Wie wäre die Saison des VfL Wolfsburg mit einem fitten Lovro Majer gelaufen? Der Kroate hat zweifelsohne gefehlt. Zu lange, weil er zu ehrgeizig ist? So sieht es jedenfalls sein Trainer.
Hasenhüttls Sicht
Endlich wieder da. Zurück auf dem Rasen. Wieder aktiver Teil der Bundesliga. Lovro Majer hat lange warten müssen, was dem Kroaten schwerfiel. „Es ist keine einfache Saison für mich“, hatte er im März im kicker gesagt. „Natürlich gab es auch schwierige Tage, wenn du trainierst, wieder den Schmerz spürst, obwohl es vorher eigentlich schon wieder besser war. Aber das gehört dazu nach einer solchen Verletzung.“ Die jetzt weitgehend überwunden ist.
Gegen Mainz (2:2) feierte der so vermisste Regisseur sein Comeback. Eingewechselt in der Schlussphase. „Ich bin sehr glücklich“, sagt Majer und will in den letzten vier Spielen wieder voll mitmischen. „Ich bin wieder bereit für alles – ob als Joker oder von Anfang an, das entscheidet der Trainer.“
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Ralph Hasenhüttl ist der Coach, der darüber befinden muss, wie viele Minuten er seinem Spielgestalter zugesteht. Glaubt man den Worten des Österreichers, wird es für einen Startelfeinsatz nicht mehr reichen. „Ich bin froh“, sagt Hasenhüttl, „dass er wieder voll dabei und eine Option ist, um ihn einzuwechseln.“ Warum hat es so lange gedauert, bis Majer endlich wieder einsatzbereit ist? Hasenhüttls etwas wundersame Überzeugung: Der Kroate ist zu ehrgeizig!
Majer und der enorme Ehrgeiz
„Diese Charaktereigenschaft war der Grund, warum er so lange ausgefallen ist“, erklärt der Trainer seine Sicht. „Weil er sehr ungeduldig ist, sehr schnell mehr wollte.“ Nach seiner schweren Sprunggelenksverletzung am 2. Spieltag in Kiel (2:0) stand Majer Ende Oktober im Pokal gegen Dortmund (1:0 nach Verlängerung) sogar schon wieder in der Startelf und verletzte sich schließlich wenige Tage später in der Liga gegen Augsburg (1:1) erneut. Ein Muskelfaserriss im Oberschenkel, wohl eine Folge der Probleme im Fuß. Denn die gingen nicht wirklich weg und machten Ende November eine Operation unumgänglich. Seitdem war Majer raus.
„Wir haben ihn im Pokal gegen Dortmund spielen lassen“, blickt Hasenhüttl zurück, „dann ist es noch schlimmer geworden. Diese Sprunggelenksverletzung ist nie richtig ausgeheilt.“ Und sorgt laut Trainer auch jetzt noch für Beschwerden. „Er merkt auch jetzt noch, dass nach Belastung eine gewisse Schonhaltung im Abrollen da ist, was die Muskeln vor allem in der Wade beeinflusst.“
„Am liebsten möchte er heute wie morgen alles zerreißen, aber es ist nicht immer möglich.“ (Trainer Ralph Hasenhüttl über den Ehrgeiz von Lovro Majer)
Hasenhüttl muss Majer also weiter bremsen, was dem Spieler gewiss schwerfällt. „Am liebsten möchte er heute wie morgen alles zerreißen, aber es ist nicht immer möglich“, sagt der Fußballlehrer und unterstreicht: „Das muss auch Lovro irgendwann mal akzeptieren. Man muss ehrlich zu sich selber und seinem Körper sein. Manchmal steht der Ehrgeiz im Weg. Solche Spieler musst du eher bremsen.“ Aber ist es nicht das, was sich ein jeder Trainer wünscht? Hasenhüttl versöhnlich: „Ich schätze den Spieler sehr von seinem Charakter und seiner Qualität.“
Majer hat dem VfL enorm gefehlt
Die dem VfL über weite Strecken der Saison enorm gefehlt hat. Majer ist der Unterschiedsspieler in Sachen Spielgestaltung, der Wolfsburg zu häufig abging. Kann der Kroate jetzt noch mal richtig wichtig werden im Endspurt? „Ich brauche noch ein bisschen Zeit, um wieder meine beste Form zu erlangen“, weiß auch der Rückkehrer, für den eines am wichtigsten ist: „Ich fühle mich wieder gut.“
Wie geht es weiter mit Majer, der nach Wolfsburg kam, um international zu spielen? Bis 2028 läuft sein Vertrag, ins Schaufenster spielen konnte er sich in dieser Saison kaum, wenngleich er am 1. Spieltag gegen die Bayern (2:3) doppelt getroffen hatte.
„Ich denke jetzt nicht über einen Weggang nach“
„Ich denke jetzt nicht über einen Weggang nach. Wenn man so eine Verletzung wie ich hatte, sind es weniger Klubs, die Interesse an dir haben. Ich bin sehr glücklich hier – alles ist hier für mich top organisiert. Der Verein gibt dir alles, was du brauchst.“ Und vielleicht auch noch ein bisschen Einsatzzeit zum Saisonabschluss.