Borussia Dortmunds Krise hat in Kiel einen neuen Tiefpunkt erlebt. Trainer Nuri Sahin wählte im Anschluss harte Worte und ist sich seiner Situation bewusst.
Neue Realität für den BVB
Das, was Borussia Dortmund am Dienstagabend beim 2:4 in Kiel anbot, beschrieb Nuri Sahin als „Nicht-Leistung“. Am Mikrofon von Sky wirkte der Dortmunder Trainer ziemlich mitgenommen ob des Auftritts seiner Mannschaft, den er zudem als „beschämend“ beschrieb.
Zwar war der BVB beim Aufsteiger dominant in die Partie gestartet und kontrollierte das Geschehen weitgehend in den ersten 25 Minuten, ohne jedoch ernsthafte Chancen zu kreieren. Was im restlichen ersten Durchgang jedoch passierte, grenzte phasenweise an Auflösungserscheinungen. Eingeläutet vom 0:1, das aus einem haarsträubenden Ballverlust von Julian Brandt vor dem eigenen Strafraum resultierte. Gegentreffer Nummer zwei ging Begleitschutz voraus, beim 0:3 war der BVB in der letzten Kette völlig entblöst.
„Es war klar, dass Kiel so spielen wird. Nichts anderes haben wir vorbereitet“, sagte Sahin hinterher. Seine Mannschaft bekam das aber nicht auf den Platz. „Das, was wir seit Tagen besprochen haben, haben wir nicht umgesetzt“, so der Coach weiter.
„Das raubt sehr viel Kraft und Punkte“
Einem Verein wie Borussia Dortmund nicht würdig habe sich Sahins Team präsentiert. Was ihn durchaus ratlos machte: „Wir haben immer wieder gezeigt, was wir können, aber bei uns ist es im Moment so, dass man nicht weiß, was rauskommen wird.“ Sahin wird aus seiner Mannschaft nicht schlau. Die Folge: „Das raubt sehr viel Kraft und Punkte.“
Sehr viele Punkte sogar. Nach der Hinrunde ist der BVB meilenweit vom Mindestziel, welches Platz vier ist, entfernt. „Wer acht Punkte Rückstand hat, darf nicht von der Champions League reden. Unsere Realität ist eine andere“, sprach Sahin weiter Klartext. Wenn es schlecht läuft, beendet Dortmund die Hinserie auf einem zweistelligen Tabellenplatz.
Was schnell die Frage nach der Zukunft von Sahin aufwirft. Zwar stellte Sport-Geschäftsführer Lars Ricken nach der Partie klar, dass der 36-Jährige auch am Freitag in Frankfurt auf der Bank sitzen werde. Doch Sahin ist sich den üblichen Mechanismen des Geschäfts bewusst: „Es ist meine Verantwortung. Völlig klar, dass man auch über den Trainer diskutiert“, so Sahin.
Zeit und Kraft, an seine Zukunft zu denken, hat er aber nicht. „Die letzte Person, an die ich denke, bin ich selbst.“ Verständlich, hat er doch genug Probleme mit seiner Mannschaft. Außerdem: „Es geht mir nicht um mich, sondern um den Verein.“ Stark genug, um aus der misslichen Lage wieder herauszukommen, ist Sahin jedenfalls. „Ich habe die Kraft. Ich habe sehr viel und fast alles in meinem Leben diesem Verein zu verdanken.“ Aber: „Der Fußball ist ein Ergebnissport. Ich werde an Ergebnissen gemessen.“ Und diese stimmen nicht.