Bei seiner Vorstellung am Montag legte Nationalstürmer Jonathan Burkardt die Gründe für seinen Wechsel von Mainz nach Frankfurt dar. Außerdem bedankte er sich beim Mainzer Sportvorstand Christian Heidel, der sich an eine alte Abmachung hielt.
Der Stürmer erklärt seinen Wechsel zur Eintracht
So voll wie am Montagmittag ist der Presseraum im Profi-Camp der Eintracht selten. Die Vorstellung des neuen Eintracht-Stürmers Jonathan Burkardt sorgt für ein gewaltiges mediales Echo. Der 24-Jährige hinterlässt bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in Frankfurt einen gleichermaßen aufgeschlossenen, bodenständigen und ehrgeizigen Eindruck. Im Detail erklärt er seine Beweggründe für den Wechsel von Mainz nach Frankfurt.
„Zum ersten Kontakt kam es im Winter. Da war aber sehr schnell klar, dass ich die Saison in Mainz zu Ende spielen möchte“, sagt Burkardt. Die Entscheidung für die Eintracht sei erst nach Saisonende gefallen. „Da führten wir ein paar Gespräche. Das Bemühen war sehr stark, mein Berater sagte oft, dass sie sich schon wieder melden. Dass man sich so um mich bemüht hat, gab mir ein sehr, sehr gutes Gefühl“, erzählt der Nationalspieler (drei A-Länderspiele).
Als sich Burkardt gegen die Eintracht entschied
Dass er schon als kleines Kind ins Frankfurter Waldstadion mitgenommen wurde und waschechter Hesse ist, spielte bei der Entscheidungsfindung dagegen keine Rolle. Burkardt traf eine rationale, wohlüberlegte Entscheidung, ließ sich nicht von Emotionen leiten. Das war bereits so, als er vor elf Jahren im Jugendbereich von Darmstadt 98 nach Mainz wechselte. Damals sagte er der ebenfalls interessierten Eintracht ab. „Es war ein ziemliches Tauziehen zwischen der Eintracht und uns“, verriet der Mainzer NLZ-Leiter Volker Kersting im vergangenen Jahr im kicker.
Burkardt spricht von einer „ähnlichen Entscheidung“ wie 2014 und führt aus: „Wer bemüht sich? Wer möchte mich wirklich haben? Und wo kann ich mich sportlich am besten weiterentwickeln? Damals hatte ich das Gefühl, dass Mainz der richtige Ort für mich ist, jetzt habe ich das Gefühl, dass Frankfurt der passende Ort ist.“ Die Teilnahme an der Champions League sei ein „super Argument“ gewesen, man merkt ihm die Vorfreude an. „Wenn ich daran denke, die Champions-League-Hymne das erste Mal zu hören, kann ich es gar nicht erwarten und würde gerne so schnell wie möglich loslegen“, frohlockt der Stürmer.
Die mögliche Bedeutung des Wechsels für die Perspektive in der Nationalmannschaft sei hingegen „eher im Hinterkopf“ gewesen. Bei der Eintracht traut man ihm jedenfalls zu, dass er auf den Zug zur WM 2026 aufspringt – und im DFB-Team weit mehr als nur eine Statistenrolle einnimmt. „Es ist ein großer Schritt für mich, international zu spielen“, sagt Burkardt, „hoffentlich werde ich noch ein paar Schritte in die richtige Richtung gehen, weil ich einfach mehr Spiele auf hohem Niveau habe.“
„Definitiv nicht hier, um den Verein als Sprungbrett zu nutzen“
In den vergangenen Jahren haben sich in Frankfurt zahlreiche Angreifer wie Hugo Ekitiké, Sebastien Haller, Luka Jovic, Omar Marmoush oder auch André Silva prächtig entwickelt und für höhere Aufgaben empfohlen. „Es hat sich gezeigt, dass sich Stürmer hier gut weiterentwickeln können. Das gibt mir ein gutes Gefühl“, meint Burkardt. „Es ist ja auch mein Ziel, vorwärtszukommen, mich weiterzuentwickeln und besser zu werden. Die Namen sind in Gesprächen schon mal gefallen, das sind coole Beispiele. Trotzdem möchte ich meinen eigenen Weg gehen.“
Ekitiké ist noch da, die anderen genannten Angreifer nutzten die Eintracht dagegen als Sprungbrett und waren spätestens nach zwei Jahren wieder weg. Nüchtern betrachtet lässt sich zwar auch bei Burkardt, der einen Vertrag bis 2030 unterschrieb, ein frühzeitiger Abschied nicht ausschließen. Doch er verdeutlicht, dass er seinen Wechsel zur Eintracht als längerfristiges Projekt sieht. „Ich bin definitiv nicht hier, um den Verein schnell wieder verlassen zu können oder als Sprungbrett zu nutzen. Mir ist enorm wichtig, dass ich mich hier identifizieren kann“, betont Burkardt. Er sehe die Eintracht nicht als „Zwischenschritt“, vielmehr wolle er sich „einleben, wohlfühlen und gerne ein paar Jährchen bleiben“.
„Coole Mentalität“
Ihm imponiert die „enorme Power“, die Stadion, Fans und Mannschaft zusammen entfalten. Außerdem lobt er die „coole Mentalität“ der Mannschaft. „Man hatte das Gefühl, dass eine Einheit auf dem Platz steht. Das gab mir einen großen Anreiz hierherzukommen“, verrät Burkardt. Exemplarisch nennt er den Sieg in Freiburg am letzten Spieltag, nachdem die Eintracht zuvor zwei Matchbälle im Kampf um die Champions League vergeben hatte: „Sich noch einmal so aufzubäumen und in Freiburg zu gewinnen, war beeindruckend.“
Als Charaktere führt er Kevin Trapp, Robin Koch, Arthur Theate und Rasmus Kristensen an. Zudem freut er sich auf die genialen Zuspiele von Mario Götze. „Es hat einfach Spaß gemacht, den Jungs zuzusehen, auch gegen sie zu spielen. Das waren faire, intensive Battles“, rekapituliert Burkardt. Zudem habe Trainer Dino Toppmöller die Mannschaft „jedes Jahr ein Stück vorangebracht“. Alles in allem sprachen „viele positive Anreize“ für die Eintracht.
Burkardts Dank an Heidel
Der Mainzer Sportvorstand Christian Heidel hätte dem Transfer allerdings einen Riegel vorschieben können. In der Branche gibt es durchaus Stimmen, die eine Ablöse jenseits von 30 Millionen Euro für angemessen gehalten hätten. Einen Transfer in dieser Größenordnung hätte die Eintracht wohl nicht realisieren können. Die Klubs einigten sich auf eine Sockelablöse im Bereich von 21 bis 23 Millionen Euro. Heidel hat nicht vergessen, dass Burkardt vor eineinhalb Jahren seinen damals auslaufenden Vertrag bis 2027 verlängert hatte, statt im Sommer 2024 ablösefrei zu wechseln.
„Christian Heidel sagte damals, dass er mir keine Steine in den Weg legen wird, wenn ich den Verein wechseln möchte. Ich bin sehr dankbar, dass er sein Wort gehalten und mir wirklich keine Steine in den Weg gelegt hat.“ Eine „Summe X“ sei seinerzeit allerdings nicht vereinbart worden. „Wir gaben uns die Hand, und er meinte: ‚Ich werde dir keine Steine in den Weg legen, wenn es mal so weit ist.'“ Etwas gepokert wurde in den vergangenen Wochen dennoch, bevor der Transfer am vergangenen Freitag offiziell verkündet wurde.

