Erstmals in dieser Saison wird Joshua Kimmich dem FC Bayern nicht zur Verfügung stehen. Die Alternative dürfte klar sein – etwas überraschend.
Wer den Mittelfeldanker im Topspiel vertreten kann
Mannschaftsabende sind selbst in den berüchtigten Zeiten von Instagram und Tiktok noch immer ein großes Thema bei Fußballprofis, selbst wenn davon ausnahmsweise nicht jeder etwas mitbekommt. Gerne gehen die Spieler des FC Bayern zum Beispiel zusammen essen, gemeinsam aufs Oktoberfest oder feiern ihre Geburtstage, wie kürzlich erst Leon Goretzka anlässlich des 30. Ehrentages.
An diesem Dienstag dagegen stand ein ganz besonderer Abend auf dem Programm. In der Münchner Maxvorstadt versammelten sich Joshua Kimmich und Co. zur Premiere der Prime-Video-Dokumentation „Einer wie keiner“ über ihren Teamkollegen Thomas Müller. Außer Sportvorstand Max Eberl ließ sich außerdem die gesamte Chefetage des FC Bayern ablichten vor der Astor-Lounge des Arri-Kinos. Am Mittwoch folgte direkt die große Jubiläumsfeier zum 125. Geburtstag des deutschen Rekordmeisters.
Ein bisschen Abwechslung schadet ja grundsätzlich nie, erst recht nicht vor den anstehenden Wochen für den Tabellenführer. Am Freitagabend wartet der VfB in Stuttgart, gleich darauf reist Bayer Leverkusen zum Achtelfinal-Hinspiel der Champions League nach München, ehe es nur sechs Tage später zum Rückspiel ins Rheinland geht. Durchschnaufen? Ab jetzt wieder verboten.
Wie Kompany die Aufgabe beim VfB angeht, ließ der Cheftrainer tags zuvor wenig überraschend offen. Klar ist nur, dass Joshua Kimmich, der beim 4:0 gegen Frankfurt wegen Oberschenkelproblemen ausgewechselt werden musste und erstmals in dieser Saison eine Pflichtspielminute verpasste, „wahrscheinlich“ nicht mitreisen wird, „außer es passiert ein Wunder heute Nachmittag“, wie Kompany erklärte. Die diagnostizierte Sehnenreizung zwingt den Dauerbrenner zwar zu keiner längeren Pause, die Bayern werden vor den so wichtigen Duellen mit dem Double-Sieger Bayer jedoch kein Risiko eingehen.
Goretzka wie immer gefragt – Was macht eigentlich Joao Palhinha?
Kimmich, unter Thomas Tuchel und bei der Nationalmannschaft Rechtsverteidiger, ist Kompanys wichtigster Mann, spielt eine beeindruckend konstante Saison. Ein-, vielleicht auch zweimal kann Kompany den 30-Jährigen ersetzen, über mehrere Wochen aber nicht. Leon Goretzka vertrat Kimmich gegen Frankfurt und erledigte seinen Job wie zuletzt eigentlich immer sehr zuverlässig. Er dürfte auch in Stuttgart die gleichermaßen naheliegende und doch etwas überraschende Lösung sein. Überraschend nur deshalb, weil die andere, 50 Millionen Euro teure Alternative kaum noch Erwähnung findet.
Joao Palhinha war von November bis Ende Januar wegen eines Muskelbündelrisses ausgefallen, anschließend krankheitsbedingt außen vor gewesen. Fuß fassen in München konnte der Portugiese jedenfalls noch nicht, sein Einfluss beschränkt sich mit wenigen Ausnahmen auf Kurzeinsätze. Dass er der gewünschte Abräumer sein kann, die von Tuchel herbeigesehnte „Holding Six“, das stellte Palhinha durchaus schon unter Beweis, allerdings wird er als solche unter Kompany gar nicht benötigt. Weil das Bayern-Spiel jetzt anders aussieht.
Zumeist ist es Kimmich, der sich im Aufbauspiel zwischen oder neben die Innenverteidiger fallen lässt, so als erster Dirigent funktioniert. Diese Rolle können Pavlovic und Goretzka ebenso einnehmen. Ob Palhinha dafür der richtige Typ ist? Und ob er, wenn sich der Nebenmann fallen lässt, dann eher der in die vordere Offensivreihe vordringende Spieler sein kann? Beides scheint nicht zugeschnitten zu sein auf den immerhin auch schon 29-jährigen Nationalspieler.
Joao Palhinha wird ziemlich sicher auch beim FC Bayern noch öfter gefragt sein, immer wieder seine Einsätze bekommen. Ob das jedoch ausreicht, einem 50-Millionen-Preisschild gerecht zu werden? Äußerst fraglich.