Statt Freiburger Jubel auf dem Sofa hat sich die Lage im Rennen um die Königsklasse zugespitzt. Der SC braucht wohl einen Sieg im Finale gegen Frankfurt, das plötzlich selbst wieder um sein Champions-League-Ticket zittert.
Wohl noch ein Sieg für die Königsklasse nötig
Die Freude war groß im Freiburger Lager nach dem 2:1-Sieg am Samstag in Kiel, aber nicht grenzenlos. Verständlich. Die stabilen wie effizienten SC-Profis haben durch ihren 16. Saisonsieg – der elfte mit nur einem Tor Vorsprung – zwar bereits die dritte Europa-League-Qualifikation binnen vier Jahren gesichert, was schon jetzt einen eindrucksvollen Erfolg in der Premierensaison von Cheftrainer-Neuling Julian Schuster darstellt. Aber da ist ja immer noch die mögliche erstmalige Zulassung für die Königsklasse.
Die Routiniers Vincenzo Grifo und Matthias Ginter brachten die ambivalente Lage in ARD-Interviews anschaulich zum Ausdruck. „Ich habe den Jungs gesagt, wie unglaublich stolz ich auf sie bin, wie wir alle zusammenhalten und was für eine Energie und Power in dieser Mannschaft steckt“, sagte Grifo: „Das war mit das schwierigste Spiel, vor allem, weil viele erwartet haben, dass wir in Kiel sicher gewinnen. Das war aber nicht so. Deshalb Chapeau vor dieser Mannschaft.“
Ein Sieg fehlt noch – außer Dortmund stolpert gegen Kiel
Der Sieg war zwar knapp und am Ende ließen sich die Freiburger ohne Entlastung zu tief von verzweifelten Kielern hinten reindrängen, aber sie gestatteten keine zwingenden Gelegenheiten mehr und waren mit Blick auf ein Chancenverhältnis von 8:3 der klar verdiente Sieger. Das soll allerdings nicht der letzte Dreier der Saison gewesen sein. Ein Sieg fehlt noch, um sicher und unabhängig von anderen Resultaten erstmals in der Vereinsgeschichte die Qualifikation zur Champions League zu schaffen.
„Es ist ja noch ein Spieltag, deswegen ist es noch nicht die überschwängliche Freude, weil nach oben noch nichts feststeht“, sagte Ginter und vermied es, wie die meisten SC-Akteure in den vergangenen Wochen, den Begriff Champions League überhaupt in den Mund zu nehmen.
Den großen Triumph hätten die Freiburger bei einer Dortmunder Niederlage in Leverkusen am Sonntag bereits auf dem Sofa feiern können. Aber diesen Gefallen tat ihnen der BVB nicht. Im Gegenteil: Die Borussen siegten eindrucksvoll beim entthronten Meister mit 4:2 und sind in ihrem abschließenden Heimspiel gegen abgestiegene Kieler riesiger Favorit.
„Wir haben es in der eigenen Hand. Zu Hause mit den Fans können wir sowieso noch mal alles raushauen gegen Frankfurt.“ (Patrick Osterhage)
Der SC wird also aller Wahrscheinlichkeit nach einen weiteren Sieg benötigen, um die Champions League klarzumachen. Erschwerend kommt allerdings durch den aus Freiburger Sicht ungünstigen Sonntag hinzu: Die Eintracht hat durch das enttäuschende 2:2 gegen St. Pauli ihr vorzeitiges Königsklassenticket verpasst, vor dem direkten Duell selbst noch Druck und braucht im Europa-Park-Stadion noch einen Punkt, um nicht im schlimmsten Fall noch von Freiburg und Dortmund überholt zu werden.
Die Leistung beim 2:2 gegen Leverkusen als Blaupause
Patrick Osterhage machte allerdings schon am Samstagabend die Freiburger Haltung klar: „Es ist natürlich das Ziel, den Platz auch am Ende der Saison zu behalten. Dafür ist noch ein Spiel da. Wir haben es in der eigenen Hand. Zu Hause mit den Fans können wir sowieso noch mal alles raushauen gegen Frankfurt. Hoffentlich stehen wir dann da, wo wir jetzt stehen.“ Mit einem Sieg würden sich die Breisgauer durch die neue Konstellation aber sogar auf Rang drei vorschieben – was Osterhage sicherlich auch recht wäre.
Auch Schuster hatte am Samstag schon auf die eigene Stärke und die eigene Möglichkeit hingewiesen: „Ich bin ein Fan davon, die eigenen Hausaufgaben zu machen. Wenn es morgen passiert, ist das schön. Wenn nicht, dann haben wir noch ein eigenes Heimspiel, in dem wir zeigen können, wie wir es auch letzte Woche getan haben, dass wir großen Vereinen das Leben schwer machen können.“ Damit meinte er das 2:2 gegen Leverkusen nach einer überzeugenden, sehr griffigen Leistung.
Die wird erneut nötig sein, nur das Resultat würde dann wohl nicht für das große Traumziel ausreichen – außer Dortmund stolpert gegen Kiel. Sehr unwahrscheinlich, aber im Fußball weiß man nie. Das zugespitzt-dramatische Finale um die Königsklasse mit drei Mannschaften, die jeweils aus eigener Kraft eines der beiden verbliebenen Tickets erreichen können, sorgt vor allem bei den neutralen Beobachtern jedenfalls schon jetzt für große Vorfreude.