Sandro Wagner ist weg, die Fans des FC Augsburg aber sind trotzdem nicht besänftigt. Über die nächste Banner-Flut.
Sportdirektor Weber über Frust auf den Rängen
Noch war am Samstag in Augsburg kein Ball gespielt, da hatte Manuel Baum die erste Motivationsrede schon hinter sich gebracht. Allerdings nicht an die Mannschaft, sondern an die eigene Fankurve, die sich aufgrund der Darbietungen der Mannschaft in den vergangenen Wochen immer entrüsteter gezeigt hatte.
Also ging Baum schon weit vor Anpfiff der Partie gegen Leverkusen hinters Tor und richtete ein paar Worte an den lautstärksten Teil des Publikums. „Ich bin zu den Fans gegangen und habe gesagt: Heute brauchen wir noch zehn Prozent mehr als Vollgas. Und egal, wie das Spiel ausgeht: dass man der Mannschaft ein gutes Gefühl gibt für die nächsten Wochen.“
Der Anhang gehorchte und feierte die Mannschaft für eine insgesamt stark verbesserte Leistung und drei Punkte gegen einladende Leverkusener, vergessen machte das den Frust der vergangenen Wochen aber offenbar noch lange nicht.
1:0 stand es für den FCA, als sich in der Fankurve erneut Banner breit machten. „Der neue alte FCA“, stand auf einem: „Baum wird Trainer, Ströll kein CEO und Krapf bleibt Kneipenwirt.“ Bezogen war das auf Michael Ströll, der seit dem Aus von Stefan Reuter im Herbst 2023 als alleiniger Geschäftsführer fungiert, sowie Präsident Markus Krapf, der in Augsburg zudem die Fußball-Kneipe „11er“ betreibt.
Beide tragen hauptsächlich Verantwortung für den vor Jahren eingeschlagenen Weg des „neuen FC Augsburg“, der natürlich weiterhin mindestens die Klasse halten soll, aber auch fußballerisch Akzente setzen darf; der Talente ausbildet und zu Geld macht; der dem Verein ein anderes Gesicht verpasst als das des unangenehmen Gegners.
„Wir sind als Verein dabei, die Dinge zu richten.“ (Sportdirektor Benni Weber)
Mit Sandro Wagner ging diese Mission krachend schief, auch der am Montag entlassene Trainer hatte schon früh in seiner Amtszeit den Unmut der Anhänger zu spüren bekommen. Beim 0:1 gegen Dortmund Ende Oktober hatten die Fans mehrere Banner präsentiert und unter anderem geschrieben: „Imagewechsel vollbracht: Von der grauen Maus zur Schießbude der Liga“.
Rund einen Monat später war der „Imagewechsel“ wieder ein Thema, dieses Mal hieß es: „Wir gratulieren zu … einem Imagewechsel zur Lachnummer der Liga“. Und zu „30.660 Mitgliedern, die ihr verarschen könnt“.
Auch die Mannschaft wurde nach dem vierten Saisonsieg nicht vollends frenetisch empfangen. „Ich glaube, sie waren perplex, dass wir zum zweiten Mal zuhause gewonnen haben“, probierte es Keven Schlotterbeck mit Humor, um ernster anzufügen: „Es geht nur gemeinsam, ich sage es immer wieder. Das ist ein erfolgreicher Tag gewesen, für die FCA-Fans und für uns.“
Sportdirektor Benni Weber reagierte ebenfalls möglichst gelassen auf die Spruchbänder der eigenen Anhänger, sagte nur: „Das ist eine Meinung, die man zulässt.“ Und versprach: „Wir sind als Verein dabei, die Dinge zu richten und so gut wie möglich zu machen.“
Es braucht offenbar mehr als einen Befreiungsschlag, um das Publikum wieder zu besänftigen, was die schiefe Lage beim FCA eigentlich ganz gut beschreibt: Jahrelang war eine hart arbeitende und am Ende über dem Strich stehende Mannschaft ausreichend. Jetzt, über dem Strich stehend, muss diese Mannschaft, die spielerisch weiterentwickelt werden sollte, erstmal wieder anfangen zu arbeiten.

