Am Ende ging es schnell: Nach zehn Jahren verabschiedet sich Kingsley Coman vom FC Bayern nach Saudi-Arabien zu Al-Nassr. Eine Würdigung für einen Top-Spieler, der zu oft vom Verletzungspech verfolgt war.
Eine Würdigung zum Abschied
Am 30. August 2015 vermeldet der FC Bayern auf den letzten Drücker einen Neuzugang, über den Fachpublikum wie Fans hierzulande wenig wissen. Von Juventus Turin leihen sie den 18-jährigen Flügelspieler Kingsley Coman, der ein paar Minuten im mit 1:3 gegen den FC Barcelona verlorenen Champions-League-Finale randurfte, ansonsten aber dort keine großen Spuren hinterließ.
Sieben Millionen Euro Leihgebühr für zwei Jahre zahlte der FC Bayern, weitere 21, als er 2017 die Kaufoption zog. Schon damals pflasterten Verletzungen seinen Weg, doch Coman reifte hinter Franck Ribery und Arjen Robben zu einer vollwertigen Alternative, sein Talent, vor allem aber sein enormes Tempo aus dem Stand stach heraus. Eine erste Kostprobe lieferte Coman 2016 im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League, als er in der Verlängerung ausgerechnet gegen Juventus Turin den 4:2-Endstand besorgte.
Erinnerungen daran sind eine Reise in eine andere Zeit. Pep Guardiola hieß der Trainer, Philipp Lahm und Xabi Alonso hießen die Mitspieler. Coman debütierte schnell in der Equipe Tricolore, schaffte es zur Heim-EM 2016, im Nationalteam blieb er jedoch ein uneingelöstes Versprechen. Den WM-Titel 2018 verpasste Coman verletzt, im verlorenen Finale 2022 scheiterte er im Elfmeterschießen.
Sein wichtigstes Tor: untypisch für Coman
Comans Geschichte beim FC Bayern wäre unvollständig ohne die Verletzungen. Bei transfermarkt füllen seine Blessuren vier Seiten. Im Februar 2018 zum Beispiel erleidet er einen Syndesmoseriss, fällt 78 Tage aus, ehe er im Saisoneröffnungsspiel gegen Hoffenheim nach einem rüden Foul von Nico Schulz den nächsten erleidet und dieses Mal 85 Tage pausieren muss.
227 Bundesligaspiele hat Coman daher nur absolviert, 22,7 pro Saison also, dabei 46 Tore erzielt. Ein Goalgetter ist er nie gewesen, eher ein Lückenreißer und Vorbereiter. Traf er doch, dann häufig, indem er vom linken Flügel nach innen zog und mit dem rechten Fuß den Abschluss ins lange Eck suchte. Sein wichtigstes Tor allerdings erzielte Coman per Kopf.
Es ist 2020, die erste Saison ohne Ribery und Robben, gezeichnet von Corona. Beim Finalturnier der Königsklasse in Lissabon wartet im Endspiel Comans Jugendverein Paris St. Germain. Manuel Neuer hält an diesem Abend exzellent, Thiago lenkt ein letztes Mal im Bayern-Mittelfeld, doch das Tor des Tages erzielt Coman. Per Kopfballaufsetzer trifft er nach einer Flanke von Joshua Kimmich, dabei gehören solche Bälle wahrlich nicht zu seinen Spezialitäten.
Neun Meisterschaften und Platz zwei hinter Ribery
Die Bayern gewinnen 1:0 und ihren sechsten Henkelpott. Es ist Comans größter Moment als Bayern-Spieler, dieser Moment bleibt in der Vereinschronik exponiert für die Ewigkeit. Von allen Bayern-Legionären in der Bundesliga, die nicht schon in der Jugend das Trikot des Rekordmeisters getragen haben, ist nur Ribery länger in München, zwölf Jahre.
Das Niveau eines Ribery und Robben mag Coman nie ganz erreicht haben, es ist auf dieser Position vorher und nachher niemandem beim FC Bayern gelungen. Dennoch geht der jenseits des Rasens zurückhaltende Coman als großer Spieler dieses Klubs. Wie groß er ohne die vielen Verletzungen geworden wäre, muss spekulativ bleiben, Tempo und Antritt haben diese ihn gekostet.
Es bleiben neun Deutsche Meisterschaften, drei DFB-Pokalsiege, die Champions League, Klub-WM und der UEFA-Supercup sowie sechs nationale Supercups. Ein siebter wird nicht hinzukommen, Coman hat sich vor dem Duell mit dem VfB Stuttgart am Samstagabend aus München verabschiedet.

