Das 0:0 bei Union Berlin war das fünfte sieglose Ligaspiel in Serie für den SC Freiburg, der in den beiden anderen Wettbewerben gut dasteht. Vincenzo Grifo war danach zufrieden, aber auch zerknirscht. Nach dem nächsten internationalen Highlight wird besonders das Heimspiel gegen St. Pauli wichtig.
Top-Scorer hadert mit Chancenverwertung
Aus Sicht des SC Freiburg bleibt die Reise an die Alte Försterei eine mit bitterem Beigeschmack. Auch im neunten Versuch konnten die Breisgauer kein Liga-Duell beim 1.FC Union Berlin gewinnen, das vor 2019 auch zweimal in der 2.Liga stattgefunden hatte. Wie vor einem Jahr, in der Premieren-Saison von SC-Coach Julian Schuster, hieß es am Ende 0:0. Erneut war der Sport-Club dem Sieg näher. 6:4 lautete 2024 das Chancenverhältnis aus Sicht der Gäste, diesmal 5:3.
Deshalb herrschte auch diesmal grundsätzliche Zufriedenheit mit der eigenen Leistung bei den Freiburgern vor. „Die erste Halbzeit war sehr gut“, fand Vincenzo Grifo: „Wir haben gewusst, dass Union-Fußball mit vielen langen Bälle, zweiten Bällen und Zweikämpfen auf uns zukommt. Das haben wir sehr gut angenommen, die Kugel laufen lassen und Union nicht ins Spiel kommen lassen.“
Tatsächlich stand der SC hinten stabil, auch dank einer guten Kontersicherung, und erarbeitete sich selbst Torchancen. „Union hätte sich nicht beschweren können, wenn wir gewonnen hätten“, fand Grifo. Eine Einschätzung, die man teilen kann. Aber das Freiburger Spiel wies eben ein entscheidendes Manko auf: Die Verwertung der eigenen Chancen und Halbchancen.
Höler und Adamu nutzen Grifo-Flanken nicht
Lucas Höler legte sich vor der Pause einmal den Ball zu weit vor, Niklas Beste schoss nach starkem Eggestein-Schnittstellen-Pass mit dem schwächeren rechten Fuß bei der wohl klarsten Chancen knapp am langen Pfosten vorbei, Junior Adamu schloss per Kopf nicht gut genug ab, wie später auch noch zweimal Höler und er für den früh gelb-rot-gefährdeten Adamu eingewechselte Igor Matanovic.
Zudem traf auch Grifo, der Adamu und zweimal Höler einen potenziellen, aber nicht genutzten Flanken-Assist lieferte, in einer Szene nach guter Beste-Flanke halblinks vor dem Tor den Ball nicht richtig und haderte mit dem offensichtlichen Defizit: „Letztendlich müssen wir dann auch Tore schießen und unsere Chancen nutzen. Mehr bekommst du nicht bei Union.“ Eine treffende Aussage, oft sind es eher weniger Gelegenheiten für die Gäste.
Der diesmal verpasste Sieg trifft den SC deutlich härter als in der vergangenen Saison, als die Freiburger nach dem Punktgewinn in Köpenick gar mit 17 Punkten nach zehn Partien auf Platz fünf kletterten, auf dem sie auch ihre erfolgreiche Saison beendeten.
Vier Punkte Abstand – in beide Richtungen
Diesmal sind es nur zehn Zähler nach neun Partien und zuletzt fünf sieglosen Ligaspielen in Serie – und es sind aktuell nur noch vier Punkte Vorsprung auf Abstiegsrelegationsplatz 16. Allerdings waren es vor den Sonntagsspielen auch nur vier Zähler Rückstand auf die Frankfurter auf Platz sechs. „Wir wussten, wir haben drei Wettbewerbe und werden nicht alle drei Tage drei Punkte holen“, sagt Top-Scorer Grifo und betont: „Das ist ein Stück weit normal und wird uns nicht umwerfen.“
Besonders das Heimspiel gegen den zuletzt desolaten und in der Liga zuletzt sechsmal in Folge unterlegenen FC St. Pauli unmittelbar vor der Länderspielphase wird allerdings enorm wichtig für den SC – begleitet mit vergleichsweise hohem Druck, weil zwei Wochen später bei den übermächtigen Bayern keine Punkte eingeplant werden können.
Beim Toreschießen an Pokal-Wettbewerbe anknüpfen
Vor dem Duell mit St. Pauli wartet am Donnerstag in Nizza der nächste Highlight-Abend in der Europa League, in der der SC mit sieben Punkten aus drei Partien gut dasteht und auch ins DFB-Pokal-Achtelfinale eingezogen ist. Drumherum wolle man die knappe Trainingszeit auch für Abschlussübungen nutzen, so Grifo, der ansonsten nach der Nullnummer von Köpenick betonte: „Das Wichtigste war, dass wir überhaupt da hingekommen sind – zu den Chancen, wir Kraft haben und dass wir mit ganz viel Energie in dieses Spiel gegangen sind.“
Das Problem mit dem Toreschießen ist allerdings in der Liga kein Neues. Auch beim 0:2 in Leverkusen vor einer Woche sowie beim 0:0 in Gladbach vor einem Monat war der SC ohne eigenen Treffer geblieben. In Nizza und gegen St. Pauli sollte die Mannschaft offensiv also an die Partien gegen Frankfurt in der Liga (2:2), Utrecht im Europapokal (2:0) und Düsseldorf (3:1) im Pokal anknüpfen.
Ein Hoffnungsträger in dieser Beziehung ist nach wie vor Matanovic, der bei seinem Startelfdebüt in Düsseldorf mit Tor und Assists direkt zum Spieler des Spiels avancierte. Bei Union drei Tage später musste er aber wohl vor allem wegen einer leichten Blessur wieder in seine Jokerrolle zurückkehren. Trotz einer Spielzeit von diesmal mehr als einer Hälfte gelang auch ihm am Samstag diese entscheidende Aktion nicht, die eine, die gleich zwei Freiburger-Sieglosen-Serie beendet hätte.

