Die laufende Spielzeit ist immer noch jung, der FC St. Pauli hat dennoch bereits zum zweiten Mal Geschichte geschrieben. Nach dem besten Bundesliga-Start der Vereins-Historie wurde mit dem 1:2 in Freiburg auch ein historischer Negativ-Rekord eingestellt.
Erst historisch gut, nun historisch schlecht
Sieben Bundesligaspiele in Folge wurden bislang erst einmal verloren, in der Saison 2010/11. Darauf, dass der Kiez-Klub diese Serie knacken würde, hat nach sieben Punkten aus den ersten drei Spielen nichts hingewiesen. Inzwischen jedoch deutet nur wenig darauf hin, dass der Vorjahres-Aufsteiger zügig aus der Krise findet. Weil diese inzwischen selbst die Leistungsträger erreicht hat.
Vasilj verschuldet zum dritten Mal in Folge das 0:1
Wenn seit dem Bundesliga-Aufstieg im Sommer 2024 auf eines Verlass war, dann auf defensive Stabilität – und auf Nikola Vasilj. Während St. Paulis Defensive jedoch schon seit Saisonbeginn Lücken aufweist, patzt neuerdings auch der Keeper. Und dies immer entscheidend.
Am Sonntagnachmittag verschuldete Vasilj mit einem Fehlgriff nach einer Flanke wie schon in Frankfurt (0:2) und gegen Mönchengladbach (0:4) zum dritten Mal in Folge das 0:1. Vor einer Woche noch hatte Alexander Blessin den Bosnier gegen jede öffentliche Kritik vehement verteidigt und diese als „Nonsens“ abgetan, nun sagt der Trainer: „In der Szene geht er eher wie ein Beach-Volleyballer hin, da muss der Ball in eine andere Region fliegen.“
„Wir müssen uns über einfache Dinge Sicherheit holen.“ (Alexander Blessin)
Seinen in Freiburg ganz bewusst gewählten defensiven Ansatz hingegen verteidigt der Coach. Das Ziel nach dem Sinkflug in der Tabelle war und bleibt, nach der im Sommer angestrebten und auch mehr als nur angedeuteten Entwicklung, einen Schritt zurück zu machen, um wieder nach vorn zu kommen. „Wir wollten tief stehen und uns darüber ein gutes Gefühl holen.“ Das sah im Breisgau lange destruktiv und wenig erfolgversprechend aus, der gebürtige Stuttgarter aber will in naher Zukunft nicht von diesem Kurs abweichen: „Wir müssen uns über einfache Dinge Sicherheit holen.“ Aber: Dieser Plan wurde abermals konterkariert durch einfache Fehler.
Bornemann: „Wir wollen ein bisschen ein anderer Verein sein“
Wenn hinsichtlich der Ausrichtung durch den Trainer viel probiert wird, aber nur wenig gelingt, gerät dieser üblicherweise in den Mittelpunkt der Diskussion. Sportchef Andreas Bornemann hingegen wehrt sich nicht nur gegen den Begriff Krise („Wir haben im Moment keine Ergebnisse, wir haben zuletzt vielleicht auch nicht mehr das Auftreten und die Kompaktheit, Intensität und Überzeugung, aber bis zu einer Krise ist es noch ein ganzes Stück“), er wehrt auch eine Debatte um den Trainer ab.
Schon vor der Partie hatte er auf DAZN erklärt: „Wir sehen es so wie im vergangenen Jahr, dass wir gemeinsam gewinnen, aber auch gemeinsam verlieren und dann eben auch gemeinsam nach Lösungen suchen, damit wir es wieder in die andere Richtung gedreht kriegen. Wir wollen ein bisschen ein anderer Verein sein.“
Andersartigkeit allein freilich wird nicht ans Ziel führen. Und allein der Verweis auf die Schlussphase auch nicht. Tatsächlich hatte St. Pauli in Freiburg nach dem Anschlusstreffer durch Louis Oppie mit dem allerersten Torschuss eine andere Energie auf dem Feld. Zur Geschichte dieser siebten Pleite aber gehören eben auch die ersten 70 Minuten. Und diese geben nur wenig Anlass zur Hoffnung auf ein kurzfristiges Wendemanöver.

