Vor seinem Debüt als Bayer-Trainer musste Kasper Hjulmand auch die potenziell heikle Kapitänsfrage beantworten. Diese löst der Däne geschickt, indem er den von Vorgänger Erik ten Hag bestimmten Robert Andrich weder im Amt bestätigte noch entmachtete.
Trainer kündigt starke Rotation an – auch im Tor?
Am Freitag muss Kasper Hjulmand seine erste Leverkusener Startelf benennen. Und damit auch festlegen, wer die Werkself um kurz vor 20.30 Uhr als Kapitän auf den Rasen der BayArena führen wird. Nachdem sein Vorgänger Erik ten Hag den deutschen Nationalspieler Robert Andrich zu seinem verlängerten Arm auf dem Spielfeld gemacht hatte, stellt sich jetzt die Frage, wer unter dem Dänen Kapitän sein wird.
Nach einem Trainerwechsel ist das Kapitänsthema potenziell heikel
Das Thema bringt wie immer einen gewissen heiklen Aspekt mit. Zumindest, wenn der bisherige Kapitän nicht mehr der neue ist. Dies ist auch aufgrund des starken Konkurrenzkampfes auf der Doppelsechs, auf der Andrich spielt, ohnehin gut denkbar, weil sich der 30-Jährige seines Platzes dort nicht sicher sein kann. Steht Hjulmand dort doch mit Andrich, dem argentinischen Weltmeister Exequiel Palacios, dessen Landsmann und 30-Millionen-Einkauf Exequiel Fernandez sowie dem spanischen Nationalspieler Aleix Garcia Qualität in hoher Quantität zur Verfügung.
Die Gefahr, schon vor dem ersten Spiel mit Andrichs Abberufung einen ersten Verlierer zu produzieren, umging der neue Trainer aber geschickt. So umdribbelte der 53-Jährige die Kapitänsfrage, die zugleich die Andrich-Frage darstellte. Dabei nutzte er die Vorlage, dass er gleichzeitig nach dem Duell zwischen Mark Flekken und Janis Blaswich um die Nummer 1 befragt wurde.
„Wir werden eine Gruppe von Kapitänen bilden. Leadership ist auch ein Teamsport.“ (Kasper Hjulmand)
So hob Hjulmand erst auf den Kampf um die Plätze und die Situation im Tor an. „Es herrscht Konkurrenzkampf in der Mannschaft. Wir werden definitiv rotieren. Die Mannschaften in der Champions League rotieren im Durchschnitt auf vier, fünf Positionen von Spiel zu Spiel“, kündigte der Trainer an, um dann auf das Thema Binde überzuleiten.
„Und auch beim Thema Kapitän werden wir ein Kapitänsteam bilden. Wir werden eine starke Gruppe von Kapitänen bilden. Wir brauchen mehr Kapitäne und eine starke Führungsstruktur“, so Hjulmand, „Leadership ist auch ein Teamsport.“
Den möglichen Entzug der Kapitänsbinde für Andrich moderierte Hjulmand geschickt ab
Den möglichen Entzug der Kapitänsbinde für Andrich hatte er damit geschickt abmoderiert. Letzteren nämlich mit Flekken, Loic Badé, Edmond Tapsoba, Palacios, Alejandro Grimaldo, Patrik Schick und auch Lucas Vazquez zu der Gruppe der Führungsspieler gezählt, die er im Kader sieht. Und damit Andrich eben auch nicht als Binden-Träger ausgeschlossen.
Hjulmand schaffte es also, Andrich nicht als Kapitän zu bestätigen, ohne ihm das prestigeträchtige Amt zu entziehen. Der neue Trainer lässt sich somit bei dieser Entscheidung alle Türen offen, ohne Andrich vor den Kopf zu stoßen.
Gut möglich also, dass dieser am Freitag gegen Frankfurt die Mannschaft als Kapitän aufs Feld führt, aber im weiteren Verlauf der Saison deutlich seltener oder vielleicht fast gar nicht mehr. Die Frage, warum der Kapitän Andrich auf der Bank sitzt, die ten Hag mit seiner Wahl übrigens sehenden Auges in Kauf genommen hatte, wird sich in dieser Form aber nicht mehr stellen.
„Warten wir’s ab. Es ist etwas schwieriger, auf der Torhüterposition zu rotieren.“ (Kasper Hjulmand)
Wie gelegen Hjulmand es kam, dass die Kapitänsfrage zusammen mit der nach den Torhütern gestellt wurde, verriet er in seiner Antwort auf die Nachfrage, ob er auch auf der Torhüterposition rotieren wolle. Dabei moderierte er dieses Thema nämlich schon wieder leicht ab. „Warten wir’s ab. Es gibt definitiv einen guten Konkurrenzkampf“, sagte Hjulmand, fügte jedoch an: „Es ist etwas schwieriger, auf dieser Position zu rotieren. Aber es gibt Konkurrenzkampf.“ Der eher nicht zur großen Torhüter-Rotation führen dürfte.

