Nach sieben Spielen ohne Niederlage setzt sich RB Leipzig in der Spitzengruppe der Bundesliga fest. Die Beteiligten schlugen trotz des 6:0-Siegs auch kritische Töne an.
Zweitbester Start der RB-Geschichte
Auch nach dem höchsten Auswärtssieg ihrer Bundesliga-Geschichte waren die Verantwortlichen bei RB Leipzig weit von Euphorie entfernt. „Offensiv waren wir in der ersten Halbzeit brutal zielstrebig, sehr konsequent und dann auch sehr effizient in der Chancenverwertung. Man muss aber auch ganz ehrlich sagen, dass wir im Aufbauspiel schon den einen oder anderen Lapsus dabei hatten, wo man sagen muss: Gut, dass Augsburg das nicht ausgenutzt hat. Das gehört auch zur Wahrheit“, fasste Sport-Geschäftsführer die Leistung von RB beim 6:0-Sieg über Gastgeber FC Augsburg zusammen.
Und er ging gar noch weiter, als er feststellte: „Wir hatten ein paar Dinger dabei, die wir echt besser machen müssen auf dem Weg dahin, wo wir hinwollten. Da dürfen wir uns das eine oder andere dann einfach nicht erlauben.“
Nur nicht abheben, so lautet seit Wochen die Maxime bei den Leipzigern, die nach ihrer 0:6-Klatsche zum Saisonauftakt beim FC Bayern in sieben Spielen ungeschlagen blieben und mit nunmehr 19 Punkten Platz zwei verteidigten. Nur einmal in ihrer Bundesliga-Historie hatte RB nach dem achten Spieltag mehr Punkte auf dem Konto – nämlich im Vorjahr unter Marco Rose, als nach 20 Zählern allerdings eine jähe Talfahrt einsetzte. Auch aus diesem Grund sind die RB-Macher zurückhaltend. Wohlwissend, dass die im Sommer drastisch umgebaute und verjüngte Mannschaft noch längst nicht so stabil und gefestigt ist, wie der Tabellenplatz vorgaukeln mag.
„Der Gegner hat uns viel angeboten.“ (Willi Orban)
Zudem, so die Betonung von Trainer Ole Werner und Abwehrchef Willi Orban, spielten die Augsburger mit ihrer mutigen und offensivfreudigen Herangehensweise den Leipzigern voll in die Karten. „Man muss klar sagen, dass der Gegner uns viel angeboten hat. Wir haben es heute auch angenommen und gut und effizient umgesetzt. Dennoch werden auch wieder schwere Gegner kommen.“, sagte Orban. Auch Werner merkte mit Blick aufs Heimspiel am Samstag an: „Da erwarten wir den VfB Stuttgart zu einem echten Spitzenspiel, die werden wir auf einem anderen Niveau gefordert sein als heute.“
Schon gar nicht wollte sich Leipzigs Trainer auf eine Diskussion einlassen, ob RB nun endgültig als erster Jäger von Spitzenreiter FC Bayern betrachtet werden müsse. „Da werden Sie mir nach wie vor nichts entlockenen“, entgegnete er ins Sky-Mikrofon: „Wir sind froh um die Punkte, die wir haben. Aber die Tabelle hat zum jetzigen Zeitpunkt keine große Bedeutung für uns.“
Erste Scorerpunkte für Diamonde
Viel wichtiger ist für den Coach, dass seine Reihen vor allem in der Offensive beständige Entwicklungsschritte nachweisen. Der erst 18-jährige Yan Diamonde, der für den leicht angeschlagenen Johan Bakayoko in die Startelf rutschte, drehte nicht nur beim wegweisenden Führungstor mächtig auf.
Seinem ersten Bundesligatreffer ließ der Flügelstürmer aus der Elfenbeinküste auch die ersten beiden Assists folgen. Nicht weniger auffällig war der 19-jährige Assan Ouedraogo, der nach einer verletzungsbedingt fürchterlichen Premierensaison bei RB seinen klaren Aufwärtstrend mit einem Tor und einer tollen Vorarbeit zum 2:0 von Romulo bestätigte – sehr zur Freude von U-21-Auswahltrainer Antonio di Salvo auf der Tribüne.
Orbans Traum vom Eckfahnen-Zweikampf
„Phasenweise war das schon sehr gut. Es war mit Ballbesitz ein Schritt in die richtige Richtung“, lobte Orban die Offensivleistung, allerdings nicht ohne den Zusatz: „Optimal war auch heute nicht alles. Wir haben noch Potenzial, uns zu verbessern.“ Auf die Nachfrage, von welchem der sechs RB-Treffer er heute Nacht träumen werde, entgegnete der Innenverteidiger schlagfertig: „Ich träume heute von keinem Tor, sondern von meinem Zweikampf mit der Eckfahne.“
Trotz klarem Vorsprungs hatte der Mentalitätspieler mit allem Einsatz an der Eckfahne einen Eckball verhindert und den Ball zur Seitenlinie gegrätscht, nicht ohne Folgen: „Das schmerzt ein bisschen an der Rippe, aber alles gut.“

