Als ob es nicht schon kompliziert genug wäre: Vor dem Auswärtsspiel bei Union Berlin muss sich der VfL vor allem in der Defensive über eine schwere personelle Notlage hinwegretten. Über die eigene Situation macht sich der Wolfsburger Trainer unterdessen keine Gedanken …
Vier von fünf Innenverteidigern drohen auszufallen
Am Freitag kam es für Ralph Hasenhüttl knüppeldick. Bei Denis Vavro (Oberschenkel) und Konstantinos Koulierakis (Hüftbeuger) hatte sich schon im Wochenverlauf für zwei Verteidiger abgezeichnet, dass es nichts werden würde mit einem Einsatz am Wochenende.
Nun meldete sich mit Sebastiaan Bornauw auch noch der dritte etablierte Abwehrspieler für die Partie bei Union Berlin so gut wie ab. „Er hat noch einmal Schmerzen bekommen in dem Fuß, an dem er schon Probleme hatte“, berichtete der Trainer, eine Untersuchung steht bei dem Belgier freilich noch aus. „Wir müssen abwarten, was die Bilder sagen.“
Ohnehin kein Thema ist Youngster Mathys Angely, ebenso wie Vavro wegen einer Oberschenkelverletzung.
Neininger als konkreter Kandidat
Die Konsequenz, wenn tatsächlich vier von fünf Innenverteidigern ausfielen: Der verbliebene, zwar talentierte, aber noch unerfahrene David Odogu bekäme bei seiner Bundesliga-Premiere an der Alten Försterei keinen erfahrenen, sondern womöglich einen ebenso jungen Nebenmann an die Seite gestellt. „David plus irgendjemand“, nennt Hasenhüttl die Formel für den Sonntag und hat bei diesem „Irgendjemand“ bereits einen konkreten Kandidaten im Blick: „Till Neininger war die ganze Woche schon im Training dabei.“ Ein 18-Jähriger zur Unterstützung eines 18-Jährigen, darauf könnte es hinauslaufen.
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Noch nie gelang es den Wolfsburgern in vier Anläufen, in der Bundesliga einen Punkt bei Union zu ergattern. Und auch das Pokal-Achtelfinale 2022/23 ging auswärts an die Hauptstädter. In den jüngsten drei Gastspielen gelang dem VfL in Köpenick nicht einmal mehr ein Treffer, und auch aktuell beklagen die Niedersachsen Ladehemmung vor dem gegnerischen Gehäuse. „In der ersten Saisonhälfte haben wir beim Toreschießen überperformt, jetzt ist es umgekehrt – wir haben mehr Chancen als wir Tore machen“, so Hasenhüttl, „wir sind weniger effektiv für die Möglichkeiten, die wir haben.“ Man müsse wieder direkter und klarer vor dem Tor werden. „Wir machen zu viele Fehler im letzten Drittel, spielen aussichtsreiche Positionen nicht so konsequent aus, wie wir das schon getan haben.“
Vorzüge, die Gegner Union zu zeigen imstande ist, wie Hasenhüttl weiß. „Sie stehen defensiv kompakt und haben ein sehr direktes Spiel nach vorne. Man möchte schnell in die gegnerische Hälfte kommen. Das machen sie sehr gut, sehr energisch, sehr aggressiv gegen den Ball. Wir brauchen ein richtig gutes Auswärtsspiel. Die Jungs müssen wissen, was sie dort erwartet.“
„Warum sollte ich mit Christiansen über meine Zukunft reden?“
Unruhige Tage könnten auch auf Hasenhüttl selbst warten, wenn es auch an diesem Spieltag wieder schief geht und sich die Aussichten auf das internationale Geschäft weiter verschlechtern. Ein klares Bekenntnis zu einer gemeinsamen Zukunft mit dem Trainer vermied Wolfsburgs Sport-Geschäftsführer Peter Christiansen zuletzt. Die Zurückhaltung seines Vorgesetzten lässt Hasenhüttl allerdings kalt. „Ich bin schon zu lange in dem Geschäft, als dass mich das irgendwo beschäftigen würde“, sagt der 57-Jährige.
Einen Austausch in eigener Sache mit Christiansen habe es aktuell nicht gegeben. „Warum sollte ich über meine Zukunft mit ihm reden? Ich habe noch einen Vertrag fürs nächste Jahr. Wenn das nicht der Fall wäre, wäre es vielleicht angeraten, dass ich mal mit ihm ein Gespräch führen müsste. Ansonsten sehe ich nicht den Grund, warum ich das tun sollte.“ Man habe andere Themen, die „für uns ein bisschen wichtiger“ seien, so der Österreicher.