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Fischers Eingeständnis: „So können wir zu Hause nicht auftreten“

0:3 gegen den VfB Stuttgart – mit der schlechtesten Saisonleistung manövriert sich Wolfsburg weiter in die Krise. Grund genug für Kilian Fischer, den Zustand des Teams schonungslos aufzuzeigen.

Nach der Pleite räumt der VfL-Verteidiger mit sich und der Mannschaft auf

Vieles ließe sich auch Kilian Fischer nach dem desaströsen 0:3 des VfL Wolfsburg vorwerfen, mangelnden Blick für die Realität aber sicherlich nicht. „Stuttgart hat uns mit der Herangehensweise und dem System überrascht“, räumte der Verteidiger unumwunden ein – und mit sich und der eigenen Mannschaft auf. „Wir haben gar keinen Zugriff gekriegt, standen immer zwischen den Spielern und sind in keine Zweikämpfe gekommen.“

Nach der Partie, in der die Niedersachsen phasenweise vom amtierenden Pokalsieger vorgeführt worden waren, gab Fischer Einblicke ins Innenleben des Teams, gepaart mit einem Eingeständnis: „Auf dem Feld hat es gewirkt, als hätten wir keine Chance gehabt. Man hat sich selbst ein bisschen verloren gefühlt. So können wir zu Hause nicht auftreten.“ Man versuche dann, irgendwelche Löcher zu stopfen. Aber das misslang gründlich. „Wenn man gegen den Ball schon so ein schlechtes Gefühl hat, hat man dann auch gemerkt, wie einem dann auch das Selbstvertrauen fehlt“, so der 25-Jährige.

Fan-Unmut? „Verständlich, aber nicht förderlich“

Mit zunehmender Spieldauer entwickelte sich das Geschehen zu einem regelrechten Albtraum für den VfL. Die spärlichen Darbietungen quittierten die Fans zunehmend mit Unmutsbekundungen. „Man kann verstehen, wenn es höhnisch wird und Applaus kommt, wenn wieder etwas in die Hose geht“, zeigte sich Fischer einsichtig. „Aber es wurde dadurch nicht besser, weil keiner mehr so richtig Selbstvertrauen hatte. Es bringt halt nichts, so sehr ich es verstehen kann. Wenn du einen Ball ins Aus stoppst und kriegst dann hämischen Applaus, ist es halt die Frage, ob es bei der nächsten Ballannahme hilfreich ist. Ich verstehe es, aber es ist nicht förderlich.“

Mit dem Druck, der sich allein schon aus den nur fünf Punkten aus sieben Spielen und dem aktuellen Tabellenplatz 15 ergibt, könne und müsse man umgehen, so der 55-malige Bundesligaspieler. „Auf jeden Fall! Wichtig ist, dass wir uns als Mannschaft zusammensetzen, wenn sich die Emotionen gelegt haben. Wichtig, dass wir uns gegenseitig einmal die Meinung sagen, in welche Richtung das jetzt gehen wird und was in der jetzigen Phase wichtig ist.“ Dabei ließ Fischer durchklingen, dass es zumindest vorerst alles um den Kampf gegen den Abstieg und die dafür nötigen Attribute drehe: „Es geht nicht darum, die Sterne vom Himmel zu spielen, sondern um die Grundtugenden, die auch die Fans sehen wollen und vermissen. Wir müssen den Negativstrudel durchbrechen.“

„Ich habe das Gefühl, wir laufen immer hinterher“

Der Weg aus der Misere führt für den ehemaligen Juniorennationalspieler, der selbst in der 67. Minute für Debütant Sael Kumbedi Platz machen musste, in den nun anstehenden Spielen nur über den maximalen Einsatz. „Wir müssen wieder Energie entfachen. Ich habe das Gefühl, wir laufen immer hinterher, kommen nicht in die Zweikämpfe, verlieren die zweiten Bälle. Dann auch noch diese Fehler. Es geht darum, kompakt zu stehen, wenig zuzulassen, nicht wieder ein frühes Gegentor zu fangen. Und dann aus den Chancen, die wir immer wieder haben, endlich auch ein Tor machen.“

„Ich kann nichts Negatives sagen.“ (Kilian Fischer über Paul Simonis)

Seinen Trainer Paul Simonis nimmt Fischer ausdrücklich aus der Kritik. „Es ist total die falsche Diskussion. Die Jungs (das Trainerteam, d. Red.) haben supergute Ansätze, die arbeiten extrem viel, machen wirklich viele Analysen. Ich kann nichts Negatives sagen. Die Wahrheit liegt bei uns Spielern. Da muss sich jeder, auch ich, an die eigene Nase fassen. Ich möchte nicht mit dem Finger auf irgendwelche Leute zeigen. Jeder einzelne Spieler tut gut daran, auf sich selbst zu schauen, bevor man andere für die Situation verantwortlich macht.“

Ein „Grundproblem“ und die Suche nach „Identität“

Seit 2022 spielt Fischer bei den „Wölfen“. Legitimation genug, das latente Problem des Klubs in diesen Jahren des Mittelmaßes anzusprechen. Denn eine Momentaufnahme ist der derzeitige Zustand für ihn nicht. „Es ist eher schon ein Grundproblem, das sich durchzieht. Dass eigentlich viel mehr Qualität drinsteckt. Deswegen macht einen das so sauer, wenn die Ergebnisse nicht passen und so schlechte Auftritte dabei herauskommen.“ Infolgedessen muss sich der VfL nach Einschätzung Fischers auch die Frage nach dem eigenen Charakter stellen. „Das Wichtigste ist, dass wir ein Stückweit eine Identität finden, was wir sein wollen und für was wir stehen wollen. Dann kann das hier total erfolgreich sein. In diesem Verein steckt sehr viel und ich hoffe sehr, dass wir es in den nächsten Wochen zeigen können.“

Mit dem Nordderby beim Hamburger SV beginnt am Samstag eine englische Woche, die mit dem dann folgenden Pokalspiel gegen Zweitligist Holstein Kiel und schließlich der Heimpartie gegen die TSG Hoffenheim zur Woche der Wahrheit werden könnte. Fischer zuversichtlich: „Druck ist immer da, deshalb glaube ich nicht, dass wir jetzt daran zerbrechen. Wir holen uns da schon wieder raus, das haben wir die letzten Jahre auch immer gemacht.“

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