Aufgrund sehr wechselhafter Leistungen und nicht immer vorbildlicher Körpersprache steht Eintracht-Mittelfeldspieler Fares Chaibi phasenweise in der Kritik. Könnte ihm die Versetzung ins defensive Mittelfeld helfen?
Zu wenige Scorerpunkte 2024/25
Nach zwei für ihn persönlich durchwachsenen Spielzeiten am Main steht Fares Chaibi in Frankfurt vor einem wegweisenden Jahr. Schafft der 22-Jährige den Durchbruch? Oder erweist sich die Eintracht letztlich doch als eine Nummer zu groß für den technisch versierten Mittelfeldspieler?
Vor zwei Jahren blätterten die Hessen zehn Millionen Euro Ablöse hin, um den algerischen Nationalspieler vom FC Toulouse zu verpflichten. Mit wettbewerbsübergreifend 15 Scorerpunkten hatte sich Chaibi in der Saison 2022/23 als Jungspund ins Blickfeld gespielt. Man benötigte nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, dass er sich perspektivisch auch bei einem guten Bundesligisten wie Eintracht Frankfurt durchsetzen kann.
Die Körpersprache sorgt für Kritik
Der Start geriet vielversprechend: Im ersten Halbjahr bereitete Chaibi in der Bundesliga und der Conference League jeweils vier Tore vor, zwei Treffer gelangen ihm selbst; darunter ein Distanzschuss der Kategorie „Tor des Monats“ beim Auswärtsspiel in Helsinki. Es folgte die Teilnahme am Afrika-Cup, ein offenbar einschneidendes Erlebnis. Algerien schied überraschend als Gruppenletzter aus, die Spieler wurden in der Heimat angefeindet – und der gerade einmal 21 Jahre alte Chaibi fiel in ein Loch.
Nach einer verkorksten Rückrunde begann auch die zweite Saison denkbar schlecht für den in Lyon geborenen und ausgebildeten Offensivspieler. Am 1. Spieltag in Dortmund (0:2) vergab er beim Spielstand von 0:0 die Riesenchance zur Führung. Unmittelbar danach geriet die Eintracht in Rückstand. Eine solche Szene ist Gift fürs Selbstvertrauen. Ende Oktober monierte Trainer Dino Toppmöller: „Fares wirkte in den letzten Spielen nicht ganz so glücklich. Wir erwarten deutlich mehr von ihm, auch was die Körpersprache betrifft.“
Die Körpersprache, ein leidiges Thema bei Spielern mit künstlerischer Veranlagung. Nicht nur Mesut Özil kann ein Lied davon singen. Auch Toppmöller sagte: „Das Problem der Körpersprache ist immer eine Krux. Es gibt Spieler, die eben anders wirken. Mesut Özil ist mit Deutschland Weltmeister geworden, aber er hat mit seiner Körpersprache auch nicht den Eindruck vermittelt, dass er von der 1. bis zur 90. Minute den Rasen umpflügt. Trotzdem hatte er eine unfassbar hohe Qualität.“
Chaibi ist nicht lauffaul, meist scheut er auch keine Zweikämpfe. Im Heimspiel gegen Heidenheim (3:0), seinem einzigen Bundesligaspiel über 90 Minuten in der vergangenen Saison, spulte er 12,47 Kilometer ab und absolvierte 35 Sprints – das sind starke Werte. Doch wenn Chaibi nicht gut im Spiel ist, was oft vorkommt, taucht er völlig ab. Dann misslingen selbst ruhende Bälle, die eigentlich zu seinen Stärken zählen sollten.
Obwohl Chaibi Konstanz vermissen ließ, kam er in der zurückliegenden Spielzeit wettbewerbsübergreifend auf 38 Einsätze. Toppmöller hielt an ihm trotz wachsender Kritik fest und setzte ihn vorwiegend auf dem (halb-)linken Flügel oder im Achterraum ein. Der Ertrag in der Offensive fiel mit zwei Toren (34 Torschüsse; 3,68 xGoals) und drei Assists allerdings dürftig aus.
Lob für den Auftritt gegen Aston Villa
Insofern ist es nachvollziehbar, dass der Coach Chaibi in den jüngsten Testspielen gegen den FSV Frankfurt (3:2) und Aston Villa (2:2) auf einer neuen Position einsetzte: im defensiven Mittelfeld. Vor allem gegen Aston Villa machte er seine Sache sehr ordentlich und gefiel mit einigen guten Balleroberungen. Hugo Larsson, von Haus aus ein Box-to-Box-Spieler, ließ sich in Manier eines tiefen Sechsers im Aufbau häufig zwischen die Innenverteidiger fallen. Das ist normalerweise eher der Job von Ellyes Skhiri, der gegen Aston Villa geschont wurde.
„Wir wollen versuchen, für Fares eine zentralere Position zu finden, egal ob das auch der Sechser-, Achter- oder Zehnerposition ist“, kündigt Toppmöller an. Für seine Leistung gegen den Sechsten der Premier League erhält Chaibi viel Lob und nur wenig Tadel: „Er hat auf der Sechserposition gegen einen Top-Gegner ein richtig gutes Spiel gemacht, mit vielen Balleroberungen, fußballerisch guten Aktionen und vier Abschlüssen. Schön wäre es, wenn davon noch ein paar mehr aufs Tor kämen.“ Die nächste Bewährungschance könnte Chaibi schon in der Nacht auf Mittwoch erhalten, wenn die Eintracht im Rahmen ihrer US-Tour das nächste Testspiel gegen Louisville City (1.30 Uhr deutsche Zeit) bestreitet.

