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Heuer Fernandes: Seine Doppel-Rolle beim HSV

Die Dienstreise in die Münchner Allianz-Arena hatte sich Daniel Peretz ganz anders vorgestellt. Doch ausgerechnet im eigentlichen „Wohnzimmer“ der Bayern-Leihgabe untermauerte Rivale Daniel Heuer Fernandes seinen Status als Nummer 1 im HSV-Tor – und dies gleich in doppelter Hinsicht.

Keeper hält Bälle und Gruppe zusammen

Mit einem halben Dutzend Paraden hatte Heuer Fernandes beim 0:5 gegen den Rekordmeister noch weitaus Schlimmeres verhindert. Seine vielleicht wichtigste Tat, um ein Debakel abzuwenden, verrichtete er nach 29 Minuten. Der HSV hatte soeben das 0:4 kassiert, noch nie in der Bundesliga-Geschichte hatte der Klub zu diesem frühen Zeitpunkt so hoch zurückgelegen, als der 32-Jährige seine Vorderleute auf dem Platz zusammentrommelte und aufrüttelte.

Die Ansprache nach dem 0:4 erfolgte ganz bewusst

Heuer Fernandes hat die Szene, die im Stadion und an den TV-Bildschirmen deutlich seinen Einfluss dokumentiert hat, im Nachgang so nüchtern wie möglich zu erklären versucht. „Nach so vielen Negativ-Erlebnissen in der Anfangsphase der Partie brauchten wir ein Break. Ich habe gespürt, dass ich der Mannschaft etwas mitgeben möchte, deshalb habe ich diese Ansprache gemacht.“ Er will sie jedoch ausdrücklich nicht überhöhen, verweist stattdessen auch auf die klaren Kommandos durch Merlin Polzin in der Kabine. Von „scharfen Worten“ spricht Heuer Fernandes und erklärt: „Diese Halbzeitansprache war wichtig, weil sie auch mit Inhalten gefüllt war.“

Die Fähigkeit, Einfluss zu nehmen, ohne diesen künstlich nach außen zu tragen, war schon im Aufstiegsjahr ein großes Plus des Deutsch-Portugiesen. Er hält nicht nur die Bälle, sondern auch Dinge zusammen, die im neuformierten Hamburger Kader noch nicht zusammenpassen (können). Am Samstagabend waren neben ihm mit William Mikelbrencis, Miro Muheim und Ransford-Yeboah Königsdörffer nur drei weitere Stammspieler aus der Aufstiegsmannschaft in der Startelf. In dieser gab es mit Luka Vuskovic, Aboubaka Soumahoro und Fabio Vieira stattdessen gleich drei Debütanten.

Wenn es für den Trainer vor dem ersten Richtungsweiser gegen den 1. FC Heidenheim am kommenden Samstag darum geht, den, wie er es formuliert, „richtigen Mix“ zu finden aus spielerischen Fähigkeiten und einer guten Verteidigungshaltung, gilt es eben auch, Säulen herauszufiltern aus diesem komplett neuformierten Gebilde. Heuer Fernandes zeigt in diesen ersten Wochen, trotz seines Fehlers vor dem 0:2 gegen St. Pauli, dass er eine solche Säule ist: In seinem Kerngeschäft, wo er in Mönchengladbach (0:0) und nun in München überzeugte – und in seiner Rolle als Anker.

Als einen Anker betrachten einzelne Protagonisten auch die Phase nach Heuer Fernandes‘ Ansprache, weil in den darauffolgenden 60 Minuten nur noch ein Tor fiel. Tatsächlich ist dies nicht mehr als ein Strohhalm, weil die Bayern in den Energiesparmodus geschaltet haben. Dennoch sagt der Keeper mit Blick auf Heidenheim: „Wir haben in der zweiten Hälfte von München gezeigt, was wir brauchen, um ein gutes Gefühl auf dem Platz zu entwickeln. Wir brauchen auch mehr Ballkontrolle, mehr Balldruck.“ Und neben Heuer Fernandes mehrere Profis, die sich zu Säulen entwickeln.

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