Wer übernimmt künftig Verantwortung bei Vizemeister Bayer 04? Viele Fragen sind noch offen. Innenverteidiger Edmond Tapsoba sendet nun aber das nächste Signal.
Innenverteidiger will mehr Verantwortung übernehmen
Aus Leverkusens Trainingslager in Rio de Janeiro berichtet Leon Elspaß
Wer sich die zentrale Achse der Leverkusener Double-Helden vor Augen führt, der kommt auf die Namen Lukas Hradecky, Jonathan Tah, Granit Xhaka und Florian Wirtz. Kapitän und Torhüter Hradecky spielte 2023/24 die vielleicht beste Saison seiner Karriere; Tah war der Abwehrchef; Xhaka wurde im Mittelfeld zum Herz und Hirn des Teams; und Wirtz entwickelte sich zum Anführer, weil er Genialität mit Kampfkraft vereinte – und jedem in der Mannschaft damit als Vorbild taugte.
Der Umbruch in diesem Sommer allerdings führte auch zum Achsbruch: Tah und Wirtz sind nicht mehr da. Bleiben noch Hradecky und Xhaka, wobei der Keeper wohl seinen Nummer-1-Status verliert und die Zukunft des Mittelfeldmanns noch ungeklärt ist. Bleibt Xhaka? Wechselt er? So stellt sich die Frage, wer aus dem aktuellen Bayer-Aufgebot in der nächsten Saison außer diesem Duo mehr Verantwortung schultern könnte. Wer kann zum Achsen- und Führungsspieler werden?
Nach Schick meldet sich auch Tapsoba
Zumindest zwei machten jetzt schon mal auf sich aufmerksam. Nach Angreifer Patrik Schick, der im kicker unlängst seinen Willen hinterlegte und erklärte, alle Spieler, die schon länger da seien, müssten „nun noch einen Schritt nach vorne machen“, sendete Edmond Tapsoba nämlich das nächste Signal: Nach Tahs Abschied will er zum Abwehrchef werden.
„Ich habe versucht, von Jona zu lernen“, sagte der 26-Jährige, der seit Winter 2020 für Bayer aufläuft. „Dieses Jahr bin ich an der Reihe und versuche, dem Team so gut es geht zu helfen.“ Tapsoba, ein enger Freund von Tah, erklärte: „Ich und Jona haben viel gesprochen, bevor er gegangen ist. Er sagte mir, dass ich übernehmen und ein Leader werden muss.“
Tah sprach mit Tapsoba über den Abwehrchef-Job
Dies sei „der richtige Moment, um den nächsten Schritt zu machen, ein Leader zu sein und mehr zu sprechen“, habe Tah ihm zudem mitgegeben. Und daran will sich der Nationalspieler von Burkina Faso, der an diesem Montag im Training im Zentrum der Dreierkette verteidigte, bisher aber nicht als Lautsprecher aufgefallen ist, in nächster Zeit versuchen.
Wer noch für Führungsaufgaben infrage kommen könnte? Mittelfeldmann Robert Andrich, der aber gerade noch abwartet, wie Trainer Erik ten Hag mit ihm plant, scheint dafür als Typ prädestiniert. Ähnlich wie der vom FC Brentford gekommene Keeper Mark Flekken, wenngleich er angab, niemand zu sein, „der großartig rumschreit. Ich bin mehr der Macher“.
Fragen um den Führungskreis bleiben weiterhin
Das gilt auch für Spieler wie Exequiel Palacios oder Hincapie, die sich immerhin als aggressive Leader anbieten. Jonas Hofmann besitzt freilich viel Erfahrung, muss sich nach schwierigen Monaten unter Xabi Alonso aber erst mal wieder in eine Hauptrolle arbeiten unter Coach Erik ten Hag. Abwarten, ob das klappt. Wie genau die Hierarchie aussieht, muss sich also noch herauskristallisieren – ebenso wie bzw. ob Hradecky respektive Xhaka in diesem Führungskreis eingeplant werden können.
Sicher scheint allerdings schon jetzt: So mancher Profi, der schon länger bei Bayer spielt, wird in der nächsten Zeit in eine neue Rolle finden müssen – wie Schick und Tapsoba, die beide erst beweisen müssen, dass sie führen können. Darüber hinaus sind alle anderen – dementsprechend auch die neuen, aber jungen Neuzugänge Malik Tillman (23) und Jarell Quansah (22) – aufgefordert, mit Leistung voranzugehen. Der Achsbruch muss mit vereinten Kräften repariert werden.

