Wer erst ganz am Ende eines Transferfensters zum neuen Klub kommt, wenn die Saison schon läuft, hat nicht viel Zeit zur Integration. Bayerns Nicolas Jackson fremdelt auf dem Platz noch und ist somit ein gutes Beispiel dafür.
Nach dem Startelfdebüt
Er kam am letzten Tag des Sommertransferfensters als fehlendes Puzzleteil für die Offensive, als dringend benötigte Alternative für die Offensive. Der erste Eindruck von Nicolas Jackson: Ihm fehlt noch die Bindung zu den Mitspielern, er wirkt wie ein Fremdkörper. Auch bleibt die Frage, ob er mit seinem Spielstil zum Ballbesitz-Fußball des FC Bayern passt.
Für ein Urteil ist es freilich viel zu früh. Bindung kann Jackson kaum haben, der nach der Unterschrift unter die einjährige Leihe sofort zur Nationalmannschaft des Senegals düste. Nach der Rückkehr und zwei Trainingseinheiten debütierte er für 45 Minuten gegen den HSV (5:0), als die Partie entschieden war und einem Freundschaftsspiel glich. Gegen Ex-Klub FC Chelsea (3:1) brachte ihn Trainer Vincent Kompany erst in der Nachspielzeit.
In Hoffenheim (4:1) folgte nun die Premiere in der Startelf – als vorderste Spitze. Insgesamt ein Kniff, den Kompany öfter wählen könnte, solange Jamal Musiala ausfällt. Denn Harry Kane kann statt als Neuner auch wunderbar als Zehner agieren, von dort das Spiel machen und trotzdem Tore schießen, wie in Hoffenheim dreifach bei seiner überragenden Leistung bewiesen.
Nur 15 Ballkontakte in einer Stunde Spielzeit
Und Jackson? In einer Stunde Spielzeit zog er zwar 18 Sprints an, kam aber nur auf 15 Ballkontakte, gewann lediglich zwei von sechs Zweikämpfen und brachte von sieben Pässen fünf an den Mitspieler – kicker-Note 5. Auf Fußballdeutsch: Der 24-Jährige war wenig im Spiel, was wie gesagt erklärbar ist. Und was sich in den kommenden Wochen verbessern sollte. Gelegenheiten wird es genügend geben.
„Die Zeit ist relativ kurz, man merkt, dass die Bindung noch fehlt“, schließt sich Max Eberl der Einschätzung an. „Wir erwarten immer Bereitschaft, die hat er auch an den Tag gelegt“, sah der Sportvorstand das große Ganze beim anfangs arg holprigen 4:1-Erfolg und schlussfolgerte: „Auch er erwartet mehr von sich. Ich glaube, da ist auch noch mehr möglich.“
Das kann Jackson schon in der folgenden englischen Woche zeigen. Kompany reagierte in Hoffenheim irritiert auf die Bitte, die Idee hinter fünf Veränderungen in der Startelf zu erklären. Er müsse, so der Trainer, den gesamten Kader nutzen. Der ist bekanntlich nicht groß. Heißt: Im Dreierpack Bremen am Freitag (20.30 Uhr), Pafos FC am nächsten Dienstag (21 Uhr) und bei Eintracht Frankfurt am Samstag darauf (18.30 Uhr, jeweils LIVE! bei kicker) dürfte Jackson zumindest einmal wieder in der Startelf auftauchen.