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Eintracht-Erwachen im Albtraum: Jetzt geht das große Zittern los

Die Eintracht enttäuscht beim 2:2 gegen St. Pauli ihre Fans. Am 34. Spieltag droht in Freiburg ein böses Erwachen, der Traum von der Champions League könnte zerplatzen. Das Momentum spricht gegen die Hessen.

Verspielt Frankfurt die Champions League?

Alles war angerichtet für die große Champions-League-Sause: frühsommerliches Kaiserwetter, ein ausverkauftes Waldstadion und die Blitz-Führung nach nur 23 Sekunden durch Rasmus Kristensen. Das Stadion tobte, die Tür zur Königsklasse stand sperrangelweit offen – die Eintracht hätte bloß hindurchgehen müssen.

„Wir hatten den absoluten Traumstart“, erkannte auch Trainer Dino Toppmöller. Doch dann entwickelte sich das Spiel zum Albtraum. Was sich in den Minuten nach der Führung ereignete, ist mit grenzenloser Naivität noch freundlich umschrieben.

Eintracht rannte ins Verderben

Statt St. Pauli mit der Führung im Rücken erst einmal kommen zu lassen und auf schnelle Umschaltmomente zu lauern, lief die SGE ihrerseits blindlings in Konter und ins Verderben. Vor dem Ausgleich fehlten beim Pressing über die rechte Seite die Kompaktheit und Abstimmung. Sechser Ellyes Skhiri verließ seine Position und lief rechts vorne am Strafraum an – grotesk. Mit einem einfachen langen Ball konnte die Hintermannschaft überrumpelt werden. Die Gäste spielten den Konter zunächst nicht mal sauber aus, trotzdem hatte der aufgerückte Manolis Saliakas viel Platz, um Torhüter Kevin Trapp mit einem Schlenzer zu überraschen.

Das zweite Gegentor entsprang einer Ecke der Eintracht: Arthur Theate versäumte es, St. Paulis Keeper Ben Voll beim Abschlag zu stören, Hugo Larsson nahm sich mit einer stümperhaften Grätsche selbst aus dem Spiel, und der zurückgeeilte Jean-Matteo Bahoya war zwar dran, konnte den Einschlag aber nicht mehr verhindern. 19 Sekunden nach der Ausführung der Ecke zappelte der Ball im eigenen Netz.

„Leider haben wir zwei einfache Fehler gemacht, danach wurde es schwer. Wir mussten uns erst mal schütteln“, sagte Sportvorstand Markus Krösche. Abwehrboss Robin Koch sprach von „zwei dummen Gegentoren“, und Toppmöller meinte: „Wir haben ein bisschen gebraucht, um diese Schockmomente zu verdauen. In der zweiten Hälfte haben wir eine Reaktion gezeigt. Aber wir waren nicht am Leistungslimit.“ Nach dem Doppelschlag habe der „Schuss Lockerheit“ gefehlt.

Toppmöller reagiert zu spät

Gegen tief und kompakt verteidigende Gäste mangelte es an Ideen und Überraschungsmomenten. Die taktische Maßnahme, Innenverteidiger Tuta in Ballbesitz vor ins Mittelfeld zu ziehen, verpuffte. Bahoya und Ansgar Knauff konnten ihr Tempo nicht einsetzen, weil die Räume fehlten. Hugo Ekitiké stand vor dem gleichen Problem, der Franzose fand im Sturmzentrum praktisch nicht statt.

Toppmöller schaute sich das Geplänkel zu lange an, schon nach einer halben Stunde wären Wechsel und Umstellungen angebracht gewesen. Zum Beispiel auf ein 3-5-2 mit Can Uzun auf der Zehn. Erst zur Pause kam Stürmer Michy Batshuayi rein. Der Routinier, der absurderweise zunächst im Halbraum agierte, erzielte nach einem schönen Spielzug über die weiteren Joker Uzun und Fares Chaibi auch das 2:2. In der 88. Minute brachte er außerdem das Stadion mit einem weiteren Treffer zur Eruption. Doch da er den Ball zuvor mit der Hand gespielt hatte, zählte der Treffer nicht.

Alles in allem war die Mannschaftsleistung enttäuschend, kein Profi erreichte sein Top-Level. „Wir kamen zurück und haben am Schluss nochmal alles probiert, aber das war zu wenig heute“, resümierte Koch. Als sich die Spieler nach dem Abpfiff des letzten Heimspiels in einer Ehrenrunde von den Fans verabschiedeten, herrschte beinahe Grabesstimmung. „Wir hätten gerne alle zusammen gefeiert, jetzt ist jeder ein bisschen enttäuscht“, räumte Koch ein.

„Das ist für uns ein Finale“

Nun geht das große Zittern los. Sollte Dortmund am letzten Spieltag zu Hause gegen Kiel mit mindestens zwei Toren Differenz gewinnen, braucht die Eintracht in Freiburg ein Unentschieden, um sich über die Ziellinie in die Champions League zu retten. Der SC wiederum muss auf Sieg spielen, um an Frankfurt vorbei- und in die Königsklasse einzuziehen. Das garantiert maximale Spannung.

Koch kennt den Sport-Club gut, von 2017 bis 2020 spielte er im Breisgau. Der Verteidiger ahnt, dass auf die Hessen eine ganz schwere Aufgabe wartet: „Das ist für uns ein Finale, für Freiburg genauso. Von daher wird das eine schöne Challenge für uns. Das Wichtigste ist, dass wir dort mit einer extremen Intensität auftreten. Freiburg ist dafür bekannt, dass sie alles reinwerfen. Ich bin aber überzeugt, dass wir mehr Qualität haben.“

Ob das junge Team diesem Druck gewachsen ist, steht nach dem Auftritt gegen St. Pauli infrage. Positiv ist zwar, dass Frankfurt weiterhin alles in der eigenen Hand hat. Das Momentum spricht allerdings für Freiburg und den BVB. „Wir müssen jetzt trotz der Enttäuschung schnell den Schalter umlegen und nächste Woche alles klarmachen“, fordert Koch.

Ein Scheitern so kurz vor dem Ziel würde die Eintracht und ihr Umfeld bis ins Mark erschüttern. Die Europa League wäre ein schwacher Trost.

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