Andreas Hountondji hat am Sonntag bei St. Paulis 2:1-Sieg gegen den FC Augsburg Geschichte geschrieben, seinem Trainer aber fehlte beim Auftritt des Beniners etwas. Dass Alexander Blessin seinen besten Torjäger schon zur Halbzeit auswechseln kann, sagt auch etwas über die neue Offensiv-Qualität aus.
Auswechslung des Rekordmannes als Ausdruck der Qualität
Für seinen Torerfolg benötigte Hountondji etwas Glück. Den Elfmeter kurz vor der Pause hatte FCA-Keeper Finn Dahmen pariert, im Nachschuss aber war St. Paulis Torjäger dann erfolgreich – und schoss sich in die Geschichtsbücher, weil er schon an den ersten beiden Spieltagen gegen Borussia Dortmund (3:3) und den HSV (2:0) getroffen hatte. Drei Tore an den ersten drei Bundesligaspieltagen einer Saison hat in der Historie noch kein St. Pauli-Angreifer vor ihm erzielt.
Blessin fand seinen Torjäger etwas müde
Blessin ist am Millerntor nicht als Historiker, sondern als Fußballlehrer angestellt. Deshalb scheute sich der 52-Jährige nicht davor, Hountondji, wenige Augenblicke, nachdem er Geschichte geschrieben hatte, herauszunehmen. Der Grund: „Andreas hatte nicht diese Tiefenläufe wie zuletzt, kam dem Ball immer wieder entgegen.“ Tatsächlich wurde am Sonntag deutlich, dass die Leihgabe aus Burnley Schwierigkeiten in der Ballverarbeitung hat, wenn Tempo und Tiefe im Spiel fehlen. Dass dem so war, ist für den Coach erklärbar: „Andreas war nach den Länderspielen für den Benin etwas müde.“ Er verrät zudem, er habe den Eindruck gehabt, sein Spieler wäre mit dem Wechsel durchaus einverstanden gewesen.
Die Zeiten, in denen eine nicht optimale Verfassung eines Angreifers auf St. Pauli Kopfzerbrechen auslösen, sind indes vorbei. Blessin brachte für die zweite Hälfte Last-Minute-Zugang Martijn Kaars für Hountondji und verlieh dem Offensivspiel damit wieder mehr Tiefe. „Einen Spieler wir Martijn von der Bank bringen zu können, zeigt, wieviel Breite und Qualität wir jetzt im Kader haben“, sagt Verteidiger Hauke Wahl. Und die Zahlen zeigen, wie richtig der Verteidiger liegt: St. Pauli hat nach drei Partien sieben Punkte (zum gleichen Zeitpunkt in der Vorsaison waren es null) und bereits sieben Tore erzielt. Bei dieser Trefferanzahl stand der Kiez-Klub in der vergangenen Spielzeit noch nach elf Spieltagen.
Mit Hountondji hat St. Pauli nun auch noch einen neuen Rekordmann. Der bestätigt, dass die frühe Auswechslung trotz historischem Torerfolg tatsächlich für ihn nachvollziehbar gewesen sei. „Ich war leicht angeschlagen, wir wollten kein Risiko eingehen.“ Die Partie und der Spielverlauf bewiesen: St. Pauli ist inzwischen in der Lage, durch Personalwechsel nachzulegen und positiven Einfluss aufs Spielgeschehen zu nehmen.
Dementsprechend zufrieden ist der 23-jährige Angreifer mit dem, was er am Sonntagnachmittag im zweiten Durchgang von außen mit ansehen konnte. „Wir sind nicht gut in die Partie gekommen, haben aber eine gute Mentalität gezeigt und das Spiel deshalb für uns entschieden. Das ist ein gutes Gefühl.“ Erst Recht für Hountondji selbst, der seit Augsburg einen Platz in den Geschichtsbüchern des Vorjahres-Aufsteigers sicher hat.

