Vorne zu stumpf und hinten nicht scharf genug – die Mainzer Schwachpunkte sind vorm Bundesliga-Start offenkundig. Der offensive Königstransfer rückt zusehends in den Fokus.
Ohne Weiper fehlt ein klassischer Mittelstürmer
Auch wenn die Ergebnisse unterschiedlich ausfielen: Gewisse Parallelen zwischen den beiden Mainzer Auftritten im DFB-Pokal bei Dynamo Dresden (1:0) und im Hinspiel der Conference-League-Playoffs bei Rosenborg Trondheim (1:2) sind unverkennbar. Zum einen ließ das Team von Trainer Bo Henriksen zu viele gegnerische Torchancen zu und vernachlässigte speziell die Konterabsicherung, wie Nadiem Amiri in Trondheim treffend feststellte. Zum anderen mangelte es den Rheinhessen selbst an Durchschlagskraft. In beiden Partien traf jeweils Amiri aus der Distanz, weitere zwingende Abschlüsse blieben absolute Mangelware.
„Wir hatten mit dem Ball Probleme im letzten Drittel“, gibt denn auch Henriksen unumwunden zu.
Offensichtlich ist: Die berühmten Automatismen im Offensivspiel greifen zumindest gegen tiefstehende Gegner bis dato noch nicht. Und: Nach dem Abschied von Jonathan Burkardt (Eintracht Frankfurt) sowie der Ausbootung von Nelson Weiper fehlt ein klassischer Mittelstürmer. 10-Millionen-Euro-Einkauf Benedict Hollerbach konnte in dieser Rolle in beiden Pflichtspielen bei allem Einsatz nicht überzeugen. „Für einen Spieler wie ihn ist es schwierig, wenn der Gegner so tief steht“, bestätigt Henriksen.
Auch der Coach hofft bis Transferende noch auf „Mister X“ als klassischen Neuner
Prinzipiell ist das keine überraschende Erkenntnis, war doch genau für solche Begegnungen wie in Dresden und Trondheim eigentlich Weiper als Zentrumsstürmer vorgesehen. Einen solchen suchen die Mainzer Verantwortlichen um Sportvorstand Christian Heidel nun auf dem Transfermarkt. „Ich habe keine Kristallkugel, aber natürlich hoffe ich, dass wir am Ende drei Stürmer haben“, erklärt Henriksen. Und meint damit neben Hollerbach und Armindo Sieb noch jenen „Mister X“, um den sich derzeit hinter den Kulissen bemüht wird.
Beim Bundesliga-Start gegen Köln (am Sonntag ab 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) liegt die Hauptlast in der Sturmmitte derweil weiterhin bei Hollerbach. „Ich habe tiefen Glauben in ihn, er ist ein großartiger Spieler“, versichert Henriksen und verweist explizit auf die Eindrücke in der Vorbereitung beim 4:3 gegen Premier-League-Klub Crystal Palace. Da allerdings agierte Hollerbach eben über den linken Halbraum, während Weiper das Zentrum besetzte. Mit dieser Rolle wiederum fremdelt Hollerbach noch ein wenig: „Wir haben mit ihm gesprochen, dass er mehr in der Box bleiben muss“, lässt sein Coach durchblicken.
Zudem bleibt für Sonntag vor allem die Hoffnung, dass der Gegner „mitspielt“, um Hollerbach besser in Szene setzen zu können. „Köln ist ein total anderer Gegner“, prophezeit Henriksen, „keiner, der selbst nicht Fußball spielen will“. Wo im Moment die größten Mainzer Probleme liegen, dürfte indes auch FC-Coach Lukas Kwasniok nicht entgangen sein. Nicht zum Mainzer Kader zählt dabei Mittelfeld-Youngster Daniel Gleiber, der sich vorm Abschlusstraining des Trondheim-Spiels eine Muskelverletzung zuzog.

