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Bayer: Drei Punkte, kein Fortschritt

Mit dem schmeichelhaften 2:1-Sieg beim FC St. Pauli verhindert Bayer 04 ein Kopfproblem, kommt aber mit dem teilweise bedenklichen Auftritt weder offensiv noch defensiv einen Schritt voran.

Hjulmand sieht Sieg als Treibstoff

Es war die pure Erleichterung, die in den Gesichtern der Bayer-Profis geschrieben stand. Hatte der deutsche Vizemeister doch mit dem glücklichen 2:1-Sieg am Hamburger Millerntor den Sturz in eine ernsthafte Krise verhindert. War es doch erst der zweite Dreier im fünften Bundesligaspiel in dieser Saison, mit dem der Werksklub den Anschluss zu den Champions-League-Plätzen nicht abreißen ließ.

Dass dieses zusätzliche Druck-Szenario nicht eintrat, war trotz aller Unzulänglichkeiten die positive Erkenntnis aus dem schwachen Leverkusener Auftritt in Hamburg, nach dem der neue Trainer Kasper Hjulmand allein das Ergebnis in der Vordergrund rückte. So betonte der Däne erst einmal die wenigen guten Dinge. „Wir haben ein super zweites Tor gemacht und am Ende auch Charakter gezeigt“, sagte der 53-Jährige, „ich muss mein Team loben.“ Was nicht zwingend nötig war nach nur vier eigenen Torchancen und einem Eckenverhältnis von 13:1 für die Gastgeber, die als Mannschaft den deutlich besseren Eindruck hinterließen.

Hjulmand räumt diverse Mängel ein

So räumte der Trainer auch diverse grundlegende Mängel offen ein. „Unser Aufbauspiel gelingt uns manchmal nicht. Unsere diagonale Zehnerposition ist oft anspielbar, aber wir haben das nicht oft genutzt. Natürlich müssen wir das verbessern und viel mehr Torchancen herausspielen“, analysierte Hjulmand, der auch feststellte: „Wir haben kein perfektes Spiel gemacht.“ Beileibe nicht. Offensiv lief wenig bis gar nichts zusammen. Defensiv präsentiert sich Bayer vor allem vor der Pause als wackelig, verteidigte erstaunlich passiv, wich mehr zurück als den Gegner zu attackieren, hatte Glück, nicht in Rückstand zu geraten.

Allein die individuelle Klasse des bei weitem nicht fehlerfrei agierenden Alejandro Grimaldo, der das 1:0 mit seinem Freistoß und den 2:1-Siegtreffer nach einem Doppelpass mit Patrik Schick mit einem punktgenauen Zuspiel durch die Schnittstelle zu Torschütze Ernest Poku vorbereitete, rettete den Champions-League-Teilnehmer. Ansonsten gab es viel Stückwerk.

Hjulmand sieht Siege als Treibstoff – in Hamburg lief Bayers Tank fast leer

Hjulmand weiß dies und bittet um Zeit für die Mannschaft, damit sich diese nach Umbruch und erneutem Trainerwechsel finden kann. Aber nicht um Aufschub, was gute Ergebnisse betrifft. “ 75 Prozent neue Spieler in meinen ersten Spiel, die die nicht hier gespielt haben in der vergangenen Saison. 75 Prozent neuer Trainerstab. Mitten in der Saison spielen wir alle drei Tage. Wir wollen eine Mannschaft formen, einen Spielstil, eine Strategie – wenn man denkt, dass das über Nacht geht, liegt man falsch“, erklärt der Däne, betont aber auch: „Wir dürfen keine Zeit brauchen, um gute Ergebnisse zu erzielen. Jetzt müssen wir irgendwie Wege finden, Spiele zu gewinnen. Egal, wie diese aussehen.“

Dies sei ein sehr wichtiges Statement, so Hjulmand, der um die Bedeutung von Siegen in so einer Phase weiß. „Sie sind der Treibstoff dafür, unsere Ambitionen auf dem Weg, wie wir spielen wollen, zu beschleunigen.“ In Hamburg stand Bayer 04 kurz davor, dass der Tank leergelaufen wäre.

„Wir dürfen nicht denken, dass wir wunderschönen Fußball spielen und auf St. Pauli gewinnen. Wir müssen wie verrückt kämpfen, um zu gewinnen.“ (Kasper Hjulmand)

Dass seine Mannschaft noch meilenweit von seiner Idealvorstellung entfernt ist, ist dem Trainer natürlich bewusst. Der ganz andere Dinge in der Vordergrund rücken muss als ihm als Verfechter eines dominanten Ballbesitzfußballs vorschwebt. Einen solchen bekommt Bayer 04 akut nicht ansatzweise auf den Rasen, ist zudem bei hohem gegnerischen Pressing anfällig. Eine so gute Kombination wie vor dem 2:1 war von der Werkself in den 90 Minuten sonst nicht ansatzweise zu sehen.

Weshalb Hjulmand eine Grundtugend in den Fokus rückte. „Wir dürfen nicht denken, dass wir wunderschönen Fußball spielen und auf St. Pauli gewinnen“, sagt er, „wir müssen wie verrückt kämpfen, um zu gewinnen. Darauf müssen wir dann aufbauen.“ Auch nach seinem vierten Spiel als Leverkusener Trainer steht der Däne vor einer konturenlosen Mannschaft.

Verändert sich Bayers Vortrag nicht, sind weitere Rückschläge unvermeidlich

Durch das Erfolgserlebnis in Hamburg erhofft sich Hjulmand einen entscheidenden Impuls. „Drei Punkte sind die besten Beschleuniger für eine Entwicklung“, sagt der Coach, „es ist ein Schritt nach vorne.“ Allerdings alles andere als ein Fortschritt, was den Vortrag seiner Mannschaft betraf.

Verändert dieser sich nicht deutlich zum Besseren, sind weitere Rückschläge unvermeidlich. Schon am Samstag beim FC St. Pauli hätte es einen solchen geben können. Dass es nicht dazu kam, war nicht der Leverkusener Leistung zu verdanken.

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