Sieben Spieltage vor Schluss liegt Mainz 05 auf Kurs Champions League. Über Europa wollte Bo Henriksen vor der Partie gegen Kiel aber noch nicht sprechen. Dies tut er viel lieber mit seinen Spielern.
Europa immer noch kein Thema?
45 Punkte nach 27 Spielen, Platz 4 und die Qualifikation für die Champions League in der eigenen Hand: Hätte man diesen Zwischenstand vor der Saison in Mainz vorausgesagt, hätten wohl selbst die größten Optimisten sich schwergetan, zuzustimmen. Schließlich käme ein solcher Rang in der Endabrechnung gleich in doppelter Hinsicht einem Novum gleich. Es wäre die beste Bundesligaplatzierung und erste Königsklassenteilnahme der Mainzer Geschichte.
Sicher ist diese Abschlussbilanz aber freilich noch nicht. Worauf auch Trainer Bo Henriksen bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Kiel am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) hinwies. „Wenn wir am 17. Mai in Europa sind, sind wir glücklich. Wenn nicht, haben wir es probiert“, wollte sich der Däne nicht zu Spekulationen hinreißen lassen.
Stattdessen bemühte er fast etwas entschuldigend eine alte Phrase: „Ich weiß, dass es langweilig ist, aber wir haben letztes Jahr von Spiel zu Spiel geschaut und müssen das auch dieses Jahr tun.“
Henriksen nimmt Favoritenrolle an
Mit Blick auf den kommenden Gegner hieße es, die Herausforderung nicht zu unterschätzen. „Es ist schwer, sich einen taktischen Plan zu machen“, blickte Henriksen auf die Variabilität von Gegenüber Marcel Rapp. Gleichzeitig kam der FSV-Coach nicht umhin, die tabellarischen Kräfteverhältnisse in Richtung der eigenen Farben zu deuten. „Wir wissen, dass wir gegen Kiel Favorit sind“, gab er unumwunden zu und bestätigte die Bedeutung der vier verbleibenden Heimspiele auf dem Weg zum bestmöglichen Abschneiden.
- Drei Gegentore: Novum für Mainz, ein Dutzend für Kiel(+)
Welche Bedeutung eine Qualifikation für den internationalen Wettbewerb auf den Verein habe, wiegelte Henriksen indes cool ab. „Das musst du mit Heidel besprechen“, delegierte er die Frage an seinen Sportvorstand und blieb dem Understatement treu: „Das Wichtigste jetzt ist, dass wir uns auf die nächste Saison vorbereiten können. Wir wissen, dass wir Bundesliga spielen. Das ist gut für den ganzen Verein, die Vorbereitung, Transfers und alle diese Sachen.“
„Es ist wichtig für mich, für jeden Spieler ein Gefühl zu haben.“ (Bo Henriksen)
Das Wichtigste für Henriksen selbst sei derweil, „sein Bestes zu geben“ – wobei der 50-Jährige seine Schützlinge vor jedem Spiel mit einem kurzen Austausch unterstützt. „Es ist wichtig für mich, für jeden Spieler ein Gefühl zu haben. Wenn ich mit jedem Spieler 20 bis 25 Sekunden spreche, kann ich spüren, wo er ist“, erklärte der Däne die Angewohnheit, die er bereits seit Beginn seiner Trainerlaufbahn habe.
Überhaupt hat der Dialog, ein Erfolgsrezept Henriksens, für den Trainer einen hohen Stellenwert. Schließlich sei es unerlässlich, dass jeder Profi wisse, woran er sei. So betont der Trainer: „Wichtig ist, dass alle es verstehen und ich ehrlich zu jedem Spieler bin.“ Dann seien auch Differenzen kein Problem.
Gleichermaßen helfe der stetige Austausch dem ehemaligen Zürcher, seine Spieler richtig zu greifen und die notwendige Balance zu finden, „um im richtigen Aufmerksamkeitsbereich und bereit für die Herausforderung zu sein“. So brauche es je nach Akteur und Situation „Motivation, Selbstvertrauen oder Power“: „Es kommt darauf an, welcher Spieler es ist und wo er steht.“ Ein Umstand, für den Henriksen ein feines Gespür zu haben scheint.