Uli Hoeneß hat nicht den Eindruck, dass Max Eberl beim FC Bayern an Rücktritt denkt. Am Sonntag formulierte er aber gleich mehrere öffentliche Ratschläge an den Sportvorstand.
Was der Ehrenpräsident dem Sportvorstand rät
Auch auf Nachfrage wollte sich Uli Hoeneß am Sonntag nicht demonstrativ hinter Max Eberl stellen. „Habe ich mich einmal gegen ihn gestellt?“, fragte er im Sport1-Doppelpass stattdessen zurück. „Ich halte nichts von Lippenbekenntnissen, entscheidend ist, wie wir zusammenarbeiten, und die Zusammenarbeit ist gut.“ Eine Trennung vom Sportvorstand sei im Aufsichtsrat des FC Bayern „kein Thema“ gewesen, und den Eindruck, dieser könnte von selbst hinschmeißen, habe er nicht.
Nach entsprechenden medialen Spekulationen sowie einem Transferfenster, das nicht alle so rosig sehen wie Hoeneß selbst, war das nicht unbedingt das Maximum an verbalem Rückhalt. Dazu passten auch die Ratschläge, die der Aufsichtsrat und Ehrenpräsident des deutschen Rekordmeisters Eberl öffentlich erteilte.
„Ich glaube schon, dass er damit so seine Probleme hat“
„So ein harter Job führt dazu, dass man Auseinandersetzungen hat. Karl-Heinz Rummenigge und ich haben uns oft gestritten wie die Besenbinder, aber wenn die Tür hinter uns zu ging, war das wieder okay. Max ist da ziemlich empfindlich“, erklärte Hoeneß, der widerspricht, dass der Aufsichtsrat Eberl zu viel hineinrede. Vielmehr habe dieser in München nun mal mit viel höheren Beträgen zu tun als früher in Mönchengladbach. „Das würde ich als Manager gar nicht alleine verantworten wollen. Das wäre auch für Max gut, wenn er endlich begreift, dass man das auf mehrere Schultern verteilt. Ich glaube schon, dass er damit so seine Probleme hat.“
Und auch im Transfergeschäft selbst gebe es beim Sportvorstand Luft nach oben. „Wenn ich Max einen Rat geben darf – und das habe ich ihm auch schon persönlich gesagt: Er muss schauen, dass er im Juni, Juli die Transfers für die kommende Saison macht, wenn die großen Vereine noch nicht aktiv sind. Wenn du dann in den letzten zwei, drei Tagen mittendrin bist, dann wird es schwer“, lautete Hoeneß‘ Belehrung. „Wenn man Ende August viele Transfers macht, ist das nie vernünftig, immer teuer und du kriegst nicht immer das, was du haben willst.“
Unter anderem hatte Eberl mit der Vorgabe zu kämpfen, am Ende nur noch Spieler leihen zu dürfen. „Er hätte gerne einen Spieler gekauft, aber wir kennen unseren Kassenstand, und der ist natürlich am Ende genauso wichtig wie der sportliche Erfolg. Barcelona lässt grüßen“, erinnerte Hoeneß an den immensen Schuldenstand der Katalanen.
„Für uns wäre es viel schöner, wenn wir gar nicht eingreifen müssten“
Gleichwohl betonte Hoeneß wie zuletzt schon Vorstandschef Jan-Christian Dreesen: „Es gibt keinen Eberl-Transfer, keinen Hoeneß-Transfer, keinen Rummenigge-Transfer, sondern einen Bayern-München-Transfer. Der FC Bayern kauft Spieler, und nicht der Einzelne. Und wenn es nicht klappt, ist nicht der Einzelne schuld, sondern wir alle.“
Grundsätzlich ist Hoeneß mit der Entwicklung an der Klubspitze seit seinem und Rummenigges Rücktritt nicht zufrieden. „Was wir suchen, ist ein Team, das sehr gut zusammenpasst. Das haben wir bisher nicht gefunden.“ Auch deswegen würden er und Rummenigge weiterhin mitmischen. „Für uns wäre es viel schöner, wenn wir gar nicht eingreifen müssten. Aber wir können nicht nicht eingreifen, wenn wir das Gefühl haben, gewisse Dinge laufen nicht richtig. In dem Moment, in dem wir die richtigen Leute am richtigen Posten haben, werden sich Karl-Heinz und ich zurückziehen.“