Der Abstieg des VfL Bochum war nach dem 33. Spieltag Gewissheit. Während die Spieler trauerten und Anthony Losilla sowie Cristian Gamboa sich verabschiedeten, feierten die Fans ihren Verein. Das brachte auch Gäste-Trainer Bo Henriksen zum Staunen.
Abschiede und der Abstieg
Es waren Bilder, die man so wohl nur ganz selten nach einem Abstieg sieht. Im Bochumer Ruhrstadion taten die Fans des VfL nach dem 1:4 gegen Mainz das, was sie schon über die 90 Minuten getan hatten. Sie besangen und feierten ihren Verein. Während die Spieler – viele mit Tränen in den Augen – vor die Ostkurve traten, skandierte die Anhängerschaft unter anderem: „Der VfL steigt wieder auf.“
Die langjährigen Bochumer Anthony Losilla und Cristian Gamboa, beide nach ihrem letzten Heimspiel für den Klub, griffen sich das Stadionmikrofon, sprachen dem Anhang ihren Dank aus und stimmten das Publikum bereits auf den Wiederaufstieg ein. Dieter Hecking, der den Weg ins Unterhaus mitgehen wird, trat anschließend unter Sprechchören mit seinem Namen vor die Fans und versprach nach seiner Entschuldigung für den Abstieg: „Wir werden alles tun, um das zu reparieren.“ Erneut brach Jubel aus.
„Ich habe so etwas noch nie gesehen.“ (Bo Henriksen über die Stimmung in Bochum)
Das sorgte bei den Akteuren, die im Nachgang vor das Sky-Mikrofon traten, für Eindruck – sogar im gegnerischen Lager. „Die Stimmung in diesem Stadion, das war wunderschön. Das ist Fußball, das sind Emotionen. Ich habe so etwas noch nie gesehen“, staunte Mainz-Coach Bo Henriksen. „Da kann ich nur sagen: Wow.“
Losilla fehlten nach seinem letzten Spiel im Ruhrstadion zunächst gar die Worte, um die Unterstützung zu beschreiben. Das würden schon die Bilder tun. „Wir haben vier fantastische Saisons hier erlebt“, resümierte der Franzose den Aufstieg 2020 und den dreimaligen Klassenerhalt. „Leider ist diese Saison ein bisschen schiefgegangen. Aber ich bin überzeugt, mit solchen Leuten, mit solchen Fans, dass wir sehr schnell wieder die Bundesliga erleben werden. Der Verein hat das verdient, diese Fans haben das verdient.“
Hecking: „Es gibt viele Stellschrauben“
Die Frage nach dem Grund oder der Schuld für den Abstieg sei „müßig“, stellte Hecking klar. „Wir im internen Zirkel wissen, woran es gelegen hat.“ Mit dem 3:2 in München habe man zwischenzeitlich einiges „repariert“, was zuvor schiefgelaufen war. Im Anschluss folgten aber sechs Niederlagen und zwei Unentschieden. „Es waren viele Spiele dabei, bei denen wir Minimum auf Augenhöhe waren, oder sogar hätten gewinnen können. Wir haben es aber nicht geschafft.“
Die Planung für die neue Saison sei bereits gestartet worden, als der Coach sich zum Klub bekannt hatte, erklärte der 60-Jährige. „Es gibt viele Stellschrauben, die wir jetzt angehen müssen. Das macht es aber auch nicht einfacher“, blickte der Coach auf die Aufgabe im Unterhaus voraus. „Auch andere wollen natürlich in der 2. Liga möglichst nicht so lange bleiben. Ich werde nicht sagen, wir steigen gleich wieder auf, aber wir müssen alles versuchen, um eine Mannschaft hinzustellen, die am Ende des Tages dabei sein kann. Das wird die Aufgabe sein, die wir bewerkstelligen müssen.“
„Es ist ein beschissenes Gefühl, mit das Schlimmste, was dir im Fußball passieren kann.“ (Maximilian Wittek)
Zuvor steht aber noch ein Gastspiel beim FC St. Pauli an. Die Mannschaft müsse sich nun erstmal „ein paar Tage sortieren“, wie Maximilian Wittek, Ersatz-Kapitän an diesem Tag, erklärte. „Ich bin schon einmal abgestiegen, das ist alles andere als schön“, erinnerte er sich an seinen Abstieg aus der 2. Bundesliga mit 1860 München im Jahr 2017. „Man hat es bei den Jungs gesehen, Tränen sind geflossen. Es ist ein beschissenes Gefühl. Es ist mit das Schlimmste, was dir im Fußball passieren kann. Ich glaube, da muss jeder erstmal schauen, wie er das ganze verarbeitet. Und dann müssen wir zusehen, dass wir die Saison trotzdem noch ordentlich zu Ende bringen.“