Beim FC Augsburg steht die Saisonanalyse an. Phillip Tietz hat sein Fazit schon gezogen – und es fällt nicht unbedingt erfreulich aus.
FCA-Stürmer Tietz zieht unzufriedenes Fazit
Friseurbesuche sind bei Phillip Tietz zwangsläufig auch mit Fußballspielen verknüpft, weil der Augsburger Stürmer nicht ohne Aberglauben durchs Leben läuft. Und weil die dreieinhalbjährige Tochter vergangene Woche darum bat, dass der Papa sich die Haare doch bitte lila statt blond färben sollte, muss das jetzt, nachdem Tietz gegen Union getroffen hat, vielleicht öfter passieren.
Reflektiert gab sich der 27-Jährige nach einem Nachmittag, der ein verkorkstes Saisonende des FCA im Grunde ganz gut zusammengefasst hatte. Eigentlich war die Rückrunde ja gut, eigentlich war mehr drin. Und eigentlich war auch das Spiel gegen Union lange gut, und eigentlich war auch da mehr drin. Stattdessen stand am Ende ein 1:2, durch das der FCA noch auf Rang zwölf abrutschte.
„Spiel doof, mehr brauche ich dazu nicht zu sagen“, hielt es Tietz kurz und schaute lieber aufs große Ganze: „Es ist die drittbeste Saison in der Vereinsgeschichte. Man darf das nicht einfach unter den Tisch kehren.“ Warum fühlt es sich dann trotzdem nicht wirklich besonders an?
„Jess ist seit letztem Jahr hier, hat zwei gute Jahre gehabt, das muss man schon sagen.“ (Tietz über Trainer Thorup)
Weil fünf Niederlagen in Folge das Ende der Vorsaison verhagelt hatten? Weil es vier am Stück in diesem Jahr tun? „Das müssen wir uns ankreiden, und das darf so nicht sein“, weiß Tietz. „Es nervt total“, gestand auch Torhüter Finn Dahmen.
Wieder hatte der FCA frühzeitig den Klassenerhalt gesichert, wieder durfte er – auch wenn es keiner öffentlich machte – auf die Europacupränge schielen. Wieder wurde daraus nichts, weil im Endspurt jegliche Spannung fehlte und nichts mehr wirklich zusammenlief. Natürlich hätten die Augsburger Union auch mit 3:0 oder 4:0 zurück nach Berlin schicken können, sie schafften es aber nicht nachzulegen.
Die Saisonanalyse: Muss Thorup gehen?
Ob das in der zeitnah folgenden Saisonanalyse womöglich Trainer Jess Thorup den Job kostet? „Jess hat super zwei Jahre hier geleistet, aber was soll man da sagen?“, wich Tietz aus. Auf die Frage, ob er gerne mit dem Dänen weiterarbeiten wolle, antwortete der Stürmer zunächst: „Jess ist seit letztem Jahr hier, hat zwei gute Jahre gehabt, das muss man schon sagen.“ Erst später wurde er dann auch deutlicher: „Klar wollen wir den Jess behalten.“ Aber: „Man weiß natürlich nicht, was passiert.“
Tietz selbst hätte sich jedenfalls mehr Chancen vom Trainer gewünscht, angesprochen auf das Fazit für seine Saison reagierte er nämlich ohne Zögern: „Nicht gut“ sei die gewesen. „Ich glaube, für die Einsatzzeiten, die ich dieses Jahr hatte, habe ich okay Tore geschossen.“ Sieben immerhin und damit die zweimeisten nach Alexis Claude-Maurice. „Aber bei den Einsatzzeiten habe ich mir natürlich mehr erhofft. War leider nicht der Fall.“
Thorup vertraute zumeist dem inzwischen wieder gesperrten Samuel Essende als alleinige Spitze. „Ich hätte schon das eine oder andere Törchen mehr geschossen, wenn ich die Chance bekommen hätte“, glaubt Tietz. „Ich habe halt von Woche zu Woche versucht, mir den A… aufzureißen. Und heute zum Glück getroffen. Das tat mir persönlich extrem gut.“
Jetzt heißt’s ja sowieso erstmal abschalten, Familienurlaub am Gardasee und in Österreich. Und danach wieder laufen gehen und Gewichte stemmen. Und vielleicht Haare färben.