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Der Gentleman zeigt nochmal Klasse: „So sehr liebe ich mich nicht“

Bei seinem letzten Heimspiel als Leverkusener Trainer wird Xabi Alonso von Klub und Fans ein emotionaler Abschied bereitet. Und auch dabei beweist der Baske, der auf dem Sprung zu Real Madrid ist, noch einmal seine Klasse.

Xabi Alonso geht als erfolgreichster Trainer der Bayer-Geschichte

Es war eine Flut an Emotionen. Schon vor dem Spiel hatte sich Mittelfeld-Stratege Granit Xhaka via Instagram fast schon pathetisch von Xabi Alonso verabschiedet. „Du hast uns nicht nur trainiert – du hast uns inspiriert“, hatte der 32-Jährige gepostet, der als der verlängerte Arm des Trainers auf dem Platz fungiert. Der Baske selbst wurde mit Wechselgesängen in der BayArena gewürdigt und stieg gemeinsam mit dem nach zehn Jahren bei Bayer 04 ebenfalls scheidenden Abwehrchef Jonathan Tah auf das Podest in der Nordkurve, um mit den Fans zu feiern.

Danach drehte der 43-Jährige noch eine Ehrenrunde, klopfte sich immer wieder mit der rechten Hand auf die Brust, warf Kusshände ins Publikum, bedankte sich danach noch vor der Trainerbank bei seinem Stab, dem Staff, Spielern und Mitarbeitern, umarmte jeden Einzelnen. Xabi Alonso, der Fußball-Romantiker, der sichtlich mit seinen Emotionen kämpfte, machte zum Abschied nochmal deutlich, was ihm Klub, Mitarbeiter und Fans bedeuten.

„Xabi hat Großes bewirkt. Hier ist keiner Meister geworden außer ihm – dafür möchte ich mich bedanken.“ (BVB-Trainer Niko Kovac)

Der Spanier hinterlässt tiefe Spuren. „Wir verlieren eine Persönlichkeit, einen Topspieler, einen Toptrainer, der hier Großes bewirkt hat. Ich habe auch hier gespielt“, erklärte BVB-Trainer Niko Kovac nachher auf der Pressekonferenz feierlich, „es ist keiner Meister geworden außer ihm – dafür möchte ich mich bedanken.“ Doch was dem anerkennenden Eingangsstatement seines Kollegen folgte, charakterisierte nochmal die großartige Persönlichkeit Xabi Alonso.

Trotz eines WM- und zwei EM-Titels als Spieler, trotz Champions-League-Erfolgen und zahllosen nationalen Titeln mit dem FC Liverpool, Bayern München und Real Madrid, ist der Weltstar bescheiden und demütig geblieben. Nie abgehoben, immer das Band zu den Fans, zu den Menschen suchend.

„Es bedeutet mir viel, weil es von den Fans, von den Menschen kommt.“ (Xabi Alonso)

Deren Anerkennung, deren Wertschätzung besitzt einen besonderen Wert für Xabi Alonso, den von diversen Abschiedsgeschenken (unter anderem ein Sakko mit eingenähtem Meistertrikot und einem eingesticktem „Danke, Xabi“ sowie eine Kollage zu seinen fast drei Jahren bei Bayer 04) eines ganz speziell berührte.

Dass ihm auch ein Straßenschild mit der Aufschrift „Xabi-Alonso-Allee“ geschenkt wurde (so hatten die Fans die an der BayArena vorbeilaufende Bismarckstraße nach dem Double umbenannt), mache ihn „sehr glücklich, sehr stolz – auch wenn es nicht offiziell ist.“ „Ich werde das Schild in mein Büro hängen, egal, wo es ist“, erklärte Xabi Alonso, der nächste Saison Real Madrid trainieren wird, „es bedeutet mir viel, weil es von den Fans, von den Menschen kommt. Das bedeutet noch mehr.“

„Ich werde es als eine der großartigsten Zeiten meines Lebens in Erinnerung behalten.“ (Xabi Alonso)

Und so war es ein Tag, der nur im Zeichen der großen Gefühle stand. Dafür hat der so erfolgsbesessene Trainer sogar sein eigentliches Credo hinten angestellt. „Fußball ist heute für mich nicht das Wichtigste. Für mich war es emotional. Dieser Verein bleibt für immer in meinem Herzen. Das Ergebnis ist egal“, sagte der Baske nach dem 2:4 gegen den BVB und fügte mit Blick auf den Gänsehaut-Abschied an: „Es war ein sehr schönes Geschenkpapier für mich für diese sehr schöne Periode in Leverkusen. Ich muss dankbar sein. Ich werde es als eine der großartigsten Zeiten meines Lebens in Erinnerung behalten.“

Der Klub und seine Fans natürlich auch nach dem ersten deutschen Meistertitel und dem Double 2024 sowie dem Gewinn des nationalen Supercups. Xabi Alonso geht nach zwei Jahren und acht Monaten bei Bayer 04 als der größte Trainer der Klubgeschichte. Ob er denn sich selbst auch so betrachte, wurde der Spanier gefragt, worauf dieser nochmal seine Klasse bewies.

Größter Trainer der Klub-Geschichte?

„Ich werde mir ganz sicher diesen Titel nicht verleihen. Sicher nicht“, wehrte Xabi Alonso den verdienten Lorbeer mit einer eindeutigen Handbewegung ab, „ich liebe mich selbst nicht so sehr.“ Dafür verriet er beim Blick auf die knapp drei Jahre große Dankbarkeit. „Ich bin happy und stolz. Es waren unterschiedliche Spielzeiten. Die erste Saison war die schwierigste, die zweite war eine Traumsaison, die dritte war sehr herausfordernd. Aber insgesamt können wir stolz sein, was wir erreicht haben. Wenn man sieht, wo der Klub war und wo er jetzt ist, dann ist das ein Fortschritt. Ein Teil davon zu sein, macht mich glücklich.“

Und so betonte er nochmal das Wir: „Ich fühle Dankbarkeit für das, was wir zusammen geschaffen haben, und die Unterstützung, die wir von allen bekommen haben, den Fans, den Mitarbeitern, den Spieler dem Staff, den Direktoren. Sie haben mir sehr geholfen. Die drei Jahre haben mich verändert.“ So wie er den Klub.

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Kein Hauch von Selbstbeweihräucherung. In einer Branche, in der allzu viele Protagonisten das helle Scheinwerferlicht nur auf sich zu fokussieren versuchen, ihre Mitstreiter vergessen, um sich im Glanz des Erfolges ganz allein zu sonnen, eine seltene wie wohltuende Haltung. Auch deshalb wird Xabi Alonso Bayer 04 und der gesamten Bundesliga fehlen. Adios, Xabi! Gracias, Xabi!

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