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Geplatzter Deal: Was er für Boniface, Xabi Alonso, Bayer und Konkurrent Schick bedeutet

Nachdem der Wechsel von Leverkusens Mittelstürmer Victor Boniface zum saudi-arabischen Klub Al-Nassr geplatzt ist, stellt sich Frage nach den Nachwirkungen. Es gibt nicht nur Gewinner.

Verbleib des Stürmers ist von sportlicher wie wirtschaftlicher Tragweite

Es wäre ein ganz großer Deal gewesen. Nahezu 70 Millionen Ablöse hätte Bayer 04 für Victor Boniface kassiert, dieser bei Al-Nassr in der saudi-arabischen Liga 45 Millionen Euro netto in drei Jahren. Doch der bereits komplett ausverhandelte Transfer platzte kurz vor dem Deadline Day im Wüstenstaat, in dem nur bis zum Donnerstag Transfers möglich waren. So bleibt der Mittelstürmer also beim deutschen Double-Gewinner. Jetzt stellt sich aber die Frage, wie alle Beteiligten mit dem gescheiterten Wechsel umgehen.

Um Boniface selbst muss man sich trotz der Enttäuschung über den Vertrag seines Lebens, der ihm durch die Lappen ging, von der mentalen Seite offenbar die geringsten Sorgen machen. „Wir haben vor dieser Transferperiode gesprochen. Er war offen für einen Wechsel, aber er fühlt sich hier wohl. Deshalb glaube ich, dass es für ihn kein großer Stress wird“, sagt Xabi Alonso.

Von „Nichts ist für ewig“ zu „Meine Familie“ mit einem Klick

Womit der Leverkusener Trainer richtig liegen dürfte. So hatte sich Boniface zwar schon am späten Montagabend via Instagram von Bayer 04 innerlich verabschiedet, als er einen Post von sich im Bayer-Outfit mit dem Song „No Condition Permanent“ (Kein dauerhafter Zustand) unterlegte. Am Mittwochabend, als klar war, dass die Araber lieber Jhon Duran für 77 Millionen Euro von Aston Villa holen würden, legte der 24-Jährige den Schalter einfach um. Diesmal lief sein Bayer-Post auf der Social-Media-Plattform untermalt mit dem Lied „Familiy Ties“ (Familienbande).

So einfach ist das: Von „Nicht ist für ewig“ zu „Meine Familie“ mit einem Klick. Dass der nigerianische Nationalspieler, mit dem Bayer den Vertrag, wie Sky berichtete, bereits vor geraumer Zeit bis 2029 verlängert hat, in eine tiefe Depression verfallen wird, ist wohl auszuschließen, wenn man Dinge so schlicht lösen kann.

Xabi Alonso ist der Gewinner des gescheiterten Wechsels

Der Gewinner des Nicht-Wechsels ist in jedem Fall Xabi Alonso. Schließlich hatte Boniface, wenn er fit war, immer den Status des Mittelstürmers Nummer 1 inne. Jetzt kann der Spanier weiter auf den Sturmtank zurückgreifen und verfügt mit diesem und dem seit Wochen in Topform aufspielenden Patrik Schick über zwei Torjäger der Extraklasse. Im Titelrennen in drei Wettbewerben ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Nicht umsonst gab der 43-Jährige, nachdem bekannt wurde, dass Boniface bleibt, zu: „Ich bin zufrieden, ich bin glücklich.“

Bleibt noch der Klub. Aus sportlicher Sicht erhöht der Verbleib des Angreifers natürlich die Chancen, auch in dieser Saison einen oder mehrere Titel zu gewinnen. Doch wirtschaftlich ist dem Werksklub ein Mega-Coup entgangen. Die nahezu 70 Millionen Euro wären der zweitteuerste Verkauf der Vereinsgeschichte gewesen. Dass der Klub diese Summe nur allzu gerne verbucht hätte, zeigt sich auch darin, dass er alles dafür tat, Boniface bestens zu präsentieren.

Bonifaces Rückkehr in Madrid erscheint jetzt in anderem Licht

Dass der Stürmer beim Champions-League-Spiel bei Atletico Madrid in der vergangenen Woche im Leverkusener Spieltagsaufgebot stand, obwohl er erst am Tag zuvor nach gut zweimonatiger Verletzungspause erst wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen war, erschien nach Bekanntwerden des Interesses von Al-Nassr plötzlich in einem ganz anderen Licht.

Zumal Xabi Alonso, der einen Joker-Einsatz für den Fall der Notwendigkeit nicht ausgeschlossen hatte, sowohl in Madrid bei einem 1:2-Rückstand als auch beim 2:2 in Leipzig, als Boniface in der Drangphase von RB als ein den Ball behauptender Ankerspieler dem Bayer-Spiel sehr gut getan hätte, auf eine Einwechslung des Stürmers verzichtete.

Das Bayer so handelte, ist gut nachvollziehbar. Hätte sich die Ablöse doch deutlich über dem Marktwert von Boniface bewegt. Der Klub hätte, auch nachdem man einen Ersatz verpflichtet hätte, ein dickes Plus gemacht, mit dem man weitere Investitionen in den Kader im kommenden Sommer-Transferfenster hätte finanzieren können.

Ob es für Boniface nochmal so ein Angebot gibt, ist fraglich

So wie man es im Januar 2020 mit den Einkäufen von Edmond Tapsoba und Exequiel Palacios (insgesamt für mehr als 40 Millionen Euro Ablöse) machte, die man im Vorgriff tätigte. Mit dem Wissen im Sommer 2020 für Kai Havertz eine riesige Transfereinnahme zu erzielen, die es dann mit 80 Millionen Euro Ablöse plus Boni vom FC Chelsea auch gab.

Ob Bayer nochmal eine Offerte in der Größenordnung von 70 Millionen Euro für Boniface erhält, ist zumindest fraglich. Zumal der Spieler, der vor seinem Wechsel nach Leverkusen im Sommer 2023 bereits zwei Kreuzbandrisse in seiner Krankenakte stehen hatte, auch bei Bayer bereits zweimal mit schweren Muskel- bzw. Muskelsehnenverletzungen länger ausfiel.

Boniface muss sich hinter Schick anstellen – doch wie lange?

Bleibt noch Boniface-Konkurrent Patrik Schick, der bei einem Verkauf des Nigerianers die klare Nummer 1 auf der Mittelstürmerposition geblieben wäre. Boniface, den der Verein am Dienstag vom Abschlusstraining freigestellt und den Xabi Alonso am Mittwoch beim Spiel gegen Sparta Prag (2:0) nicht in das Aufgebot berufen hatte, muss akut erstmal wieder topfit werden und sich nun erstmal hinten anstellen.

Schick muss mit seinem Lauf im Moment derzeit gesetzt sein. Auf Sicht wird es aber interessant sein, wie sich Xabi Alonso entscheidet. Ob er Boniface, der am Sonntag gegen Hoffenheim in das Spieltagsaufgebot zurückkehren wird, sobald dieser wieder in Form ist, dann wieder Schick eindeutig vorzieht. Oder ob es zu einem paritätischen Wechselspiel der beiden Top-Stürmer kommt.

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