Im zweiten Durchgang hatte Holstein Kiel dem Wolfsburger Powerplay wenig entgegenzusetzen. Dennoch holte die KSV einen Punkt bei den Niedersachsen. Dank der „Tugenden laufen, kratzen, beißen“, wie Kapitän Timo Becker befand.
Kiel erkämpft sich Punkt in Wolfsburg
Auch im neunten Anlauf hat es nicht geklappt mit dem ersten Auswärtssieg der Bundesliga-Geschichte für Holstein Kiel. Trotz zwischenzeitlicher Führung mussten die Störche in der Endabrechnung aber froh sein, beim VfL Wolfsburg immerhin das dritte Remis auf fremdem Platz eingefahren zu haben.
Nach der nicht unverdienten 1:0-Pausenführung wurden die Kieler nach Wiederanpfiff überrollt und hatten Glück, dass der VfL in den ersten 20 Minuten des zweiten Durchgangs lediglich zwei Toren zu erzielen vermochte. So war es nach fast 60 Minuten ohne eigenem Abschluss schlussendlich Steven Skrzybski vergönnt, mit seinem ersten Saisontor aus spitzem Winkel aus dem Nichts für das 2:2-Remis zu sorgen, wobei beim Tunnel gegen Wolfsburgs Schlussmann Grabara eine gehörige Portion Glück mit von der Partie war.
„In der Hinrunde standen wir oft da, haben gut mitgespielt, aber verloren. Jetzt haben wir vermeintlich glücklich einen Punkt geholt.“ (Marcel Rapp)
„Wir sind angetreten, um zu gewinnen. Hintenraus sind wir froh, dass wir einen Punkt geholt haben“, erklärt Trainer Marcel Rapp bei DAZN. „In der Hinrunde standen wir oft da, haben gut mitgespielt, aber verloren. Jetzt haben wir vermeintlich glücklich einen Punkt geholt.“ Fünf Kieler Torschüssen stehen deren 22 des VfL gegenüber, der zweimal an der Latte scheiterte und weitere gute Gelegenheiten ausließ. „Wir waren sehr effizient mit unseren Torchancen“, weiß auch Rapp.
Die Effizienz ist das eine, das ständige an sich glauben das andere, wie Kapitän Timo Becker unterstrich. „Wir stecken nie auf. Unsere Mannschaft weiß, dass wir hart um jeden Punkt kämpfen müssen. Heute war so ein Spiel. Es war nicht unser bestes Spiel mit dem Ball, aber gegen den Ball haben wir alles reingeworfen“, so der 27-Jährige. „Dann wartet man auf genau so einen Angriff und am Ende belohnt man sich mit einem Punkt. Ich bin einfach nur glücklich.“
Dass die Kieler ihren Matchplan, sich nach der Führung zurückzuziehen und auf Entlastungsangriffe zu setzen, durchzogen, lag für Becker auf der Hand. „Als Underdog bleibt dir nichts anderes übrig“, rechtfertigte der Verteidiger die Spielweise, die beim neutraler Zuschauer für wenig Begeisterung gesorgt haben dürfte. „Die anderen sind so gut am Ball, spielen auch noch zuhause und haben hier einen super Teppich liegen. Dann wird es als Aufsteiger schwer, hier mitzuhalten auf Augenhöhe. Dann kommt man halt aber über die Tugenden laufen, kratzen, beißen. Das haben wir heute gezeigt.“
In zwei Wochen kommt Bochum nach Kiel
Nichtsdestotrotz haben die Störche noch eine Menge Arbeit vor sich, der Punktgewinn hilft im Abstiegskampf schlicht nicht für große Sprunge im Tableau. Zwei Punkte beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz, am Wochenende stehen sich mit Augsburg und Heidenheim sowie St. Pauli und Union vier Konkurrenten im Keller in direkten Duellen gegenüber.
Während Becker einforderte, „robuster“ werden zu müssen, stellte Rapp klar: „Es geht weiter und wir werden weiter fleißig punkten.“ Am kommenden Samstag geht es zu Tabellenführer Bayern München (15.30 Uhr), dann kommt Schlusslicht Bochum an die Förde (9.2., 15.30 Uhr, beide LIVE! bei kicker).