Er verwandelte gegen Werder Bremen seine Elfmeter 28 und 29 in Serie, ist beim FC Bayern in 20 Versuchen noch ohne Fehlversuch. Harry Kane lässt leicht erscheinen, was gar nicht so leicht ist.
Kane und die Elfmeter
Am Ende seines erfolgreichen Arbeitstages ließ Harry Kane den Gegnern und ihren Torhütern wenigstens etwas Hoffnung. „Vielleicht, ist schon möglich“, antwortete der Engländer auf die Frage, ob er irgendwann auch mal wieder einen Elfmeter verschießen werde. Damit hat der 31-Jährige Recht und beweist zugleich, dass es kein gutes Rezept wäre, sich zu sicher zu sein.
Rund 75 Prozent aller Elfmeter werden in der Bundesliga verwandelt. Statistisch betrachtet müsste Kane also jeden vierten verschießen. Tut er aber nicht. Dabei bemerkte Joshua Kimmich schon vor ein paar Wochen mit Blick auf alle Hobby- und Amateurfußballer: Ein Elfmeter mag leicht wirken, ist er aber nicht.
Was es für die ohnehin schon im Nachteil befindlichen Torhüter so schwierig macht: Kane variiert bei der Ausführung. Weder hat er eine Lieblingsecke, noch wählt er immer den gleichen Anlauf. Er kann es hart und platziert, flach wie hoch, mit verzögertem und flüssigem Anlauf. Beim 3:0 gegen Bremen wählte er zweimal die Andy-Brehme-Ecke aus dem WM-Finale 1990: flach links unten, so präzise wie hart.
Neuer: „Im Training hat er schon welche verschossen“
Damit verwandelte Kane den achten und neunten von neun Strafstößen in dieser Bundesligasaison. Nur Torwart Jörg Butt 1999/2000 für den Hamburger SV mit neun und Bayern-Legende Paul Breitner 1980/81 mit zehn waren in der Hinsicht mindestens so erfolgreich wie der Mittelstürmer.
Kapitän Manuel Neuer verriet zwei Dinge; Er steht bei Elfmetern im Training nicht im Tor, Kane hat dort sehr wohl auch schon welche verschossen. Aber: „Harry trainiert die Abläufe, deshalb ist das kein Zufall. Er nimmt sich diszipliniert Zeit dafür.“ Soll heißen: Alles ist wie im Spiel. Die Vorbereitung, der Pfiff des Schiedsrichters, ja kein Spieler neben dem Pfosten auf dem Trainingsplatz.
„Ich kenne keinen, der Elfmeter besser schießt als er.“ (Herbert Hainer)
„Das ist kein Glück, er arbeitet sehr viel dafür“, erklärt Trainer Vincent Kompany die Serie, Präsident Herbert Hainer verteilt das höchste Lob: „Ich kenne keinen, der Elfmeter besser schießt als er.“ Und Hainer hat immerhin jahrelang Robert Lewandowski im Bayern-Trikot erlebt, ein ähnlich sicherer Schütze. Kimmich nannte Kanes Quote auch am Freitag „eine außergewöhnliche Qualität“ und schlussfolgerte: „Es ist eine Bank, wenn man sich so darauf verlassen kann.“
Ein gutes Gefühl für die Mitspieler. Auch, falls es in der anstehenden Woche der Wahrheit mit den Play-off-Duellen mit Celtic Glasgow in der Champions League und dem Bundesliga-Spitzenspiel bei Bayer Leverkusen erneut Strafstoß für die Bayern geben sollte. Kanes Elfmeter-Geschichte ist noch nicht auserzählt. Auch dann nicht, sollte er tatsächlich doch mal auf elf Metern scheitern.