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Deshalb ist Poulsen nun auf der richtigen Seite

Auch an seinem zweiten Trainingstag in Herzogenaurach trainierte Yussuf Poulsen noch individuell, da seine neuen HSV-Kollegen schon eine Woche Vorsprung haben. Dennoch würde der Däne am Samstag gern debütieren.

HSV-Neuling verrät, was ihn an Polzin fasziniert

Aus Hamburgs Trainingslager in Herzogenaurach berichtet Sebastian Wolff

Bis zum Freitag residiert der HSV-Tross noch im Home Ground, dann geht es weiter nach Graz, wo am Samstag um 16 Uhr zum Abschluss des Trainingslagers der nächste Härtetest ansteht. Geht es nach Poulsen, trägt er nach den Trainingsklamotten dann auch erstmals das neue Trikot. „Ich hoffe, dass ich spiele.“

Dass er auch am Mittwoch nach dem gemeinsamen Aufwärmprogramm separiert von den Kollegen trainierte, hat einen einfachen Hintergrund. Weil er bis vergangenen Sonntag noch Leipziger war, hatte er einen späteren Trainingsauftakt. „Ich komme aus dem Urlaub, die anderen Jungs sind bereits länger im Training. Jetzt wollen mich die Trainer langsam aufbauen, damit ich nicht zu früh zu viel mache.“

„Ich finde es geil, so einen Trainer zu haben“

Denn klar ist: Das Projekt Poulsen ist nicht auf Kurzfristigkeit ausgelegt. Merlin Polzin hat dem Angreifer offenbar äußerst eindrucksvoll aufgezeigt, wie er mit ihm als Führungsfigur, aber auch als vorderster Anläufer plant. „Der Trainer hat sehr genau gesagt, wie er mit mir plant und was er mit mir vorhat. Ich finde es geil, einen Trainer zu haben, der so einen klaren Plan für mich hat. Wenn er schon von Weitem so gut beobachten kann, dann freue ich mich jetzt sehr darauf, dass ich unter ihm trainieren darf.“

Ein zweiter Faktor für den Abschied von RB und den Wechsel an die Elbe war die Strahlkraft des HSV. Trotz einer Abfindung der Sachsen hat der 31-jährige, einstige Leipziger Großverdiener dafür auf Geld verzichtet. „Für mich spielt Geld nicht diese Rolle. Ich liebe es, Fußball zu spielen und will dies auf dem höchstmöglichen Niveau tun.“ Das war beim Top-Klub zuletzt immer seltener möglich, beim Aufsteiger soll er ein Fixpunkt sein – und kann sich trotz emotionalem Abschied glaubhaft auf den neuen Arbeitgeber einlassen. Schon Sonntagabend hatte er auf der HSV-Homepage die Episode von seinem ersten Europacup-Abend in einem Fußballstadion angerissen, nach der Ankunft im Trainingslager präzisierte er die Geschichte von 2005.

Poulsen war elf Jahre alt, als der HSV durch einen Elfmeter von Rafael van der Vaart in der Nachspielzeit im „Parken“ den FC Kopenhagen mit 1:0 aus dem UEFA-Cup schoss – und er stand auf der „falschen“ Seite. „Ich war damals im Oberrang hinter dem Tor, in das van der Vaart getroffen hat. Ich stand direkt über und mit den HSV-Fans.“

Der Grund? Poulsen lacht: „VIP-Tickets konnte ich mir nicht leisten.“ Dann verrät er: „Mein Onkel und ich sind damals ohne Karte zum Stadion gegangen, haben dann da versucht, irgendein Ticket zu bekommen. Das war die einzige Möglichkeit.“ Und er erinnert sich: „Ich war für Kopenhagen.“

Die Wucht des HSV habe er dennoch gespürt und aufgesogen: „Das ist immer noch so sehr in meinem Gehirn wie kein anderes Fußballerlebnis aus dieser Zeit. Die Bilder werden nie aus meinem Kopf sein, es war brutal zu sehen und zu spüren.“ 20 Jahre später ist Poulsen nun gewissermaßen auf der richtigen Seite angekommen.

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