven Widerstand einer mittlerweile eliminierten Opposition um den damaligen Sportgeschäftsführer Alexander Rosen doch noch scheiterte.
Im Jahr darauf zog die TSG in dieser Konstellation in die Europa League ein, ehe im Juli vergangenen Jahres mit der Demission Rosens all die Verwerfungen, Umbrüche und Turbulenzen in der laufenden Saison eingeläutet worden waren, die die Kraichgauer trotz Rekordinvestitionen von rund 80 Millionen Euro allein an Ablösezahlungen erneut in sportlich existenzielle Nöte manövrierten. Die wurden am Samstag gelindert, sind aber auch noch nicht vollständig ausgeräumt. Und die nächste kostspielige Kurskorrektur bahnt sich bereits an.
Außer Spesen nix gewesen …