In der Bundesliga hat der FCH zuletzt zwei schlimme Pleiten erlitten, sowohl gegen Leverkusen als auch gegen Mönchengladbach war das nicht das, was die Fans der Heidenheimer erwarten können. Fast schon paradox, dass der Tabellenletzte nach all den Tiefschlägen noch nicht angeschlagen ist. Für Heidenheim aber war es nun an der Zeit, dass der Boss persönlich vor der Partie bei Union Berlineinige Worte an die Öffentlichkeit richtet. Und Holger Sanwald fand deutliche Worte, wie man es von ihm gewohnt ist.
FCH wird im Winter aktiv – In allen Mannschaftsteilen Nachholbedarf
„Elf Spieltage, fünf Punkte, zuletzt 0:3 gegen Gladbach, davor 0:6 in Leverkusen verloren. Das ist keine alltägliche Situation“, sagt Heidenheims Vorstandsvorsitzender Holger Sanwald. Ebenfalls nicht alltäglich ist es, wenn der FCH-Boss bei der Spieltags-Pressekonferenz auf dem Podium sitzt. Es brennt am Wochenende nicht nur das erste Lichtlein am Adventskranz, beim FCH brennt der sprichwörtliche Baum bereits lichterloh. Da doch in den vergangenen Wochen viele Fragen aufgekommen seien rund um den FCH, habe sich Sanwald gesagt, das nun der richtige Zeitpunkt sei, sich den Fragen einmal zu stellen.
Sanwald war aber tatsächlich nicht da, um die katastrophale Situation zu untermauern, sondern um sich einmal mehr hinter seinen Trainer Frank Schmidt zu stellen. Viele Fragen gab es nicht, da Sanwald, gewohnt wortgewandt, bereits einen recht ausführlichen Eingangsmonolog gehalten hat. „Frank hat die volle Unterstützung. Das ist auch das Zeichen, warum ich hier bin. Wir sind total überzeugt von ihm. Wir alle im Verein spüren jeden Tag, mit welcher Energie er die Arbeit hier angeht“, so Sanwald. Damit weiß vermutlich auch der letzte deutsche Fußballfan, dass die Uhren in Heidenheim stets etwas anders ticken.
Eine Trainerdiskussion wird es an der Brenz nicht geben, gemeinsam würde man auch in die 2. Liga gehen. „Selbstverständlich“, sagt Sanwald dazu, ohne mit der Wimper zu zucken. Natürlich möchte man Gedanken an den potenziellen Abstieg wegwischen, so hofft Sanwald, dass man in den ausstehenden vier Spielen vor der Winterpause möglichst viele Punkte holen wird, doch weiß er auch: „Die Mannschaft verfügt aktuell nicht über das viel Selbstvertrauen. Das ist in solch einer Phase normal.“
Fehler aus dem Sommer wird nun korrigiert
Alle Gremien im Verein, so Sanwald weiter, schauen nun genau auf die letzten Partien des Jahres. Und was die Spatzen längst von den Dächern gepfiffen haben, das hat Sanwald nun endlich auch offiziell kommuniziert: Es wird geschaut, dass man die Mannschaft im Winter gezielt verstärken wird. „Wir ziehen sehr wohl in Erwägung, die Mannschaft zu verstärken“, sagte er. Damit räumen die Verantwortlichen einen Fehler aus dem Sommer ein, als sie nach dem Weggang von Leo Scienza personell nicht mehr reagiert haben und kommunizierten, dass dies absichtlich nicht geschehen sei, man dem Kader vertraue. Die aktuelle Mannschaft war aber vor allem in den vergangenen beiden Partien weit weg von der Bundesligatauglichkeit.
Selbst wenn man bei fünf Punkten bis zum Winter bliebe, geht der Vorstandsvorsitzende davon aus, dass man neue Spieler an die Brenz locken kann. „Eines ist klar: Einen Abgesang wird es bei uns niemals geben. Im Fußball geht es immer darum, das nächste Spiel zu gewinnen. Selbst, wenn es dann nur fünf Punkte sein sollten, werden wir dennoch versuchen, das Maximale herauszuholen“, so Sanwald weiter. Trainer Frank Schmidt hatte noch in der vergangenen Woche gesagt, dass es dann nahezu unmöglich werde, den Klassenerhalt zu schaffen. Von diesen fünf Punkten geht aber niemand aus beim FCH.
Es sei die FCH-DNA, dass man immer „bis zur letzten Patrone“ alles versuche, was geht, so Sanwald martialisch. Es sei nach wie vor ein „großes Glück“ und „eine große Freude“, dass man in Heidenheim Bundesliga spiele und um den Klassenerhalt in der kämpfe. Damit dieser Kampf um den Klassenerhalt möglichst lange anhält, wird man jetzt also doch nachjustieren: „Ich glaube schon, dass es wichtig ist, neue Impulse in der Wintertransferperiode zu setzen, um eine gewisse Hilfestellung zu leisten“, so Sanwald. Niemand müsse sich Sorgen machen, dass man in Heidenheim jetzt schon aufgebe.
Weiterhin herrscht beim FCH große Lust vor
Wenn es sich auch niemand vorstellen könne, sei man in Heidenheim mit großer Lust dabei und dieser Aufgabe werde man sich stellen, weiterhin mit breiter Brust. Der Klassenerhalt sei für den FCH wie ein Aufstieg. Es gebe jedoch immer den Plan B – das wäre in Heidenheims Fall der Abstieg und der Umgang damit. „Langfristig ist es unser Ziel, uns unter den ersten 25 Mannschaften in Deutschland zu etablieren. Insgesamt sind wir als Verein deutlich besser aufgestellt, als es im Moment nach außen wirken mag“, sagt der FCH-Boss. „Zwei, drei Siege“ – und schon sähe die Welt ganz anders aus. Davon war die Mannschaft jedoch zuletzt sehr weit entfernt.
Bis auf die Torwartposition werden die Heidenheimer alle Mannschaftsteile im Winter überprüfen, auf jeder Position also sehen die Verantwortlichen Handlungsbedarf. Sanwald richtet sich gezielt an die Spieler, die aktuell auf dem Rasen stehen und zählt sie offen an: „Die zweite Halbzeit gegen Gladbach war unterirdisch. Das tut einem weh, das tut auch mir weh, zuzuschauen.“ Wenn sich an diesen Leistungen nichts ändere, müssten sich die Spieler gehörig umschauen, denn dann werde es auf den Positionen eine Person mehr Konkurrenz geben. „Es braucht niemand zu denken, dass es eine trostlose restliche Saison wird. Das gibt es bei uns nicht, sonst hätten wir es nicht geschafft, von der Landesliga in den Europapokal zu kommen“, legt Sanwald nach. Die Worte dürften gesessen haben beim vorhandenen Personal. Doch man kann davon ausgehen, dass sich personell auch etwas tun wird, wenn noch ein paar Pünktchen dazukommen werden, wenn man Sanwalds Worten gelauscht hat.

