Als wäre die sportliche Spannung für Holstein Kiel vor dem Keller-Gipfel in Heidenheim nicht schon groß genug. Am Sonntag kämpft der Bundesliga-Novize aus dem Norden nicht nur gegen den Tabellenletzten, sondern auch gegen den Fluch auf der schwäbischen Ostalb.
Ernüchternde Bilanz vor Keller-Gipfel
Der Trend stimmt bei Holstein Kiel. Dem 1:0 bei Union Berlin folgte am vergangenen Samstag ein respektables 2:2 gegen den VfB Stuttgart. Erstmals in dieser Saison punktete der Bundesliga-Aufsteiger von der Förde damit zweimal in Serie. Am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) geht’s für den Tabellenvorletzten im ultimativen Keller-Gipfel zum Schlusslicht 1. FC Heidenheim. Mit dem zweiten Auswärts-Dreier ihrer noch jungen Erstliga-Geschichte könnten die Störche im Optimalfall auf Relegationsplatz 16 fliegen. Rosige Aussichten im Abstiegskampf, wäre da nicht der Fluch auf der schwäbischen Ostalb.
Rapp kommt ins Grübeln
Die ernüchternde Bilanz der Kieler in der Voith-Arena seit dem Premieren-Gastspiel vor fast genau 15 Jahren am 20. März 2010: sechs Niederlagen, ein Remis und nur ein Sieg (5:3 am 15. Oktober 2017). Und auch Holstein-Trainer Marcel Rapp selbst kommt beim Namen Heidenheim ins Grübeln. Für den 45-Jährigen gab’s in den zurückliegenden vier Duellen am Schlossberg sowohl mit der KSV in Liga zwei (1:2, 0:3) als auch zuvor mit der U 19 der TSG Hoffenheim (2:3, 0:3) nichts zu holen.
Rapps Motto gegen die bösen Geister: Nicht in den Rückspiegel, sondern nur nach vorne schauen. „Am Sonntag steht eine andere Mannschaft auf dem Feld“, erklärte der Wahl-Kieler am Freitag Faktisches zum Symbol der Hoffnung. „Die Leistungen der vergangenen Wochen, die positive Entwicklung der Mannschaft und die Qualität im Training“, das mache Mut. „Deshalb fahre ich bei allem Respekt vor dem Gegner mit der vollen Überzeugung nach Heidenheim, die drei Punkte zu holen“, so Rapp.
Und die personellen Vorzeichen sind gut: Der linke Flügelverteidiger John Tolkin steht nach einem Muskelfaserriss vor seinem Startelf-Comeback, sogar Dauer-Sorgenkind Carl Johansson bietet sich wieder als echte Alternative für das Deckungszentrum an. Verzichten muss der Coach dagegen neben den Langzeitausfällen Patrick Erras (Folgen einer Gehirnerschütterung), Colin Kleine-Bekel (Aufbau nach Kreuzbandriss) und Ivan Nekic (Schambeinverletzung) auf Andu Kelati (Knieverletzung) und Max Geschwill (Infekt).
Zusätzlichen Rückenwind für die Kieler Ambitionen könnte zudem ein logistisches Detail liefern. Anders als bei den zurückliegenden acht Heidenheim-Dienstreisen logieren die Störche an diesem Wochenende nicht in der fußläufig vom höchstgelegenen Stadion des deutschen Profifußballs entfernten Vier-Sterne-Herberge. Der Wechsel des Stammquartiers als gutes Omen?