Bis Dienstag war Lucas Vazquez vereinslos. Jetzt steht der ehemalige Bayer-Profi vor seinem Debüt für Bayer. Doch ist der Routinier auch bereit? Der Spieler selbst geht davon aus, zeigt aber Respekt vor dem Stil der Bundesliga.
Ex-Real-Profi vor Bayer-Debüt
Am Samstag in Bremen könnte Lucas Vazquez direkt gefragt sein. In der Partie bei Werder steht der 34-jährige ehemalige Real-Profi vor seinem Bundesliga-Debüt. Angesichts der schwachen Leistungen, die der Brasilianer Arthur und später Nathan Tella auf der rechten Seite ablieferten, wäre es keine Überraschung gewesen, wenn der Routinier auf der rechten Schiene im 3-4-2-1-System starten dürfte.
Denn Bayer und ganz speziell der neue Trainer Erik ten Hag, der intern schon sehr kritisch beäugt wird, steht nach der auch von der Leistung her so enttäuschenden 1:2-Auftakt-Niederlage gegen Hoffenheim direkt unter Druck. Sich jetzt der Erfahrung von Vazquez zu bedienen, wäre nahe gelegen. Doch am Freitag schloss ten Hag („Er ist noch nicht so weit“) einen Startelfeinsatz des Spaniers in Bremen aus.
Vazquez war sieben Wochen lang ohne Klub
Die Frage ist: Ist der Spanier, der zuletzt bei der Klub-WM für Real mit zwei Einwechslungen im Einsatz und seitdem bis Dienstag vereinslos war, überhaupt bereit für die Bundesliga?
Rein vom Trainingszustand her fehlt seinem Trainer noch etwas bei dem Neuzugang, der nicht in idealer Verfassung sein kann. Bis zum 9. Juli war der 34-Jährige mit Real bei der Klub-WM aktiv, als er zwei Teileinsätze bestritt. Seine Pause ist allerdings deutlich kürzer als bei anderen vereinslosen Akteuren, die mit dem Ende der Meisterschaft Ende Mai kein Teamtraining mehr absolvieren konnten.
„Ich habe sehr viel trainiert, bin gut in Form, aber meine Kollegen sind in einem besseren Zustand.“ (Lucas Vazquez)
So zeigt sich Vazquez in dieser Hinsicht gewappnet. „Um bei 100 Prozent zu sein, musst du mit den anderen Spielern trainieren und Spiele spielen“, weiß er, sagt aber auch: „Ich habe sehr viel trainiert, bin gut in Form, aber meine Kollegen sind körperlich in einem besseren Zustand.“ Grundsätzlich sieht er sich bereit: „Wenn der Trainer entscheidet, dass ich spiele, werde ich zur Verfügung stehen.“
Dabei ist dem Routinier durchaus bewusst, dass in der Bundesliga („Ich habe sehr, sehr viele Spiele gesehen. Ich verfolge viele europäische Ligen“) ein ganz anderer Fußball als in der spanischen La Liga gespielt wird, die dem kleinen und wendigen Techniker entgegenkam.
„Die Bundesliga ist körperlich eine viel stärkere Liga als die spanische.“ (Lucas Vazquez)
Dass der nur 1,73 Meter große und 70 Kilogramm schwere Akteur in Deutschland physisch deutlich stärker gefordert wird, ist diesem bewusst. „Die Bundesliga ist körperlich eine viel stärkere Liga als die spanische.“ Wie Vasquez damit besonders in der Defensive klarkommt, die nicht zu seinen Stärken gehört, ist eine entscheidende Frage. Hier muss sich der Spanier erst neu beweisen.
Vor seinem neuen Arbeitsfeld Bundesliga zeigt der Profi, von dem offensiv ein hoher Effektivitätsgrad erwartet werden kann, Respekt. „Es gibt sehr viele Mannschaften, die auf sehr hohem Niveau sind. Auswärtsspiele sind sehr schwierig“, urteilt er, um dann seine Kämpfernatur hervorzuheben. „Aber für mich ist es eine sehr große Motivation herzukommen, neue Herausforderungen zu bekommen. Ich habe sehr viel Lust zu starten und es bis zum Ende zu genießen.“
Der Spanier nimmt die Herausforderung von Kroos an
Diese Herausforderung möchte er genauso erfolgreich bewältigen wie die seines früheren Teamkollegen Toni Kroos, der nach dem Wechsel von Vazquez zu Bayer erklärt hatte, er freue sich, diesen Deutsch reden zu hören.
Doch darauf wird Kroos beim Spanier („Nein, das ist noch zu schwierig. Aber die Herausforderung nehme ich an“) warten müssen. Für die Kommunikation auf dem Platz, auf dem er auch als Führungsspieler fungieren soll, sieht er sich trotzdem gerüstet. „Ich werde Englisch sprechen. Es gibt aber auch viele Spieler in der Mannschaft, die Spanisch sprechen“, sagt Vazquez, „mit Englisch und Spanisch wird es einfacher für mich sein, sodass mich meine Mitspieler auch verstehen.“
Schicks Begrüßung drückt die hohen Erwartungen an Vazquez aus
Von diesen wurde er mit offenen Armen und offenbar auch voller Erwartungen empfangen. So sagte Torjäger Patrik Schick in den Katakomben beim ersten Kontakt mit dem Neuen gar: „Danke dafür, dass du hier bist.“ Eine Wertschätzung, die Vazquez zu schätzen weiß, diese aber mit Leistung auf dem Platz bestätigen möchte und muss.
„Es war sehr gut für mich“, erklärte er zu Schicks warmen Worten, „ich komme hierher, um mit meinen Fähigkeiten zu helfen, damit wir guten Fußball spielen. Der Empfang durch Patrik und auch durch die anderen war wunderbar. Ich hoffe, dass ich bald mit ihnen auf dem Spielfeld stehe.“ Vielleicht sogar vom Anpfiff weg schon am Samstag in Bremen.

