Wieder keine Chance bei einem Top-Team. Das 1:4 in Frankfurt bestätigte eine für den SC Freiburg unangenehme Serie. Danach sprach Abwehrchef Matthias Ginter (30) über die Defizite in solch schwierigen Partien.
Nachgefragt beim SC-Abwehrchef nach dem 1:4 in Frankfurt
0:2 in München, 1:3 in Leipzig, 0:4 in Dortmund, 1:5 in Leverkusen und 1:4 in Frankfurt – so lautet Freiburgs bittere Bilanz gegen Top-Teams in dieser Saison. Während der SC in München, Leipzig und Leverkusen zumindest gute Phasen gezeigt hatte, erinnerte der Auftritt bei der Eintracht eher an den Totalausfall beim BVB. Der 51-malige Nationalspieler Matthias Ginter, der mit Max Rosenfelder noch ein vergleichsweise stabiles Abwehrzentrum in einem schwachen Team bildete (siehe Einzelkritik), erklärte danach, in welchem Kernbereich sich der Sport-Club im Duell mit den Großkalibern am meisten verbessern kann.
Wie fällt Ihre erste Begründung für diese auch in der Höhe nicht unverdiente Niederlage aus, Herr Ginter?
Ich glaube auch, dass es in der Höhe nicht unverdient war. Schon in der ersten Halbzeit sind die Frankfurter immer wieder durchgebrochen. Da hatten wir gefühlt schon zehn bis 15 Situationen, die wir noch irgendwie geklärt haben, etwa nach Flanken, Pässen vor die Kette oder in den Rückraum. In der zweiten Hälfte hat es noch mal zugenommen. Sie sind sehr einfach in unsere Hälfte und fast noch einfacher in unseren Strafraum gekommen. An einem überragenden Tag mauern wir da irgendwas zusammen, aber letztlich war es eine Frage der Zeit, bis hinten bei uns was passiert.
Warum hat Ihre Mannschaft nach der Pause kaum noch für Entlastung gesorgt und sich keine einzige Torchance mehr erarbeitet?
Das war schon gegen Kiel (3:2-Sieg, Anm. d. Red.) erkennbar, wo es aber noch nicht so ins Gewicht gefallen ist: Unsere größte Verbesserungsmöglichkeit liegt im Spiel mit dem Ball. Du brauchst in solchen Spielen, gerade auswärts, auch guten Ballbesitz. Generell und vor allem auch in der gegnerischen Hälfte Richtung Tor, um zu entlasten und hinten nicht immer in solche brenzligen Situationen zu kommen. Wenn du so oft hinten brenzlige Situationen hast, fallen irgendwann die Gegentore.
„Um in solchen Spielen auch mal eine Chance zu haben, brauchen wir auch das Spiel mit dem Ball.“ (Matthias Ginter)
In der ersten Hälfte hat es der SC zumindest geschafft, der Eintracht noch nicht viele klare Torchancen zu gestatten und selbst durch eine super Kombination überraschend in Führung zu gehen. Ist es dann besonders bitter, kurz darauf und direkt vor der Halbzeit ein Standardgegentor nach einer Ecke zu kassieren?
Das ist auch eine Folge davon, wenn du viel hinterherlaufen und ackern musst. Dann denkst du mal, okay, jetzt ein Standard, mal kurz durchatmen. Natürlich kann man die Tore speziell durchgehen, aber es gab noch so viele andere Situationen für die Eintracht.
Womit wir wieder beim grundsätzlichen Problem wären. Man hatte das Gefühl, dass manchmal auch Mut und Anspielstationen für produktiven Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte fehlten.
Es geht um sehr viele Sachen, zum Beispiel: Wie verhalte ich mich generell im Positionsspiel? Wir versuchen alles, wir tun alles, wir sind auch mutig, es ist nicht so, dass wir nicht spielen wollen. Eigentlich haben wir auch genügend Zocker, gerade vorne, die das immer wieder auch zeigen. Aber es geht, wie gesagt, viel um Struktur und wie man steht, wenn mal ein Ball verloren geht. Da nutzt gerade ein Team wie Frankfurt mit seinem sehr guten Umschaltspiel Fehler direkt aus. Es ist generell die Freiburger DNA, mit guter Mentalität viel zu kämpfen, das passt alles, das haben wir auch schon oft gezeigt. Um in solchen Spielen auch mal eine Chance zu haben, brauchen wir aber auch das Spiel mit dem Ball.
Es gab eine Situation, als Maximilian Eggestein im Zentrum mit dem Ball am Fuß die Arme ausgebreitet hat, um wohl auf fehlende Bewegung und Anspielstationen hinzuweisen.
Wenn du viel hinterherläufst, will du natürlich auch erstmal kurz schnaufen, wenn du mal den Ball hast. Das hängt alles miteinander zusammen. Deswegen ist es nicht nur die eine Baustelle, aber mit dem Ball können wir uns am meisten verbessern, um in solchen Spielen, gerade auswärts, nicht nur zwei gefährliche Situationen zu haben, sondern fünf, sechs oder sieben.
Zusammengefasst ist der SC an Liga altbekannte Grenzen gestoßen, wenn er es nicht schafft, finanziell und qualitativ besser besetzte Mannschaft auch in deren Defensive zu fordern.
Genau, es ist wie ein Fass, das irgendwann überläuft, wenn der Gegner immer hinter die letzte Kette kommt, wenn er immer über außen durchkommt und flache, scharfe Bälle reinbringt. Wir sind viel hinterhergelaufen und haben es auch mit einer Mischform, meist hinten zu fünft zu verteidigen, nicht geschafft, diese Wellen zu stoppen. Aber nochmals: Ich bin überzeugt, dass das Ganze ein großes Stück weit mit unserem eigenen Ballbesitz steht und fällt.