Merlin Röhl, zuletzt Vize-Europameister mit der deutschen U 21, steht unmittelbar vor einem Wechsel zum FC Everton. Dabei könnte Freiburg den potenziellen Schlüsselspieler angesichts des krachenden Liga-Fehlstarts doch gut gebrauchen. Warum der SC den Mittelfeldmann trotzdem ziehen lässt.
Keine Nachverpflichtung trotz Fehlstarts
Schon Anfang April 2025 hatte der kicker exklusiv vom Interesse des FC Everton an Merlin Röhl berichtet. Dann passierte in dieser Angelegenheit lange nichts. Auch, weil Freiburgs hoch talentierter Mittelfeldspieler eine persönlich dürftige Saison im Klub spielte und auch bei der U-21-EM trotz seines Siegtores im Viertelfinale gegen Italien Nebendarsteller blieb.
Doch jetzt, am berüchtigten Deadline Day, dem letzten Tag der Transferperiode, ist es plötzlich auch rund um den SC Freiburg etwas wild geworden. Und das liegt wieder mal an den reichen Engländern, in diesem Fall an Everton, das offenbar auf den letzten Drücker dringenden Bedarf an einem flexibel einsetzbaren Mittelfeldspieler erkannt hat und deshalb mit dem dicken Portemonnaie im Begriff ist, Röhl aus Freiburg loszueisen.
Leihe plus Kaufpflicht, Freiburger Rekord-Bereich
Der kicker kann Sky-Informationen bestätigen, wonach sich Röhl bereits zum Klären letzter Details, inklusive Medizincheck, in Liverpool bei den Toffees vor Ort befindet. Noch am späten Sonntagabend war Röhl als Einwechselspieler ab der zweiten Hälfte für den SC beim erschreckenden 1:4 in Köln auf dem Platz gestanden, konnte aber wie schon beim 1:3 gegen Augsburg als Joker keine entscheidenden Impulse mehr setzen.
Jetzt steht sein Abschied kurz bevor. Und zwar zunächst per Leihe mit anschließend niedrigschwelliger Kaufpflicht. Der Deal hat auch nach kicker-Informationen inklusive möglicher Boni ein Gesamtvolumen von etwa 25 Millionen Euro. Für diesen Gesamtpreis war schon Kevin Schade 2023 von Freiburg auf die Insel zum FC Brentford gewechselt, auch nach vorheriger, damals halbjähriger Leihe.
Das große Geld ist natürlich das Hauptargument, warum der Sport-Club diesen potenziellen Schlüsselspieler so kurzfristig ziehen lässt. Die Zahlen lassen Röhl eben wohl zum bisherigen Freiburger Rekordverkauf Schade aufsteigen.
Bemerkenswerter Preis, da es zuletzt nicht rund lief
Und der Preis ist umso bemerkenswerter, da Röhl eben eine, zwar auch von Verletzungen geprägte, insgesamt dürftige Bundesliga-Saison mit 19 Einsätzen, null Toren und einer Vorlage hinter sich hat und bei der U-21-EM keinen Stammplatz im deutschen Team erobern konnte. Zumindest zu Beginn des Turniers hatte Röhl auch in diesem Fall eine Verletzung gebremst.
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Auch beim aktuell missratenen Freiburger Saisonstart fand Röhl, der 2023/24 als Shootingstar mit drei Toren und vier Vorlagen im Klub sowie starken U-21-Auftritten auf sich aufmerksam gemacht hatte, keinen Weg in die Anfangsformation. Nicht auf der Zehn, wo er vergangene Saison erkennbar fremdelte. Und auch nicht auf der vermeintlichen Paradeposition als Achter, wo er seine Stärken als dynamischer, Räume auch mit Ball am Fuß schnell überbrückender Box-to-Box-Spieler grundsätzlich am besten entfalten kann.
Warum sich Freiburg auch ohne Röhl gewappnet sieht
Im Mittelfeldzentrum wurde ihm zuletzt der noch jüngere Shootingstar Johan Manzambi vorgezogen, der im Juni schon erste Duftmarken in der Schweizer A-Nationalmannschaft setzte. Und das wohl auch nur, weil der letzte Saison meist als Partner von Maximilian Eggestein gesetzt Patrick Osterhage (muskuläre Probleme) ausfiel.
Mit diesem Trio plus Routinier Nicolas Höfler sieht sich der SC im Mittelfeldzentrum offenbar auch ohne Röhl gewappnet für die durch den Liga-Fehlstart noch anspruchsvollere Saison mit drei Wettbewerben. Auf der Zehn sind Yuito Suzuki und Lucas Höler eingeplant, Manzambi und Eren Dinkci stellen weitere Alternativen dar. Zumindest nominell sind auch die offensiven Außenbahnen ausreichend besetzt, wodurch der SC Röhl kurzfristig abgeben wird – ohne mit einer Neuverpflichtung darauf zu reagieren. Eine Entscheidung nicht ohne Risiko, denn die Dynamik, der Tiefgang und das Tempo sowie insgesamt das Profil von Röhl werden dem SC fehlen. Wie sehr, wird die Zeit zeigen.
Dadurch, dass Noah Weißhaupt an diesem Montag ebenfalls vor einem Abschied steht und sich per Leihe mit Kaufoption Legia Warschau anschließen wird, reduziert sich der vormals noch ein wenig zu große Freiburger Kader doch noch von 29 auf 27 Profis.
Jetzt müssen allerdings vor allem die Leistungen auf dem Platz schnell besser werden, damit der SC wieder die Kurve in Richtung einer stabilen Saison bekommt. Das müssen die Breisgauer ohne Röhl bewerkstelligen. Diesen außerhalb des Platzes angenehm anderen, bodenständigen, intellektuellen Profi, der an guten Tagen sportlich fast jede Mannschaft besser machen kann. Der sich zuletzt beim SC aber eben auch nicht als unverzichtbare Größe präsentiert hat.

